2012 - Forschung & Lehre
2012 - Forschung & Lehre
2012 - Forschung & Lehre
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
9|12 <strong>Forschung</strong> & <strong>Lehre</strong> FUNDSACHEN 699<br />
Fundsachen<br />
Schnellbleiche<br />
„Klammheimlich haben sich die meisten<br />
Protagonisten, allen voran die Studenten,<br />
längst von der Bologna-Reform<br />
verabschiedet oder sie auf ihre Weise<br />
boykottiert. Es wird Zeit, das einzusehen,<br />
für Durchlässigkeit zu sorgen, den<br />
Bachelor als Zwischenprüfung zu betrachten<br />
und Bologna-kompatible Diplomstudiengänge<br />
einzurichten. Der<br />
Widerstand gegen Bildung als Schnellbleiche<br />
wächst, von der frühen Einschulung<br />
bis zum Studium. Wann reagiert<br />
die Politik darauf?“<br />
Heike Schmoll; zitiert nach Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung vom 16. August <strong>2012</strong><br />
Geringschätzung<br />
„Es ist einfach geworden, die Exzellenz<br />
eines deutschen Professors zu bestimmen.<br />
Je weniger er lehrt, desto exzellenter<br />
ist er. Und umgekehrt: Je exzellenter<br />
er ist, desto weniger lehrt er. Wer<br />
gar nicht mehr lehrt, der ist ganz oben<br />
angekommen. Man kann es auch so sagen:<br />
Die Geringschätzung der <strong>Lehre</strong> ist<br />
im deutschen Universitätssystem inzwischen<br />
fest institutionalisiert.“<br />
Professor Peter Graf Kielmansegg; zitiert<br />
nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8.<br />
August <strong>2012</strong><br />
Milchmädchen<br />
„Ich finde, Milchmädchen dürfen<br />
Milchmädchenrechnungen vorlegen.<br />
Bei Professoren sieht das schon anders<br />
aus. Mit der Autorität von akademischen<br />
Titeln und von wissenschaftlichen<br />
Instituten, die mit viel Geld vom<br />
deutschen Steuerzahler subventioniert<br />
werden, ist eine besondere Verantwortung<br />
verbunden.“<br />
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble<br />
über die Kritik des Ökonomen Hans Werner<br />
Sinn, der ausgerechnet hatte, dass ein Austritt<br />
Griechenlands aus der Euro-Zone für<br />
Deutschland billiger komme als ein Verbleib;<br />
zitiert nach Welt am Sonntag vom<br />
29. Juli <strong>2012</strong><br />
Türme<br />
„Leuchttürme sind im Grund auch nur Elfenbeintürme,<br />
in denen es gerade brennt.“<br />
Einerlei<br />
Carlos Spoerhase; zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22. August <strong>2012</strong><br />
„In der Welt des Geistes muss es unregulierte<br />
Bereiche geben, wo wir, befreit<br />
von den Dringlichkeiten der Verwertung,<br />
etwas wagen und wo wir außer<br />
Kraft setzen dürfen, wovon alle anderen<br />
überzeugt sind. Wer die Radikalität<br />
des Geistes aus dem Spiel nimmt, der<br />
verewigt diesen seltsamen Zustand, den<br />
die <strong>Forschung</strong>spolitik der letzten Jahre<br />
herbeigeführt hat: das geschäftsmäßige<br />
Einerlei unserer täglichen Exzellenz.“<br />
Professor Ralf Konsermann; zitiert nach<br />
Süddeutsche Zeitung vom 17. August <strong>2012</strong><br />
Lebenserfahrung<br />
„... Unternehmen und auch wir als Bremer<br />
Landesbank (suchen) eben keine<br />
mehrsprachigen zweiundzwanzig Jahre<br />
alten Einser-Absolventen mit schnurgeradem<br />
Lebens- und Bildungslauf, sondern<br />
Persönlichkeiten. Doch treiben<br />
Bewerber mit Bildungskurven angstvolle<br />
Fragen um: ,Ist es schlimm, dass ich<br />
schon Mutter bin?‘ Oder ,Habe ich<br />
überhaupt noch eine Chance, wenn ich<br />
erst mit 28 mein Studium abschließe?‘<br />
(...) Personal-, Bereichsleiter oder Geschäftsführer<br />
achten heute mehr denn<br />
Das kann es nicht sein<br />
je auf Persönlichkeit, Lebenserfahrung<br />
und Glaubwürdigkeit. Und da kann es<br />
von Vorteil sein, wenn man ,schon‘ ein<br />
Kind hat, weil das etwas von Verantwortung<br />
und Durchhaltevermögen erzählt.<br />
Es kann ebenfalls vorteilhaft<br />
sein, wenn man ,schon‘ 28 ist. Weil das<br />
einen Eindruck von Lebenserfahrung,<br />
vielleicht auch von persönlichen Krisen,<br />
von Lernbereitschaft und Neuorientierung<br />
vermittelt.“<br />
Dr. Viktor Lau, Bremen; zitiert nach<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom<br />
22. August <strong>2012</strong><br />
Elite<br />
„So wenig, wie es die besten fünf Weltreligionen,<br />
die fünf besten Physiklehrer<br />
an Gymnasien oder fünf beste Ehefrauen<br />
gibt, gibt es die besten fünf Soziologie-<br />
oder Geschichtsinstitute oder Geschichtsstudiengänge<br />
an deutschen<br />
Hochschulen.“<br />
Jürgen Kaube; zitiert nach Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung vom 22. August <strong>2012</strong><br />
„Bisher wurden die Studiengänge aus Sicht der <strong>Lehre</strong>nden konzipiert.<br />
Diese Konzepte orientierten sich an den Professoren, ihren<br />
Inhalten und Vorlesungen. Das kann es nicht sein. Ein Studium zu<br />
konzipieren bedeutet, die Sache vom Ende her zu durchdenken:<br />
Was müssen die Absolventen später können?“<br />
Kevin Heidenreich, Leiter des Referats Hochschulpolitik beim Deutschen Industrieund<br />
Handelskammertag; zitiert nach tagesschau.de vom 14. August <strong>2012</strong>