1978-1979 Band XXVIII-XXIX - Bayerische Numismatische ...
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Die unlesbaren Rückseitenlegenden 83<br />
Buchstabe oben einen mit dem Stichel in den Stempel eingegrabenen horizontalen<br />
Querstrich trägt. Das ergibt einen Buchstaben folgender Form R .<br />
Auch diese Verlegenheitslösung als ein gotisches A anzusprechen bietet sich<br />
an.<br />
Die Buchstaben 6 und 10 waren richtig gelesen, aber in einer falschen<br />
Schriftart wiedergegeben. Hätte man die richtige Form verwendet, dann<br />
wäre die Frage offengeblieben, ob hier ein a oder ein Q durch den Stempelschneider<br />
gemeint war. Die mittelalterlichen Stempelschneider haben<br />
nicht selten die Buchstaben er und a ersatzweise füreinander verwendet.<br />
Der Buchstabe 7 war wieder falsch gelesen, wohl weil das verwendete<br />
Stück nicht voll ausgeprägt war. Diese Vermutung scheint mir erlaubt, da<br />
ein an der Rückseite nicht voll ausgeprägtes F eben wie ein F aussieht. Die<br />
vergrößerte Abbildung zeigt sowohl die richtige Buchstabenform, als auch<br />
die Verführung, bei schlechter Ausprägung ein F herauszudeuten.<br />
Die Buchstaben 8, 12 und 13 waren richtig gelesen.<br />
Die beiden eine Lücke anzeigenden Punkte 9 erweisen sich bei Betrachtung<br />
der vergrößerten Abbildung als ein nicht sichtbar gewesenes S.<br />
Unter den 14 wiedergegebenen Buchstaben erweisen sich mithin 5 als<br />
falsch gelesen, einer (ein e ) als irreführend deutbar. Mit diesen Mängeln<br />
zu einer Lesung des Textes zu kommen, ist unmöglich.<br />
Der Stempel ist von ungeübter Hand mit primitivem Werkzeug gefertigt,<br />
die Prägung ist ungekonnt und hastig durchgeführt; trotzdem ist<br />
die Legende weder unlesbar noch undeutbar. Sie weicht ab von den üblichen<br />
Rückseitenumschriften, denn sie enthält gewissermaßen ein in mittelalterlichem<br />
Italienisch formuliertes Stoßgebet, ähnlich den 14 anderen Ausnahme-Gigliati,<br />
die in diese Gruppe gehören:<br />
Nach Abteilen der Buchstabenfolge liest man:<br />
sm-nne eRosG nrtimix m<br />
Das ist in anderer Schriftart mit Bereinigung der mißdeutbaren Buchstaben:<br />
SANTA CROSE AIVTA M<br />
Nun bleibt die Frage, welche Bedeutung das M am Schluße der Legende<br />
hat. Es darf vermutet werden, daß es der Anfangsbuchstabe des Wortes ME<br />
ist, da einige andere Varianten den Buchstaben E anfügen.<br />
über die vermutliche Entstehungsursache dieser Notmünzen wurde in<br />
dem schon erwähnten Auktionskatalog G. Kastner Näheres ausgeführt.<br />
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