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EKD-Text 106 - Evangelische Kirche in Deutschland

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6. Zukunftsfragen und Orientierung<br />

6.1. Subventionen, Investitionen und Staatsverschuldung<br />

(66) Die Frage, für welche Aufgaben Steuern erhoben werden, die Struktur bzw.<br />

das Design des jeweiligen Steuersystems und die Bereitschaft der Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger, Steuern zu zahlen, hängen letztlich vom Staatsverständnis ab, das wesentlich<br />

durch die jeweilige Geschichte und Kultur geprägt wird. Der globale Wettbewerb<br />

der Wirtschaft, <strong>in</strong> dem die e<strong>in</strong>zelnen Staaten zu Standorten werden, lenkt den<br />

Blick nicht nur auf die historische Entwicklung der Staaten, sondern auch auf den<br />

Standort-Vergleich. Dabei spielen Steuern und Sozialabgaben e<strong>in</strong>e große Rolle –<br />

und zwar sowohl für Unternehmen, als auch für die Wohlhabenden, die auf e<strong>in</strong>e<br />

möglichst gew<strong>in</strong>nträchtige Anlage ihrer Vermögen achten. Aus diesem Grunde wird<br />

e<strong>in</strong>erseits stärker als früher auf die Besteuerung von Immobilien und deren E<strong>in</strong>beziehung<br />

<strong>in</strong> die Sozialabgaben gesetzt, andererseits werden staatsübergreifende<br />

Steuern und Abgaben auf Kapitalgew<strong>in</strong>ne wie z.B. die Tob<strong>in</strong>steuer diskutiert. Das<br />

Problem bei solchen Vorschlägen ist allerd<strong>in</strong>gs, dass ihr Erfolg davon abhängig ist,<br />

das e<strong>in</strong>e große Zahl e<strong>in</strong>flussreicher Staaten bereit ist, e<strong>in</strong>e solche neue Steuer e<strong>in</strong>zuführen,<br />

damit Umgehungsstrategien begrenzt werden können.<br />

(67) Im Zusammenhang mit der Frage e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen, gerechten und effizienten<br />

Besteuerung wird regelmäßig auch das Thema „Subventionen“ aufgerufen. In Form<br />

von Steuervergünstigungen und direkten Zahlungen werden sie zum Beispiel für<br />

schwächelnde Wirtschaftszweige (Bergbau), zurückgebliebenen Regionen, zur Stützung<br />

der Konkurrenzfähigkeit bestimmter Betriebe oder als Ansiedlungsanreiz im<br />

Rahmen des Standortwettbewerbs der Länder und Kommunen gewährt.<br />

Subventionen s<strong>in</strong>d – jedenfalls auf mittlere Sicht – mit e<strong>in</strong>er erhöhten Steuerbelastung<br />

verbunden, <strong>in</strong>sbesondere dann, wenn sie der Erhaltung veralteter Strukturen<br />

dienen. Zugleich dienen sie jedoch häufig vorübergehend der Erhaltung von Arbeitsplätzen<br />

und e<strong>in</strong>er lebenswerten Infrastruktur <strong>in</strong> erodierenden <strong>in</strong>dustriellen Kerngebieten.<br />

Gleichwohl ist darauf zu achten, dass m<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> gleichem Maße <strong>in</strong> die<br />

Entwicklung und Durchsetzung von Zukunftstechnologien <strong>in</strong>vestiert wird.<br />

(68) Zur F<strong>in</strong>anzierung von Aufgaben, die er durch die ihm zufließenden „ordentlichen“<br />

E<strong>in</strong>nahmen (Steuern, sonstige Abgaben) sonst <strong>in</strong> der jeweiligen Haushaltsperiode<br />

nicht erledigen könnte, verschafft sich der Staat die nötigen Mittel auf dem<br />

Wege der Verschuldung. Ist die Verschuldung an Zukunfts<strong>in</strong>vestitionen gebunden<br />

oder nur e<strong>in</strong>e vorübergehende Ersche<strong>in</strong>ung, die durch e<strong>in</strong>e Periode fiskalischer<br />

Überschüsse mit Schuldentilgung abgelöst wird, so ist sie unproblematisch. Kurzfristige<br />

und ungeplante Verschuldung kann sogar nützlich se<strong>in</strong>, nämlich dann,<br />

wenn schuldenf<strong>in</strong>anzierte staatliche Aktivitäten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rezessionsphase zur Stützung<br />

der Gesamtnachfrage führen und damit zur Stabilisierung der Wirtschaft bei-<br />

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