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William Shakespeare

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Servilius.<br />

Bey meiner Seele, Milord, es ist Ernst.<br />

Lucius.<br />

Was für ein verwünschtes dummes Thier war ich, daß ich mich auf eine so gute<br />

Gelegenheit so sehr an Geld entblößt habe, wo ich hätte zeigen können, daß ich ein Mann<br />

bin, der auf Ehre hält! Wie unglüklich es doch zutreffen muß, daß er mich gerad in einer<br />

Zeit auf die Probe sezt, da ich ausser Stand bin - - In der That, Servilius, bey den<br />

Göttern, ich bin ausser Stand - - (ein desto dummeres Vieh, sag ich) Ich wollte diesen<br />

Augenblik selbst zum Lord Timon schiken, und ihn um eine Summe Gelds ansprechen,<br />

diese Herren können Zeugschaft geben: Aber izt wollt' ich nicht um alles Geld in Athen,<br />

daß ich es gethan hätte. Empfehlt mich Sr. Gnaden zu geneigtem Wohlwollen, und ich<br />

hoffe, Se. Gnaden werde keine schlimmere Meynung deßwegen von mir fassen, weil ich<br />

nicht im Stande bin, ihm meine Dienstwilligkeit zu zeigen. Und sagt ihm in meinem<br />

Namen, ich rechne es unter meine grösten Widerwärtigkeiten, daß ich einem so würdigen<br />

Edelmann nicht zu Gefallen seyn könne. Mein guter Servilius, wollt ihr so viel<br />

Freundschaft für mich haben, und ihm meine eignen Worte hinterbringen?<br />

Servilius.<br />

Ja, Herr, ich will.<br />

33<br />

(Servilius geht ab.)<br />

Lucius.<br />

Ich will euch eine ziemliche Streke nachsehen, Servilius - - Es ist, wie ihr sagtet; Timon<br />

ist hin, in der That; wer kan helfen? Euer Diener, meine Herren.<br />

1. Fremder.<br />

Merkt ihr das, Hostilius?<br />

2. Fremder.<br />

Nur gar zu wohl.<br />

(Er geht ab.)<br />

1. Fremder.<br />

Das ist der Lauf der Welt; so denken alle Schmeichler: Wer kan den seinen Freund<br />

nennen, der in Eine Schüssel mit ihm taucht? Denn, wie mir bekannt ist, war Lord Timon<br />

wie ein Vater zu diesem Herrn; er unterhielt seinen Credit und seine Haushaltung aus<br />

seinem Beutel, und bezahlte sogar seinen Bedienten ihren Lohn. Er trinkt nie, ohne daß<br />

Timons Silber seine Lippen drükt; und dennoch - - o! was für ein Ungeheuer ist der<br />

Mensch, wenn er aus einer undankbaren Gestalt hervorgukt! Er schlägt ihm ab, was<br />

gutthätige Leute Bettlern nicht versagen.<br />

3. Fremder.<br />

Die Menschlichkeit schauert vor einer solchen Gefühllosigkeit.<br />

1. Fremder.<br />

Was mich betrift, so hab' ich in meinem Leben niemals die geringste Gutthat von Timon<br />

genossen, die mich vor andern verbände, sein Freund zu seyn; und doch versichre ich,<br />

um seines edeln und wohlthätigen Gemüths willen, und aus Hochachtung für seine<br />

Tugend, wollt' ich ihm die Helfte meines Vermögens geschenkt haben, wenn er sich in<br />

seinem Bedürfniß an mich gewendet hätte, so sehr lieb' ich sein Herz; allein, so wie die<br />

Welt geht, muß man sein Mitleiden zurükhalten lernen; denn Klugheit geht über<br />

Gewissen.<br />

(Sie gehen ab.)

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