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Die Lektüre von Un niveau-seuil muss AutorInnen von Unterrichtsmaterialien folglich<br />
sowohl zu einer kritischen Betrachtung der zu vermittelnden Inhalte als auch zu einer<br />
Reflexion über den Stellenwert der Grammatik veranlassen. Ergänzend dazu ist – eben<br />
in Hinblick auf die Erstellung von Lehrmaterialien – auch der oben bereits<br />
angesprochene Begriff der Minimalkompetenz einige Überlegungen wert: „[...] une<br />
compétence minimale de communication doit être caractérisée de façon fonctionnelle,<br />
c’est-à-dire par rapport à ce que cette compétence permet de faire.“ 1 Eben diese<br />
Minimalkompetenz kann von informierten Lernern ausdrücklich gefordert werden, wie<br />
die Autoren einer Umfrage im Rahmen eines COMETT-Projekts herausgefunden<br />
haben: „Folgende Gegebenheiten muss man sich vor Augen halten: Angestellte in<br />
führenden Positionen benötigen zwar mehr als eine Fremdsprache, jedoch ist es gerade<br />
diese Gruppe, die privat nur wenig Zeit für den Erwerb oder zum Vertiefen einer<br />
Fremdsprache aufwenden kann. Fremdsprachen werden oft nur eine gewisse Zeit<br />
benötigt, zudem ist die Fremdsprache nicht das wichtigste Arbeitsinstrument. Das<br />
heißt, dass technisches oder kaufmännisches Wissen vorrangig ist, und dass man es<br />
sich daher überlegt, wie viel Zeit man zum Erlernen einer Fremdsprache investieren<br />
will [...].“ 2<br />
Bedarfserhebung also auf allen Ebenen: auf der Ebene der Inhalte und der Lexik, auf<br />
jener der Grammatik und letztlich auf jener der erforderlichen Vollständigkeit der<br />
Sprachausbildung.<br />
An erster Stelle steht gewiss die Analyse der Inhalte und der Lexik, aus welcher sich<br />
die beiden weiteren genannten Analysen (Grammatik und Umfang der Fremdsprachenkompetenz)<br />
unmittelbar ergeben. Dabei zeigt sich sofort, dass die Bedarfserhebung<br />
nicht dieselbe sein kann für alle Lerner: es gibt solche, denen Konfektionsware<br />
verpasst werden muss, für andere kann maßgeschneidert werden. Man braucht,<br />
anders gesagt, eine direkte und eine indirekte Bedarfserhebung.<br />
Eine direkte Erhebung kann für Lerner durchgeführt werden, die sich in einem ganz<br />
bestimmten beruflichen Umfeld befinden, innerhalb dessen sie eine Fremdsprache<br />
einsetzen müssen. Die im Rahmen des genannten COMETT-Projekts durchgeführte<br />
direkte Bedarfsanalyse, die die Grundlagen zu einer innerbetrieblichen Schulung<br />
bildete, wurde von den beiden Autoren so beschrieben: „Das Ziel der vorliegenden<br />
Untersuchung bildet die Präzisierung der Ansprüche von Beschäftigten in Wirtschaftsbetrieben<br />
an eine für ihre speziellen Bedürfnisse konzipierte Fremdsprachenvermittlung.<br />
Dabei gilt es zunächst, den konkreten Bedarf anhand der fremdsprachlichen<br />
Praxis genau zu bestimmen, um dann in einem zweiten Schritt daraus<br />
didaktische Leitlinien für den Fremdsprachenunterricht ableiten zu können.“ 3<br />
1 Un niveau-seuil, S. 2.<br />
2 Anke Gladischefski und Richard Zaiser: Interpretation einer Umfrage zur Arbeit in und mit Fremdsprachen<br />
in High-Tech-Betrieben in Frankreich und Österreich. In: Fachsprachenunterricht und<br />
betriebliche Praxis, Hrsg. von Alfred und Christine Noe, Frankfurt am Main (Lang) 1995, S. 106.<br />
3 Gladischefski und Zaiser, Interpretation, S. 75.<br />
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