William Shakespeare
William Shakespeare
William Shakespeare
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
zu richten. Ließ dein Gold wieder auf. Geh weiter, hier ist noch mehr Gold, geh; sey wie<br />
eine Planetarische Seuche, wenn Jupiter über irgendeine lastervolle Stadt sein Gift in die<br />
sieche Luft aushängt; laß dein Schwerdt nicht einen einzigen überspringen; schone dem<br />
ehrwürdigen Greis nicht um seines weissen Barts willen, er ist ein Wucherer; schlage die<br />
Ehefrau nieder, ihr Kleid allein ist ehrlich, sie ist eine Kupplerin. Laß nicht die<br />
jungfräuliche Wange dein schneidendes Schwerdt stumpf machen; schone dieses<br />
milchweissen Busens nicht, der unter dem gläsernen Flor zu den Augen der Männer<br />
emporschwillt, er ist ein schändlicher Verräther. Schone nicht des Säuglings, dessen<br />
kindisches Lächeln Narren zur Erbarmung zwingt; denk es ist ein Bastard, von dem ein<br />
dunkles Orakel vorhergesagt hat, daß er dir die Kehle abschneiden soll, und zerhak' ihn<br />
ohne Bedenklichkeit. Verschwöre dich wider jeden Gegenstand, der dein Herz erweichen<br />
könnte; leg' eine Rüstung um deine Ohren und deine Augen, deren Stählung weder das<br />
Heulen der Mütter, das Geschrey der Jungfrauen, und das Wimmern der Kinder; noch der<br />
Anblik von Priestern, deren Blut über ihre heiligen Kleider herab strömt, nur um eine<br />
Nadelspize durchdringen möge. Hier ist Gold, deine Soldaten zu bezahlen. Verbreite<br />
Verderben um dich her, geh', und wenn du deine Wuth ausgelassen hast, so verdirb<br />
selbst! Antworte nicht, geh!<br />
Alcibiades.<br />
Hast du noch Gold? Ich nehme das Gold an, das du mir giebst, und lasse dir deinen Rath.<br />
Timon.<br />
Du folgest ihm oder nicht, so falle der Fluch des Himmels auf dich!<br />
Timandra, Phrynia.<br />
Gieb uns auch etwas Gold, guter Timon; hast du noch mehr?<br />
Timon.<br />
Genug, um zu machen daß eine Hure ihr Handwerk verschwöre und eine - - Kupplerin<br />
werde. Hebt auf, ihr Schlütten**, die Schürze auf! Ihr seyd nicht eydfähig, ob ich gleich<br />
weiß, daß ihr schwören würdet; schwören, daß die unsterblichen Götter die euch hören,<br />
vor Entsezen schaudern müßten. Spart eure Schwüre, ich will euerm blossen<br />
Versprechen glauben. Bleibt immer Huren, und dem, dessen frommer Zuspruch euch<br />
bekehren will, dem macht es dreymal ärger als den übrigen; ködert ihn an, brennt ihn bis<br />
auf die Knochen; laßt nicht eher von ihm ab, biß euer Feuer über seinem Rauch Meister<br />
wird; doch sollt ihr dafür alle Jahre sechs Monate eine ganz entgegengesezte Mühe<br />
haben. Sezt euch falsche Haare an, und dekt eure arme dünne Schädel mit Aufsäzen von<br />
Todten (wenn schon einige davon gehangen sind, das hindert nichts); tragt sie, betrügt<br />
damit, und h** immer auf ihren Credit hin; schminkt euch, bis ein Pferd in euerm Gesicht<br />
steken bleiben möchte; der Henker hole die Runzeln!<br />
Beyde.<br />
Gut, gut, nur mehr Gold; glaubt uns, um Gold thun wir was ihr nur wollt.<br />
Timon.<br />
Säet Auszehrung in ihre marklosen Knochen, lähmet ihre dünnen Beine, und dämpfet den<br />
männlichen Trieb. Brecht die Stimme des Advocaten, daß er untüchtig werde schlimme<br />
Sachen zu führen, und Rabulisten-Streiche durch sein Geschrey gut zu machen; stekt<br />
den Priester an, der wider die Triebe des Fleisches eifert und sich selbst nicht glaubt;<br />
herab mit der Nase, platt ab, nehmt ihm den Nasenknörpel ohne Verschonen, der, seinen<br />
Privat-Nuzen ausser Gefahr zu sezen, das gemeine Beste aufopfert. Macht krausköpfichte<br />
Spizbuben kahl, und laßt auch die jungen Eisenfresser nicht leer ausgehen, die mit ihren<br />
grossen Thaten pralen, und nur nicht eine Narbe davon aufzuweisen haben. Verpestet<br />
alle Welt, und ruhet nicht, bis ihr die Quelle der Vermehrung selbst gänzlich verstopft und<br />
ausgetroknet habt. - - Hier ist mehr Gold für euch, bringt alle andre ins Verderben, dann<br />
verfaulet selbst und Misthauffen mögen euer aller Grab seyn.<br />
52