1978-1979 Band XXVIII-XXIX - Bayerische Numismatische ...

Buchbesprechungen, Jahrb. f. Num. u. Geldgesch. 28/29, 1978/79 155
sich auf die Abbildung von Wichtigem notwendigerweise beschränkt, besteht durchwegs
aus qualitätvollen Aufnahmen.
Der Verfasserin ist für diese wichtige numismatische Quellenedition sehr zu danken.
Dieser Band ist, außer für die wissenschaftliche Numismatik, auch für den Archäologen
und Historiker von großem Wert.
Bernhard Overbeck
CHIRON, Mitteilungen der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des
Deutschen Archäologischen Instituts. Band 7, 1977, 496 S., 11 Tafeln.
Dieser Jahrgang des CHIRON enthält zwar keine Beiträge speziell zur antiken Numismatik,
dennoch darf man einige Aufsätze als für den Münzwissenschaftler im weiteren
Zusammenhang als interessant und wichtig betrachten.
Hier sei nur auf einen, für Bayern und die westlichen Regionen Deutschlands thematisch
einschlägigen Beitrag näher eingegangen: Karl Christ, Zur augusteischen Germanienpolitik
(S. 149-205). Dieser Aufsatz gibt einen Gesamtüberblick mit ausführlicher Bibliographie,
ein mühevolles und problemreiches Unterfangen. Daß sich der Autor dieser
Mühe unterzogen hat, dafür wird ihm der Benutzer dieser Arbeit sehr dankbar sein,
denn: „Faszination, Komplexität und Schwierigkeitsgrad des Themas erwachsen indessen
auch aus dem keineswegs immer harmonischen Zusammenspiel vielfältiger wissenschaftlicher
Disziplinen und Methoden — wie aus einer gewissen, oft zwangsläufigen, Regionalisierung
der Forschung, die im Banne lokaler oder landschaftlicher Fragestellungen
häufig die größeren Zusammenhänge zurückstellen muß und die dennoch auf diesen weiteren
Rahmen nicht verzichten kann" (Christ einleitend auf S. 149). Es versteht sich, daß
hier Probleme der augusteischen Numismatik und Geldgeschichte, in diesem Fall als
Quellenmaterial zur historischen Interpretation, mit zitiert und behandelt werden. Natürlich
wird man zu verschiedenen Problemen anderer Meinung sein können als der Verf.,
was den Wert der Abhandlung nicht schmälert. Das gilt zum Beispiel für die durchwegs
positive Sicht des Buches von C. M. Wells1 (Christ S. 165) wo bei allem Verdienst um
den Versuch einer Zusammenschau doch wohl manche Probleme etwas allzu bedenkenlos
vom Tisch gewischt werden 2. Auch wenn es sich dabei um Detailprobleme handelt, darf
nicht vergessen werden, daß diese Details in ihrer Gesamtheit das zusammenfassende
historische Bild bestimmen.
Sehr wichtig ist das Kapitel II, gewidmet dem Ende der Keltenstadt Manching
(S. 167-183). Neben einer ausführlichen Würdigung der Quellen werden aus der Sicht
des Historikers die Datierungsvorschläge überprüft. Daß sich der Verf. hier nicht festlegt,
sondern nur Möglichkeiten darlegt, spiegelt mit Sicherheit den heutigen Stand der Forschung
wieder. In seinem Kapitel III gibt Christ einen Abriß der Geschehnisse bzw. der
Meinungen der Forschung zu den Problemen der Okkupation des Alpenraums. Widersprochen
sei hier nur der nach meiner Ansicht allzu positiven Bewertung der Thesen von
D. van Berchem3, wonach der Alpenfeldzug des Jahres 15 v. Chr. nur durch die militärische
Vorbreitung durch P. Silius Nerva möglich gewesen sei. Gegen diese Hypothese
gibt es gute Gründe. Ihr ist von verschiedener Seite daher auch schon widersprochen
C. M. Wells, The German Policy of Augustus. An Examination of the Archaeological
Evidence, Oxford 1972.
2 Vgl. die sehr hypothetische Interpretation der Funde von Augsburg-Oberhausen:
C. M. Wells, a. a. 0. 87-89; ders., The Supposed Augustean Base at Augsburg-Oberhausen:
A New Look at the Evidence, Saalburg-Jahrbuch 27, 1970, 63-72. — Vgl.
hierzu z. B.: B. Overbeck, Raetien zur Prinzipatszeit, Aufstieg und Niedergang der
Römischen Welt II, Band 5, 2, 670-671.
3 D. van Berchem, La conquete de la Rhetie, Museum Helveticum 25, 1968, 1-10.