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B2.Streetwork Jahresbericht 2009 - KIM - Soziale Arbeit eV

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Vorwort<br />

Geschäftsleitung<br />

Jeden Tag werden in unserem B2.Kontakt-Café die Toiletten und<br />

Duschen gründlich gereinigt. Organisiert von den KollegInnen,<br />

durchgeführt von zuverlässigen Gästen, die sich in guten Phasen<br />

mit der wiederkehrenden Aufgabe den Alltag strukturieren und einen<br />

kleinen Obulus verdienen können – ein Pack Tabak, ein Mittagessen.<br />

Heinz Plaumann, unser Koch und Hausmeister kontrolliert<br />

das Reinigungsergebnis, besorgt Desinfektionsmittel und Verbrauchsmaterialien<br />

und greift selbst zu Schrubber und Schlauch,<br />

wenn doch einmal der Putzer / die Putzerin nicht erscheint.<br />

Es ist kein Job wie jeder andere: Toiletten verstopfen häufig, wenn Spritzenbestecke<br />

schnell entsorgt werden (müssen). Manches bleibt liegen in der Eile, Hygiene ist oft<br />

zweitrangig, Infektionen und Abszesse sind Nebenwirkungen. Es folgt das Unbehagen<br />

der Reinigungskräfte, obwohl sie alles schon mal selbst erlebt haben.<br />

Trotz häufiger Kontrollen durch die SozialarbeiterInnen, auch während (!) der Toilettengänge<br />

unserer Gäste, sind die Toiletten ein Ort, an dem in der Not auch mal hastig<br />

der Schuss gesetzt wird. Schnell aufkochen, abbinden, aufziehen, injizieren, abdrücken<br />

– Entlastung, Spritze liegen lassen. Schnell wieder raus – bloß nicht auffallen.<br />

Wer beim Konsum im Haus bzw. auf der Toilette erwischt wird, erhält ein mehrtägiges<br />

Haus- und Geländeverbot – wir dürfen keine Gelegenheit zum Konsum bieten.<br />

Es ist nicht leicht, bei rund 80 Gästen täglich stets alles und jeden im Blick zu behalten.<br />

Drogenabhängige Menschen müssen konsumieren – gespritzt wird hinter Büschen,<br />

Ecken, aber auch auf öffentlichen Toiletten, in Kranken-, Kauf-, Park- oder<br />

Treppenhäusern. Oft draußen und irgendwie meistens heimlich, unhygienisch, hastig<br />

und mit dem Risiko der Entdeckung. Dreck birgt Infektionsgefahr, Überdosierung und<br />

schlechter Stoff nach wie vor den Tod, der selten in der örtlichen Presse große Beachtung<br />

findet.<br />

Lange wurde auch in Paderborn über einen sogenannten (legalen) Gesundheitsraum<br />

für Schwerstabhängige diskutiert. Mancherorts wurden sie eingerichtet, z.B. in Bielefeld,<br />

wo mittlerweile 120 bis 150 Konsumvorgänge täglich unter professioneller medizinischer<br />

Kontrolle stattfinden. Die über Jahre wissenschaftlich begleitete ‚Heroinstudie‘<br />

legt nahe, dass für einen Teil der Schwerstabhängigen sogar die Originalstoffvergabe<br />

mit Diamorphin den herkömmlichen Substitutionsmitteln (Methadon, Polamidon)<br />

vorzuziehen ist.<br />

von<br />

Günter Helling<br />

(Dipl.-Pädagoge)<br />

Leiter des<br />

<strong>B2.Streetwork</strong><br />

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