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EKD-Text 106 - Evangelische Kirche in Deutschland

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7. Fazit<br />

(79) Die wieder wachsende Staatsverschuldung und das weit verbreitete Unbehagen<br />

am gegenwärtigen Steuersystem und die zunehmende Spreizung der Gesellschaft<br />

<strong>in</strong> Wohlhabende und Arme veranlassen die <strong>Evangelische</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>,<br />

sich zur Frage e<strong>in</strong>er gerechteren Besteuerung zu äußern. Sie lässt sich <strong>in</strong> ihren<br />

sozialethischen Überlegungen von den <strong>in</strong> ihrer Sicht wichtigen Aufgaben leiten, die<br />

der Staat und die Sozialsysteme zu leisten haben. Die <strong>EKD</strong> er<strong>in</strong>nert an ihre früheren<br />

Äußerungen zur Bekämpfung von Armut, zum Schutz der Umwelt und zu e<strong>in</strong>em<br />

gerechterem <strong>in</strong>ternationalen Ausgleich. Weil der Staat für Recht und Frieden zu<br />

sorgen hat, benötigt er die f<strong>in</strong>anziellen Mittel, die durch Steuern, Beiträge und<br />

Abgaben erhoben werden. Nur wenn er sich auch bei der Erhebung von Steuern als<br />

sozialer Rechtsstaat erweist, darf er mit der Loyalität und der Akzeptanz se<strong>in</strong>er<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger rechnen.<br />

(80) Deshalb hebt die <strong>EKD</strong> zusammenfassend folgende Gesichtspunkte für die<br />

Erhebung und Verwendung von Steuern und Abgaben hervor:<br />

1. In den nächsten Jahren werden Steuern und Abgaben von wirtschaftlichen und<br />

gesellschaftlichen Veränderungen bestimmt se<strong>in</strong>, die sich heute schon deutlich<br />

darstellen. Dazu gehören z. B. die Auswirkungen der Globalisierung, die notwendige<br />

Fokussierung auf ressourcenarmes Wachstum und wirksamen Klimaschutz,<br />

die demografische Entwicklung, der dienstleistungsorientierte Strukturwandel,<br />

die Informatisierung der Arbeit und die Heterogenisierung der Lebensstile.<br />

2. <strong>Deutschland</strong> liegt im europäischen Vergleich der Erhebung von Steuern und<br />

Sozialbeiträgen auf e<strong>in</strong>em mittleren Platz. Nicht zuletzt auf dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

der Kosten der gegenwärtigen F<strong>in</strong>anzmarkt- und Wirtschaftkrise wird <strong>in</strong> den<br />

nächsten Jahren ke<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong>derung des Steueraufkommens zu verantworten<br />

se<strong>in</strong>. Anzustreben s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs Verlagerungen <strong>in</strong>nerhalb des Systems, um<br />

mehr Gerechtigkeit zu gewährleisten.<br />

3. Transparenz von E<strong>in</strong>nahmen und Ausgaben im Steuersystem wie bei den Beiträgen<br />

und Gebühren s<strong>in</strong>d für die Akzeptanz des Steuersystems wichtig. Um die<br />

Solidarsysteme angesichts der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen<br />

zu stärken, müssen sie so gestaltet werden, dass alle Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger gemäß ihrer Leistungsfähigkeit mit ihren unterschiedlichen E<strong>in</strong>kommensarten<br />

ihren Beitrag leisten.<br />

4. Steuererhebung und Staatsausgaben <strong>in</strong> Bund und Ländern s<strong>in</strong>d präziser abzugrenzen.<br />

F<strong>in</strong>anzausgleich und Mischf<strong>in</strong>anzierung dürfen nicht weiter unklare<br />

Zuständigkeiten schaffen. Zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> ist freilich weiter von e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>anzausgleich zwischen dem Bund<br />

und den Bundesländern auszugehen.<br />

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