29.10.2013 Aufrufe

William Shakespeare

William Shakespeare

William Shakespeare

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

3. Senator.<br />

Redet nicht von Timon, erwartet nichts von ihm; man hört schon die Trummeln der<br />

Feinde, und das fürchterliche Stampfen ihrer Tritte füllt die Luft mit Staub. Hinein, und<br />

macht euch gefaßt; ich besorge, unsre Gegenwehr werde wenig helfen.<br />

(Ein Soldat geht in den Wald hinein, und sucht den Timon.)<br />

71<br />

(Sie gehen ab.)<br />

Soldat.<br />

Der Beschreibung nach muß dieses der Ort seyn. Wer ist hier? Antworte! he! Keine<br />

Antwort? - - was ist diß? - - ha! Timon todt ausgestrekt? Irgend ein wildes Thier muß<br />

dieses Grabmal aufgewühlt haben, denn hier lebt kein Mensch. Er ist todt, so ist's, und<br />

diß ist sein Grab - - Was ist auf diesem Stein? Ich kan nicht lesen; aber ich will die Schrift<br />

in Wachs abdruken; unser General versteht alles, er ist alt an Wissenschaft, obgleich<br />

jung an Tagen; anstatt ihm seinen Freund zu bringen, bring ich ihm seine Grabschrift.<br />

Fünfte Scene.<br />

(Vor den Mauern von Athen.)<br />

Trompeten. Alcibiades zieht mit seinem Heer auf.<br />

(Er geht ab.)<br />

Alcibiades.<br />

Verkündigt dieser feigen und von Wollust aufgelösten Stadt unsre fürchterliche Ankunft.<br />

(Man hört Schamade schlagen.<br />

Die Senatoren lassen sich auf den Mauern sehen.)<br />

Bis izt habt ihr ohne Scheu euerm ausschweiffenden Uebermuth den Zügel gelassen, und<br />

eure Willkühr zum Zwek der Geseze gemacht. Lange genug sind ich und andre, die im<br />

Schatten eurer Gewalt schliefen, mit verkehrten Waffen, wie Nachtwandrer,<br />

herumgeirret, und haben unsre Bedrükung umsonst in Klagen ausgehaucht. Nun ist die<br />

Zeit gekommen, da das überladne Mark unter der übermässigen Last ausruft: Es ist<br />

genug*; nun soll die keuchende Beleidigung sich in eure grosse Lehnstühle werfen, und<br />

ausschnauben; und der aufgeschwollne Uebermuth vor Angst allen seinen Wind fahren<br />

lassen, und mit emporsträubenden Haaren davon lauffen.<br />

1. Senator.<br />

Edler Jüngling, da deine ersten Beschwerden nur noch Gedanken waren, eh du Macht<br />

hattest oder wir Ursache hatten dich zu fürchten; sandten wir zu dir, deinen Zorn zu<br />

besänftigen, und versprachen, unsre Undankbarkeit mit überschwänglicher Liebe<br />

auszulöschen.<br />

2. Senator.<br />

Wir hielten auch durch eine demüthige Gesandtschaft, und mit versprochner Besserung,<br />

bey dem verwandelten Timon an, unsrer Stadt seine Liebe wieder zu schenken; wir sind<br />

nicht alle undankbar, und verdienen nicht alle unter dem allgemeinen Streich des Krieges<br />

zu sinken.<br />

1. Senator.<br />

Diese unsre Mauern sind nicht von den Händen derjenigen aufgeführt worden, von denen<br />

ihr Beleidigungen empfangen habt; und es wäre nicht billig, daß diese schönen Thürme,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!