1978-1979 Band XXVIII-XXIX - Bayerische Numismatische ...
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78<br />
ANHANG<br />
Wolfgang Hahn<br />
Nach Abschluß der vorstehenden Studie hat sich Frau Dr. J. Haskova,<br />
Prag, zum Thema "Emma Regina" mit einer neuen Hypothese zu Wort<br />
gemeldet ", ohne sich mit meinen (ihr vorgelegenen) Ausführungen auseinander<br />
zu setzen. Es erscheint mir sinnvoll, zu ihren Ideen gleich im Zusammenhang<br />
mit meinen obigen Darlegungen Stellung zu nehmen und die<br />
Unhaltbarkeit der neuen Hypothese aufzuzeigen.<br />
Nach Haskova wäre unsere Emma mit der gleichnamigen französischen<br />
Königin zu identifizieren, die ich oben als Base der Burgunderin vorgestellt<br />
habe. Haskova geht davon aus, daß der Regina-Titel der böhmischen<br />
Emma nur dadurch erklärt werden könne, daß sie in ihrem früheren Leben<br />
tatsächlich einmal eine Königin gewesen wäre. Dem sind jedoch die Belege<br />
entgegenzuhalten, auf die oben (in Anm. 22) Bezug genommen wurde. Die<br />
Gleichsetzung mit der französischen Königin scheitert zudem an den chronologischen<br />
und numismatischen Indizien.<br />
Die französische Emma muß gegen Ende der 40er Jahre des 10. Jahrhunderts<br />
geboren worden sein "; im Juni 965 wurde sie mit König Lothar<br />
von Frankreich verlobt und um die Jahreswende 965/966 verheiratet, also<br />
mit etwa 18 Jahren. Aus dieser Ehe, die bis zum Tod ihres Mannes am<br />
2. 3. 986, also 20 Jahre dauerte, scheint Emma nur 2 Kinder gehabt zu<br />
haben, einen Otto und den späteren König Ludwig V. von Frankreich. Ihr<br />
Mann hatte daneben auch noch uneheliche Kinder, was aber seiner Wertschätzung<br />
für Emma keinen Abbruch tat ". In ihren ersten Witwenjahren<br />
stand Emma zwischen den um den Thron kämpfenden Faktionen 75. Nachdem<br />
sie um die Jahreswende 988/989 aus einer Gefangenschaft befreit<br />
worden war, verlieren sich ihre Spuren. Wenn sie nun 989 Boleslaus II. geheiratet<br />
hätte, wie Haskova meint, wäre sie als 40/41jährige nach Böhmen<br />
gekommen. Da aus dieser Ehe zumindest 2 Söhne (Jaromir und Ulrich) hervorgegangen<br />
sind 76, hätte sie den ersten mit ca. 42 Jahren gebären müssen;<br />
dies erscheint wenig glaubhaft, zumal ihre früheren Geburten (aus der<br />
1. Ehe) schon rund 20 Jahre zurücklagen. Von diesen biologischen Schwierigkeiten<br />
abgesehen, ist das Zustandekommen einer Heiratsverbindung zwi-<br />
72 Am 9. Internationalen Numismatikerkongreß Bern in einem am 13. 9. <strong>1979</strong> unter dem<br />
Titel „Emma Regina in the Numismatic and Historical Sources" verlesenen Referat<br />
(vgl. Coin World 21. 11. <strong>1979</strong>, p. 80) sowie am 3. <strong>Numismatische</strong>n Symposium Brünn in<br />
einem am 27. 10. <strong>1979</strong> unter dem Titel „Zur Problematik des Münzrechtes der Frauen<br />
im Mittelalter" gehaltenen Referat; in beiden Fällen war ich zugegen, es war jedoch<br />
keine Diskussion möglich.<br />
73 Ihre Eltern, König Lothar von Italien und Adelheid von Burgund (* um 931), haben<br />
947 geheiratet; diese Ehe, aus der Emma als einziges Kind hervorging, endete frühzeitig<br />
durch den Tod Lothars am 22. 11. 950.<br />
74 Vgl. F. Lot, Les dernieres Carolingiens, Paris 1891, p. 167; in den Urkunden tritt sie<br />
immer wieder als Fürsprecherin auf.<br />
76 Zu den Ereignissen im einzelnen vgl. Lot, loc. cit. (Anm. 74) 190 ff.<br />
76 Vgl. Anm. 53.