William Shakespeare
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Bedienter.<br />
Gnädiger Herr, hier ist der Wein.<br />
Lucullus.<br />
Flaminius, ich habe dich allezeit für einen verständigen jungen Menschen gehalten; - -<br />
Auf deine Gesundheit!<br />
Flaminius.<br />
Ich danke Euer Gnaden.<br />
Lucullus.<br />
Ich hab immer bemerkt, daß du einen muntern fertigen Kopf hast, und daß du gescheidt<br />
genug bist, dich selbst nicht zu vergessen, und dich der Zeit zu bedienen, wenn sie dir<br />
Gelegenheit dazu giebt. Du hast hübsche Gaben - - (Zu seinem Bedienten) Geh deines<br />
Weges, Schurke - - Komm näher, ehrlicher Flaminius; dein Herr ist ein gütiger Edelmann,<br />
aber du bist verständig, und begreifst wol, (ob du gleich zu mir gekommen bist,) daß es<br />
izt keine Zeit ist Geld auszuleihen, zumal auf blosse Freundschaft, ohne Sicherheit. Hier<br />
hast du drey Goldgulden, mein guter Junge; verstehe mich wol, und sage deinem Herrn,<br />
du habest mich nicht gesehen. Lebe wohl.<br />
Flaminius.<br />
Ist's möglich, daß die Welt sich in so kurzer Zeit so verändert hat? Weg, verdammte<br />
Niederträchtigkeit, (er schmeißt das Geld weg) geh' zu dem, dessen Abgott du bist.<br />
Lucullus.<br />
Ha! Nun seh' ich daß du auch ein Narr bist, und wol zu deinem Herrn taugst.<br />
31<br />
(Lucullus geht ab.)<br />
Flaminius.<br />
Möge geschmolznes Geld deine Strafe in der Hölle seyn, und diese Goldstüke zu den<br />
übrigen kommen, die dir glühend in den Rachen gegossen werden sollen, du verfluchter<br />
Heuchler von einem Freund - Hat Freundschaft ein so schwaches milchichtes Herz, das in<br />
weniger als zwo Nächten gerinnt? O ihr Götter, ich fühle den Zorn, worinn dieses meinen<br />
Herrn sezen wird. Dieser Nichtswürdige hat in diesem Augenblik noch meines Herren<br />
Mahlzeit im Leibe! Laßt es, anstatt ihn zu nähren, sich in Gall und Gift verwandeln! Laßt<br />
es nichts als Krankheiten in ihm zeugen, und wenn er auf den Tod darnieder ligt, o! so<br />
laßt jedes Theilchen von Nahrungssaft, wofür mein Herr bezahlt hat, aller seiner<br />
heilsamen Kraft beraubt, zu nichts anderm dienen als durch langsame Pein seine lezte<br />
Stunde zu verzögern!<br />
Zweyte Scene.<br />
(Eine öffentliche Strasse.)<br />
Lucius tritt mit dreyen Fremden auf.<br />
Lucius.<br />
Wer? der Lord Timon? Er ist mein sehr guter Freund, und ein würdiger Edelmann.<br />
(Geht ab.)<br />
1. Fremder.<br />
Wir kennen ihn nicht anders, ob wir ihm gleich unbekannt sind. Aber ich kan euch soviel<br />
sagen, Milord, und ich hab' es von dem allgemeinen Gerüchte, daß Lord Timons glükliche<br />
Tage vorbey sind, und daß er sich in schlimmen Umständen befindet.