RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
RUDOLF STEINER UND DIE ANTHROPOSOPHIE
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Wiener Jahre 43<br />
Die entscheidende Unterstützung bei diesem Bestreben erhält<br />
er nicht von der Philosophie, sondern von einem «einfachen<br />
Manne aus dem Volke», den er bei seinen Zugfahrten von<br />
Inzersdorf nach Wien trifft. «Er sammelte auf dem Lande Heilkräuter<br />
und verkaufte sie in Wien an Apotheken. Wir wurden<br />
Freunde. Mit ihm konnte man über die geistige Welt sprechen<br />
wie mit jemand, der Erfahrung darin hatte (...) Er offenbarte<br />
sich so, als ob er als Persönlichkeit nur das Sprachorgan wäre<br />
für einen Geistesinhalt, der aus verborgenen Welten heraus<br />
sprechen wollte» (636,45f.).<br />
Steiner umhüllt die Person dieses Kräutersammlers mit einem<br />
seltsamen Geheimnis, indem er seinen Namen verschweigt.<br />
Er erwähnt nur, daß man ihn in seinen Mysteriendramen<br />
in der Gestalt des «Felix Bälde» finde (636,47). Dort tritt<br />
er als Eingeweihter auf, in dem sich der «Naturgeist» offenbart.<br />
Durch intensive Nachforschungen hat der Steiner-Schüler Emil<br />
Bock herausgefunden, daß es sich bei dieser geheimnisvollen<br />
Persönlichkeit, die für Steiner offensichtlich ein Führer zu den<br />
«geistigen Welten» geworden ist, um Felix Koguzki (auch: Krakozki)<br />
aus dem Dorf Trumau bei Wien handelt (Bock 1967).<br />
Koguzki war nun tatsächlich ein Okkultist höchsten Grades,<br />
was vollends durch folgende Charakterisierung, die Gerhard<br />
Wehr gibt, deutlich wird: «Die wenigen Bücher, über die er<br />
verfügt, handeln vornehmlich von 'Haus- und Heilmitteln für<br />
Menschen und Vieh', auf natürlicher und sympathetischer<br />
Grundlage. Der zu Heilzwecken angewandte 'animalische Magnetismus'<br />
nach Franz Anton Mesmer spielt darin eine ebenso<br />
große Rolle wie die Praktiken der sogenannten Besprechung<br />
oder der Herstellung von wirkkräftigen Amuletten» (Wehr<br />
1993,44).<br />
Der Mesmerisrnus oder animalische Magnetismus - so viel<br />
sei hier zur Beurteilung gesagt - beruht wie andere magische<br />
Praktiken auf dem Weltbild des Spiritismus, das sich als naturalistischer<br />
Monismus und Evolutionismus kennzeichnen läßt.<br />
Nach dieser Weltsicht gilt die gesamte Wirklichkeit als Energiefeld.<br />
In diesem stellen Gott, Geistwesen, Mensch, Tier,<br />
Pflanze und Mineral unterschiedliche Verdichtungsstufen der-