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RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE

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110 Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft<br />

1909: Der Budapester Kongreß. Die zwei<br />

Jesusknaben<br />

Ende Mai 1909 findet der Fünfte Kongreß der Föderation der<br />

Europäischen Sektionen der Theosophischen Gesellschaft in<br />

Budapest statt. Diesmal sind die von Besant geprägten Theosophen<br />

die Veranstalter. Rudolf Steiner vermißt das künstlerische<br />

Element, das zwei Jahre zuvor in München so wesentlich<br />

war. Aber das ist nur ein Teil seiner inneren Distanzierung.<br />

Obwohl ihm in der Eröffnungssitzung vom 30. Mai Annie<br />

Besant die goldene Suba-Row-Medaille für seine Verdienste<br />

überreicht und damit nach außen hin noch einmal Harmonie<br />

vorgespiegelt wird, sind doch die inneren Gräben unüberbrückbar.<br />

Geradezu provokativ für die fernöstlich orientierten<br />

Theosophen - Besant sagte einmal: «Viele von uns, und ich<br />

selbst, sind keine Christen» (Miers 1986,68) - hält Steiner seinen<br />

Kongreßvortrag am 31. Mai über das Thema « Von Buddha<br />

zu Christus». Darin stellt er den «Christus» als das Mittelpunktswesen<br />

des Weltalls dar, auf das sich die anderen Religionen<br />

- und namentlich der von Blavatsky und Oleott so sehr<br />

geschätzte Buddhismus - evolutionär zubewegen. Offensichtlich<br />

stößt dieser Vortrag bei den Besantschen Theosophen auf<br />

scharfen Protest. Denn Marie Steiner-von Sivers meint rückblickend:<br />

«Annie Besant wurde zum Werkzeug einer gegenchristlichen<br />

Strömung. Im Sommer 1909 in Budapest mußte Rudolf Steiner<br />

ihr sagen, daß ihre Wege sich innerlich geschieden hätten. Ein<br />

Kampf für und gegen Christus hat auch hier stattgefunden. 'Eine<br />

Theosophie, welche nicht die Mittel hat, das Christentum zu<br />

begreifen, ist für die gegenwärtige Kultur völlig wertlos.' 1910<br />

hat Rudolf Steiner dies Wort gesprochen» (zit. nach Wachsmuth<br />

1951,140).<br />

An dieser Stelle zeigt sich übrigens, warum die Anthroposophie<br />

für den im «christlichen Abendland» lebenden Menschen<br />

weit verführerischer und gefährlicher ist als die buddhistische<br />

oder brahmanistische Theosophie. Die Anthroposophie greift<br />

christlich-abendländische Begriffe auf und füllt diese mit

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