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Jahresbericht 1979 - Eawag-Empa Library

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wachstumsbegrenzendes Substrat für die phototrophen Organismen in<br />

den Rinnen gewesen sein muss. Kombiniert man die Ergebnisse der<br />

drei Versuchsgruppen, so gelangt man zur Schlussfolgerung, dass<br />

der "Eutrophie-Effekt" in Fliessgewässern nicht von Phosphor- und<br />

Stickstoffkonzentrationen, sondern von der Konzentration gelösten<br />

Eisens (und eventuell anderer Spurenelemente) abhhängig ist. Das<br />

Eisen muss aber in einer Bindungsform vorliegen, welche in sauerstoffreichem<br />

Wasser eine Ausfällung verhindert und gleichzeitig<br />

die Resorption durch Wasserpflanzen erlaubt. Im vorstehenden Experiment<br />

wurde das synthetische Komplexierungsmittel EDTA verwendet.<br />

Die Beobachtungen über Abwasserwirkungen in der Natur legen<br />

die Vermutung nahe, dass organische Verbindungen, die in biologisch<br />

"vollgereinigtem" Abwasser vorkommen (es enthält um 5-8 mg organisch<br />

gebundenen Kohlenstoff pro Liter), einen Teil des in Abwässern<br />

vorhandenen Eisens (III) in ähnlicher Weise komplexieren und<br />

für die Algenflora von Fliessgewässern erhältlich machen wie das<br />

EDTA in unserem Experiment. In Abläufen kommunaler Kläranlagen finden<br />

sich rund 0.2 - 0.5 mg Gesamteisen/l, in Abläufen von Simultanfällungsanlagen<br />

zur P-Elimination sogar um 1-2 mg Gesamteisen/l.<br />

Schon ein geringer Anteil davon, der mit Hilfe organischer Verbindungen<br />

in den gereinigten Abwässern in löslicher Form gehalten wird,<br />

reicht also völlig aus, um die Mangelsituation für die Algenproduktion<br />

in einer Vorflut aufzuheben.<br />

Neben der chemischen Frage nach der Natur von in sauerstoffreichem<br />

Wasser stabilen organischen Metallverbindungen, die von benthischen<br />

Algen resorbiert werden können, ist man auch dem Problem gegenübergestellt,<br />

wie allenfalls Eutrophieerscheinungen in kontinuierlichen<br />

Systemen wie den Flüssen zu vermeiden wären. Die aus Gründen der<br />

Massenbilanz sich für Seen aufdrängende Phosphor- und allenfalls<br />

Stickstoffelimination aus Abwässern trifft das Ziel für Fliessgewässer<br />

nicht, denn es geht ja primär nicht um P- und N-Düngungseffekte.<br />

Die Eutrophie von sauberen Fliessgewässern besteht nach<br />

bisherigen Feststellungen vielmehr in der Aufhebung einer durch<br />

die Löslichkeitsbedingungen für essentielle Metalle (vor allem Eisen)<br />

geschaffenen natürlichen Produktionsbegrenzung. Es wird ein<br />

wesentliches Anliegen weiterer Modellversuche sein müssen, mehr<br />

Licht in diese komplexen ökologischen Zusammenhänge zu bringen.<br />

(K. Wuhrmann, E. Eichenberger)<br />

3.2 SEE-SANIERUNG: FORTSCHRITT DURCH EINSATZ VON MODELLEN<br />

Der Zustand eines Sees ist im wesentlichen das Ergebnis seines<br />

Wasserhaushaltes und der Belastung mit düngenden Stoffen, welche<br />

ihm aus seinem Einzugsgebiet, als Inhaltsstoffe der Siedlungsabwässer,<br />

aus Ab- und Ausschwemmungen des gedüngten Kulturbodens, aber<br />

auch via Atmosphäre aus entfernteren Gebieten zugetragen werden.<br />

Welche Nährstoffmengen (insbesondere Phosphor) die einzelnen Seen<br />

verarbeiten können, ohne dass ihre Qualität vermindert wird, ist<br />

generell bekannt (siehe <strong>Jahresbericht</strong> 1978). Heute übersteigt die<br />

Phosphorbelastung der meisten Seen das tolerable Mass. Die heutigen<br />

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