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2.1 Theorien<br />
Im Bereich Fremdsprachenlernen und -lehren sind folgende drei theoretische Richtungen<br />
von besonderer Bedeutung für den Fremdsprachenunterricht:<br />
Deskriptive Linguistik<br />
Lerntheorien<br />
Didaktische Theorien<br />
In einer vollkommenen Welt würden alle drei Richtungen harmonisch neben- und<br />
miteinander existieren. In den letzten Jahrzehnten war jedoch ein ständiger Wechsel zu<br />
beobachten, wobei das theoretische Pendel einmal zur einen Theoriemeinung schwang,<br />
dann wieder zur anderen, je nachdem, welcher Bereich von den ForscherInnen gerade<br />
als besonders fruchtbar erachtet wurde.<br />
So genossen in den 1970er Jahren deskriptive Ansätze eine kurze Blütezeit. Diese<br />
gingen von einer Konzeptualisierung von Sprache als fertigkeitsorientierter Handlung<br />
aus, wobei insbesondere der Zusammenhang zwischen Bedeutung und Sprachverwendung<br />
untersucht wurde. Das Ziel des Sprachunterrichts war dementsprechend<br />
nicht mehr der Erwerb von Wissen, sondern der Erwerb von Fertigkeiten, woraus sich<br />
wiederum die Forderung nach lernerzentrierten didaktischen Ansätzen ableitete, wobei<br />
die Simulation authentischer Sprachprozesse als wesentliche Voraussetzung und<br />
Bedingung für den Lernerfolg galt. Dieser so genannte kommunikative Ansatz führte zu<br />
einer wahren Revolution im Unterricht und nimmt nach wie vor in der europäischen<br />
Bildungslandschaft eine Schlüsselstelle ein.<br />
In den 1980er und 90er Jahren, die man auch als postkommunikative Periode<br />
bezeichnen könnte, verlagerte sich der Schwerpunkt in Sprachforschung und Didaktik<br />
weg von der Sprachdeskription in Richtung Beschreibung der Lernprozesse.<br />
Theoretisch bereichert wurde die Diskussion durch Anleihen von anderen Disziplinen:<br />
Einige, vor allem sprachwissenschaftlich orientierte Ansätze, konzentrierten sich auf<br />
die dem Zweitsprachenerwerb zugrunde liegenden Lernprozesse, nahmen aber oft<br />
einen ursprünglich für den Erstspracherwerb entwickelten theoretischen Rahmen als<br />
Ausgangspunkt (z.B. Ellis 1997; Lighbown & Spada 1993). Andere Forschungskonzepte,<br />
und hier insbesondere jene, die sich auf die Erkenntnisse der kognitiven<br />
Psychologie stützten, gingen davon aus, dass der Spracherwerb nur einen von vielen<br />
Lern- und Entwicklungsprozessen darstellt, der im Rahmen eines allgemeinen<br />
kognitionstheoretischen Modells zu untersuchen sei.<br />
Zusätzlich zu diesen Forschungsrichtungen kamen noch allgemeinere Bildungs- und<br />
Lerntheorien, wie der soziale Konstruktivismus oder die humanistische Philosophie<br />
(s. Williams und Burden 1997). Durch diese breitere konzeptionelle Basis wurde das<br />
Forschungsinteresse vermehrt auch auf die Faktoren gelenkt, die sich auf das Lernen im<br />
schulischen Umfeld allgemein und nicht nur auf den Fremdsprachenerwerb auswirken.<br />
Als Beispiele seien hier nur humanistische Ansätze und die Lernerautonomie genannt.<br />
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