1978-1979 Band XXVIII-XXIX - Bayerische Numismatische ...
1978-1979 Band XXVIII-XXIX - Bayerische Numismatische ...
1978-1979 Band XXVIII-XXIX - Bayerische Numismatische ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
76 Wolfgang Hahn<br />
auch Emma in Böhmen einen neuen Namen wie Blagota, die Gute, bekommen<br />
haben? Ihren ursprünglichen Namen mußte sie deshalb aber nicht<br />
ganz ablegen; sie hat ihn bei gegebenem Anlaß hervorgekehrt, wenn sie<br />
ihre vornehme Abstammung betonen wollte, wie auf ihren Witwenmünzen<br />
oder aber auch im Wolfenbütteler Codex der Wenzelslegende, bei dem auch<br />
zu berücksichtigen ist, daß er in Fulda, also außerhalb Böhmens hergestellt<br />
wurde. Daß Cosmas sie nur unter diesem Namen kennt, besagt nicht viel,<br />
da er über das Pi'emyslidenhaus im 10. Jahrhundert äußerst dürftig informiert<br />
ist ".<br />
Ich nehme also an, daß die Boleslaus-Blagota Denare anläßlich der Hochzeit<br />
Boleslaus II. mit der burgundischen Prinzessin Emma um die Wende<br />
973/74 geprägt worden sind. Als Prestigeprägung stehen sie vielleicht überhaupt<br />
am Beginn der böhmischen Herzogsprägung. Der um 975 vergrabene,<br />
allerdings äußerst mangelhaft erfaßbare Fund von Obrycko " enthielt<br />
angeblich nur eine einzige böhmische Münze und diese war ein Boleslaus-Blagota<br />
Denar. Daß es sich nur um eine kurze Emission aus gegebenem<br />
Anlaß handelt, geht aus der Tatsache hervor, daß es anscheinend nur<br />
einen Blagota-Stempel gegeben hat 88; dieser wurde mit zwei verschiedenen<br />
Boleslaus-Stempeln gekoppelt, von denen der eine dann in der anlaufenden<br />
Produktion der neueröffneten Prager Münzstätte weiterverwendet wurde,<br />
wobei nunmehr an die Stelle des Blagota-Namens der der Münzstätte trat<br />
(Abb. 3). Während der 70er Jahre hat man hier den bayerischen Typ beibehalten,<br />
zuerst den neunpunktigen (Cach 2-15), dann den vierpunktigen<br />
(Cach 26, 27; Abb. 5) des Herzogs Otto (976-982). Unter den nach bayerischer<br />
Art unter dem Kirchengiebel aufscheinenden Münzmeisternamen<br />
begegnet auch ein PER- (Cach 3; Abb. 4), welcher Name uns bayerischerseits<br />
aus Nabburg wohlvertraut ist ". Eigenartigerweise verschwindet er<br />
Hannover 1841, p. 596, § 1). Dazu zieht er die Namensänderung ihres Sohnes von<br />
Wojtech auf Adalbert als Parallelbeispiel heran, was aber m. E. unzulässig ist, da diese<br />
beim besonderen Anlaß seiner Firmung in Deutschland erfolgte. Für die Mutter läßt<br />
sich dagegen kaum ein anderer Vorgang denken, um ihren deutschen Namen zu erklären,<br />
als daß sie eine Deutsche war und bei ihrer Einheirat nach Böhmen einen<br />
tschechischen Namen bekam. Bruno müßte hierin also ein Irrtum widerfahren sein;<br />
möglicherweise verwechselte er Adalberts Mutter mit seiner Großmutter väterlicherseits.<br />
Bruno bezeichnet nämlich den Vater Slawnik als Blutsverwandten des deutschen Königs<br />
Heinrich I., was dahingehend gedeutet wurde, daß seine Mutter (also Adalberts Großmutter)<br />
eine Schwester Heinrichs gewesen sein könnte. Vielleicht trifft diese Verwandtschaft<br />
zum sächsischen Königshaus aber erst für die nächste Generation zu, so daß<br />
Slawniks Frau Adilburc eine Tochter Heinrichs gewesen wäre und die Bezeichnung<br />
nepos nicht für Slawnik, sondern dessen Sohn Adalbert passen würde.<br />
66 Vgl. die Verwechslung bei den Söhnen Boleslaus II., dazu Anm. 53.<br />
67 Vgl. Anm. 45.<br />
68 Vgl. die Zusammenstellung der bekannten Exemplare bei Smolik, G. Skalsky, Denär<br />
knfiete Väclava Svateho, a poCatky &skeho mincovnictvi, Prag 1929, Tf. III, 48-50<br />
und IV, 51-53.<br />
69 Vgl. W. Hahn, Moneta Radasponensis. Braunschweig 1976, S. 39, Nr. XLV.