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William Shakespeare

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Beyhülfe in einem mir zugestoßnen Geldmangel gebrauchen zu können; begehrt fünfzig<br />

Talente.<br />

Flaminius.<br />

Nach Euer Gnaden Befehl.<br />

Flavius (bey seite.)<br />

Lord Lucius und Lucullus! Hum!<br />

29<br />

(Flaminius und Bediente gehen ab.)<br />

Timon.<br />

Ihr, mein Herr, geht zu den Senatoren, von denen ich, mit des Staats gröstem Vortheil,<br />

eine solche Gefälligkeit wohl verdient habe: Sagt ihnen, sie möchten mir augenbliklich<br />

tausend Talente schiken.<br />

Flavius.<br />

Ich bin so kühn gewesen, (weil ich wußte, daß dieses der gewöhnlichste Weg ist) euern<br />

Namen und euer Sigel zu einem solchen Ansuchen bereits zu gebrauchen; allein, sie<br />

schüttelten die Köpfe, und ich kam nicht reicher zurük.<br />

Timon.<br />

Was sagst du? Ist das wahr? Ist's möglich?<br />

Flavius.<br />

Sie antworteten alle aus einem Mund und mit einer vereinigten Stimme, sie seyen eben<br />

nicht versehen, sie brauchten Geld, könnten nicht thun was sie wollten; es sey ihnen leid<br />

- - Ihr seyt ein Mann von Verdiensten - - Aber doch möchten sie gewünscht haben - - Sie<br />

wissen nicht - - Es hätte etwas anders seyn mögen - - ein edles Naturell könne sich<br />

verschlimmern - - Wäre zu wünschen es wär' alles gut - - Sey zu bedauren - - Und hiemit<br />

geriethen sie über andre ernsthafte Materien, nachdem sie mich durch unfreundliche<br />

Blike und diese harten Brüche, mit gewissen halben Winken, und einem kaltsinnigen<br />

Kopfniken, zu erstarrendem Stillschweigen gebracht hatten.<br />

Timon.<br />

Ihr Götter, vergeltet's ihnen! - - Ich bitte dich, Mann, sey ruhig! Die Undankbarkeit ist<br />

bey diesen alten Gesellen etwas natürliches. Ihr Blut ist geronnen, es ist kalt, es fließt<br />

selten; der Mangel an freundlicher Wärme macht sie unfreundlich; die Natur, so wie sie<br />

nach und nach zur Erde herab sinkt, nimmt auch ihre Eigenschaften an, und wird schwer<br />

und unempfindlich. Geh zum Ventidius - - Ich bitte dich, sey nicht traurig, du bist redlich<br />

und ohne Falsch; ich spreche von Herzen: Es ist nichts an dir auszusezen - - Ventidius<br />

hat kürzlich seinen Vater begraben, durch dessen Tod er zu einem grossen Vermögen<br />

gekommen ist; wie er arm, im Gefängniß, und von jedermann verlassen war, half ich ihm<br />

mit fünf Talenten aus der Noth. Grüß' ihn in meinem Namen; sag ihm, irgend ein<br />

dringendes Bedürfniß sey seinem guten Freunde zugestossen, welches ihn nöthige sich<br />

dieser fünf Talente zu erinnern. Wenn du sie hast, so gieb sie diesen Leuten, die diesen<br />

Augenblik ihre Bezahlung fordern. Sage nur niemals, und denk' es auch nicht, daß<br />

Timons Glüksstand mitten unter seinen Freunden, einsinken könne.<br />

(Er geht ab.)<br />

Flavius.<br />

Wollte Gott, ich könnt' es nicht denken! Wie geneigt ist ein edles und gütiges Herz, alle<br />

andern auch dafür zu halten.<br />

(Er geht ab.)

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