William Shakespeare
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Dritte Scene.<br />
Ein dritter Bedienter des Timon mit Sempronius.<br />
Sempronius.<br />
Mußt' er denn gerade mich damit beunruhigen? Vor allen andern? Er hätt' es bey Lord<br />
Lucius oder Lucullus versuchen können, und nun ist auch Ventidius reich, den er aus dem<br />
Gefängniß erledigt hat; alle diese drey haben ihm ihr Vermögen zu danken.<br />
Bedienter.<br />
O Gnädiger Herr, sie sind alle auf die Probe gesezt und falsch befunden worden; sie<br />
haben ihn alle abgewiesen.<br />
Sempronius.<br />
Wie? Abgewiesen? Ventidius und Lucullus, beyde ihn abgewiesen? Und nun schikt er zu<br />
mir? Drey! hum - - Es zeigt wenig Freundschaft oder Vernunft auf seiner Seite an. Muß<br />
ich seine lezte Zuflucht seyn? Seine Freunde, die gleich Aerzten sich auf seine Unkosten<br />
bereichert haben, geben ihn au? Muß ich nun die Cur übernehmen? er hat mir eine<br />
schlechte Ehre damit angethan; es verdrießt mich, er hätte wol wissen können, wer ich<br />
bin; ich kan keinen Grund erdenken, warum er nicht zuerst an mich gekommen ist, wenn<br />
er jemands Hülfe nöthig hatte. Auf mein Gewissen, ich war der erste unter allen die<br />
iemals Gutes von ihm genossen haben; und denkt er denn so unbillig von mir, daß ich<br />
der lezte seyn werde, es wett zu machen? Es wird allen übrigen eine Materie zum Lachen<br />
geben, und ich werde der Narr unter dem Atheniensischen Adel seyn. Ich wollte dreymal<br />
so viel als er von mir verlangt darum geben, er hätte zu mir zuerst geschikt, wenn es<br />
auch nur gewesen wäre, um meiner Gemüthsart Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen;<br />
ich wäre so geneigt gewesen ihm Gutes zu thun. Aber so geh' nur wieder heim, und seze<br />
zu den abschlägigen Antworten der übrigen, in meinem Namen, noch dieses hinzu: Wer<br />
meiner Ehre zu nahe tritt, soll nimmermehr mein Geld zu sehen kriegen.<br />
34<br />
(Er geht ab.)<br />
Bedienter.<br />
Vortreflich! Euer Gnaden ist ein feiner Spizbube. Der Teufel wußte gewiß nicht was er<br />
that, wie er die Leute politisch machte; er schadete sich selbst dadurch; und ich kan<br />
nichts anders als glauben, am Ende werden sie ihn selbst mit ihren Schelmenstreichen<br />
zum Narren machen. - - Das waren nun diejenigen, auf die mein Herr seine besten<br />
Hoffnungen gesezt hatte; nun sind alle zurükgetreten, und ausser den Göttern bleibt ihm<br />
niemand übrig. Seine Freunde sind todt. Thüren, die so manches glükliche Jahr her nie<br />
mit ihren Schlössern bekannt worden, müssen nun gebraucht werden, ihren Herrn vor<br />
dem Ungestüm seiner Glaubiger sicher zu stellen. Das ist alles, was er von seiner<br />
Freygebigkeit davon trägt!<br />
Vierte Scene.<br />
(Verwandelt sich in Timons Vorhaus.)<br />
(Er geht ab.)<br />
Varro, Titus, Hortensius, Caphis, und andre Bediente von Timons Gläubigern treten auf,<br />
um auf sein Ausgehen zu warten.<br />
Varro.<br />
Treffen wir uns hier an? Guten Morgen, Titus und Hortensius.