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1978-1979 Band XXVIII-XXIX - Bayerische Numismatische ...

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24<br />

Joachim Jahn<br />

In MSR I 269 Nr. 17 heißt es: „der follis faßt 125 argyria; er wird von<br />

den Römern Sack genannt." Versteht man unter dem Begriff argyrion eine<br />

andernorts (MSR I 309) auf 1 3/4 einer Siliqua bestimmten und 1/125 eines<br />

„follis" ausmachende Münze, nämlich einen argenteus, so läßt sich die unter<br />

IV, 1 dargestellte Summe auch wie folgt beschreiben:<br />

IV, 2 125 Stück a 100 d = 12 500 1° d<br />

In Rolle oder Sack zusammengefaßte Münzen, die ein Vielfaches der<br />

Werteinheit 25 bilden, lassen sich demnach sowohl im staatlichen als auch<br />

privaten Bereich der Zeit von etwa 300-335 feststellen. Im übrigen wird<br />

in Säcken abgezähltes Geld im staatlichen Bereich auch noch später (Dig.<br />

40, 7, 3, 6) erwähnt. In der beschriebenen Weise abgepackte Geldmengen<br />

erleichterten offensichtlich den Zahlungsverkehr und tendierten ihrerseits<br />

wiederum dazu, neue Werteinheiten zu bilden. Hier denke ich konkret an<br />

den antiken, nicht modernen Begriff „follis". Die in konstantinischer Zeit<br />

mehrfach vorkommende Zahlungsanweisung auf folles 17 bezieht sich nicht<br />

auf Säcke mit einer ganz bestimmten Münzsorte, sondern auf eine durch<br />

das Wort follis definierte Geldmenge von 12 500 d.<br />

Die in Rollen oder Beuteln zusammengefaßten Münzen von Typ Genio<br />

Populi Romani, Gloria Exercitus etc. dienten als Ersatz für Silber- und<br />

Goldstücke. Auf eine besondere Verwendungsmöglichkeit der hier untersuchten<br />

Geldrollen soll abschließend noch eingegangen werden.<br />

Die größten Zahlungsempfänger des spätantiken Staates waren Heer<br />

und Verwaltung, letztere ebenfalls weitgehend militärisch organisiert 18.<br />

18 Ein solcher „follis", bestehend aus 125 Münzen ä 100 denaria wird am deutlichsten in<br />

der syrischen Version des metrologisdien Traktats des Bischofs Epiphanius aus Konstantia<br />

auf Cypern, um 392 geschrieben, überliefert. Es handelt sich bei dieser Schrift<br />

um Notizen, die nicht in eine endgültige Form gebracht wurden. Unter dem Stichwort<br />

siklos = Sdiekel heißt es (P. de Lagarde, Symmicta II (1880) 195 Z. 65-74) u. a.:<br />

"der siklos wird auch Quadrans genannt, wenn er aber umgewechselt wird oder geteilt<br />

wird, wird er in viele lepta geteilt. Er ist vom Silberstück, welches von den He.<br />

bräern mane genannt wird, hundert denaria aber enthält, das Viertel, 25 denaria aber,<br />

wenn er gewechselt wurde." Unter dem Stichwort follis heißt es 197 Z. 35-60 u. a.:<br />

"zwei und einhalb Silberstücke sind es, die 250 denaria ausmachen ... wie das Talent<br />

125 Litren hat, sind folles zu 125 Silberstücken vollzählig." (Übertragung der griechischen<br />

Teile vom Verf.). Die Gleichsetzung der heute Follis genannten Münze mit dem<br />

Quadrans ergibt sich daraus, daß diese Münze den vierten Teil eines argenteus bildete.<br />

Man sieht auch deutlich, daß der im Text angesprochene Denar (denarion) eine reine<br />

Rechnungseinheit und keine ausgebrachte Münze war. — Zum follis zu 12 500 Denaren<br />

das Richtige schon bei A. H. M. Jones, The Origin and Early History of the<br />

follis, JRS 49, 1959, bes. 34-36.<br />

17 Es handelt sich um eine Zahlungsanweisung Konstantins für die afrikanische Kirche<br />

312-3 von 3000 folles (Euseb., h. e. 10, 6); die Erwähnung von einmal 400 und einmal<br />

20 folles (Optatus app. 1) sowie die Festsetzung einer Strafsumme auf 30 folles<br />

(Cod. Theod. 11, 36, 2 und 3), vgl. Jones, a. 0. 35.<br />

18 Vgl. H. Zwicky, Zur Verwendung des Militärs in der Verwaltung der römischen Kaiserzeit,<br />

Diss. Zürich 1944, bes. 88.

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