Jahresbericht 1979 - Eawag-Empa Library
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lastung (höchste Entropie), die in Lastpaket LP 2 zusammengefasst<br />
ist.<br />
Die bei der industriellen Produktion entstehenden Abfälle, die eigentlichen<br />
Industrieabfälle, gelangen zu einem grossen Teil ebenfalls<br />
in den linearen Materialfluss und erhöhen damit LP 2. Im Falle<br />
der Deponie ist der Materialfluss, abgesehen von einer gewissen dissipativen<br />
Verteilung, fast linear. Bei der energetischen Nutzung der<br />
Deponiegase, bei der Verwertung der Müllschlacke im Strassenbau und<br />
bei der Verbrennung der Abfälle mit Wärmerückgewinnung kann man von<br />
einem allerdings kleinen partiellen Kreislauf sprechen (leichte Erniedrigung<br />
der Entropie).<br />
Manche Produktionsabfälle werden seit jeher ohne nennenswerte Aufbereitung<br />
wieder in den Produktionsfluss eingeführt, wie z.B. Metallschrott,<br />
Glasbruch in Glashütten, Altpapier in Kartonfabriken etc.<br />
Dieser kurze industrielle Rohstoffkreislauf (weisse Pfeile) ist der<br />
sinnvollste und verursacht kaum ein Lastpaket.<br />
Andere Produktionsabfälle, aber auch kommunale Abfälle, können aufbereitet<br />
und als Sekundärrohstoffe, Rohmaterialien oder als neue<br />
Produkte niedrigerer Entropie wieder einer Verwendung zugeführt werden<br />
(weisse Pfeile). Beispiele: Reraffination von Altöl zu neuwertigen<br />
Schmierölen; Herstellung von Baumaterial aus Müll und Müllschlacke;<br />
Schrottgewinnung aus Autowracks in Shredderanlagen; Aufbereitung<br />
tierischer Abfälle zu Tierkörpermehl und Industriefett;<br />
Aufbereitung biogener Abfälle zu Düngern etc.<br />
Mit dieser vielfach energieaufwendigen Aufbereitung ist jedoch ebenfalls<br />
eine Umweltbelastung, nämlich LP 3, verknüpft; zudem gelangen<br />
dabei manche Stoffe zur dissipativen Verteilung. Recycling-Enthusiasten<br />
sehen in der Rückführung der Abfälle in Kreisläufe die Lösung<br />
der Umweltkrise: Je mehr Abfälle wieder- und weiterverwendet werden,<br />
d.h. je geringer der lineare Materialfluss, desto geringer die Umweltbelastung<br />
LP 2 und desto wirksamer die Schonung der nicht erneuerbaren<br />
Ressourcen (Verkleierung von LP 1). Diese Folgerung ist in<br />
dieser simplifizierten Form leider ein Trugschluss. Recyclingmassnahmen<br />
sind dann sinnvoll und sollten intensiviert werden, wenn<br />
damit die Umweltbelastung gesamthaft gesehen gesenkt werden kann,<br />
also nur, wenn das mit der Aufbereitung verbundene LP 3 kleiner<br />
oder höchstens gleichgross ist wie die Summe von LP 1 und LP 2.<br />
Ist dies nicht der Fall, so verschiebt sich die Umweltbelastung<br />
nur auf eine andere Ebene. Im Vordergrund stehen also rein ökologische<br />
Kriterien und keineswegs monetäre. Diese sind u.E. von sekundärer<br />
Bedeutung:<br />
Quantifizierung der Lastpakete<br />
Der Rückgewinnung von Rohstoffen aus Abfällen und der Wieder- und<br />
Weiterverwendung der industriellen und kommunalen Abfälle (Recycling)<br />
sind also deutliche, durch die thermodynamischen Gesetze<br />
resp. durch die erwähnten Lastpakete verursachte Grenzen gesetzt.<br />
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