1978-1979 Band XXVIII-XXIX - Bayerische Numismatische ...
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Ernst Aicher / Dirk Steinhilber<br />
stammt aus dem Jahr 1502, so daß einige Zeit nach diesem Datum der<br />
Schatz vermutlich vergraben worden ist. Aufgrund einiger Nachforschungen<br />
gelang es, von den ursprünglich nicht mit abgelieferten, im Gefäß aber<br />
vorhanden gewesenen Goldmünzen wieder 11 Goldgulden zu erhalten. Die<br />
im Stadtarchiv vorgenommene Erforschung der Hauschronik des abgebrochenen<br />
Gebäudes ergab, daß damals ein Gastwirt oder Metsieder Eigentümer<br />
des Gebäudes war. Die Vergrabung dürfte wegen der unsicheren<br />
Zeitumstände, etwa anläßlich der Einquartierung fremder Soldaten am<br />
Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgt sein.<br />
Um die Bedeutung einer solchen Geldmenge für den damaligen Besitzer<br />
zu ermessen, sei im folgenden versucht, ihre ungefähre Kaufkraft zu ermitteln.<br />
Die Bestimmung der heutigen Kaufkraft eines solchen Münzschatzes<br />
ist nur bedingt möglich, da z. B. der Feingehalt der Münzen erheblich<br />
schwankte und die mittelalterlichen Preise der Lebensmittel und Waren<br />
sowie die Arbeitslöhne in ihrem Verhältnis zu den jetzigen nur mit grober<br />
Annäherung ermittelt werden können. Außerdem hatte jede größere Stadt<br />
je nach Einzugsbereich unterschiedliche Nahrungsmittelpreise und Handwerkerlöhne.<br />
Einige Annäherungen zeigen die folgenden Aufstellungen. Bei einem<br />
Bierpreis von seinerzeit ih Pfennig pro Liter hätte man sich 150 Hektoliter<br />
kaufen können, was heute einen Wert von rund 20 000,— DM ergäbe.<br />
Bezogen auf Rind- und Schweinefleischpreise in damaliger Zeit läge die<br />
Kaufkraft heute ebenfalls in einer Größenordnung von DM 15 000 bis<br />
20 000.<br />
Nimmt man die Handwerkerlöhne um 1500 in der Stadt München, wo<br />
ein Maurer-, Dachdecker- oder Steinmetzgeselle einen Taglohn im Sommer<br />
von 50 Pfennig und im Winter von 33 Pfennig (wegen der kürzeren täglichen<br />
Arbeitszeit) erhielt, könnte man mit den Münzen dieses Schatzes<br />
einen Arbeiter ein Jahr beschäftigen, was in heutiger Zeit einen Betrag von<br />
DM 35-40 000,— ausmachen würde.<br />
Ein Stadtschreiber, der als juristischer Berater des Magistrats in seiner<br />
Bedeutung mit einem heutigen leitenden juristischen Beamten vergleichbar<br />
wäre, hätte mit dem Wert des Münzschatzes seinerzeit ein Jahr beschäftigt<br />
werden können, so daß dies heute einen Wert von über DM 50 000,— ergäbe.<br />
Zum Vergleich weitere Zahlen über Löhne und Preise:<br />
1 Maurer erhielt um 1450 in Frankfurt am Main als Taglohn ohne Kost<br />
42 Heller (knapp 9 Pfennig), 1 Hilfsarbeiter 18 Heller = 4 Pfennig. Im<br />
Jahre 1500 hatte in Kloster Neuburg ein Maurer- oder Zimmerergeselle<br />
einen Taglohn, der ihm erlaubte, im Sommer (längere Arbeitszeit) täglich<br />
10 Pfund, im Winter 8 Pfund Rindfleisch zu kaufen.