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William Shakespeare

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Mahler.<br />

Nach der Erkundigung, die ich von dem Ort eingezogen habe, kan er nicht weit von hier<br />

sich aufhalten.<br />

Poet.<br />

Was soll man von ihm denken? bestättigt sich das Gerücht, daß er soviel Gold haben<br />

soll?<br />

Mahler.<br />

Er hat; Alcibiades erzählt es, Phrynia und Timandra haben Gold von ihm bekommen; er<br />

schenkt' auch etlichen armen verlaufenen Soldaten eine grosse Menge davon. Man sagt,<br />

er gab seinem Verwalter eine starke Summe.<br />

Poet.<br />

So war folglich diese Bankrutt nur eine Prüfung seiner Freunde.<br />

Mahler.<br />

Nichts anders; ihr werdet ihn bald in Athen unter den Ersten wieder glänzen sehen. Es<br />

wird also nicht übel gethan seyn, wenn wir ihm in dem Unglüks-Stand', worinn man ihn<br />

versunken glaubt, unsre Freundschaft bezeugen; es wird uns das Ansehen eines<br />

edelmüthigen Betragens geben; und es ist sehr wahrscheinlich, daß es uns zu unserm<br />

Zwek führen wird, wenn es wahr ist, daß er so reich seyn soll.<br />

Poet.<br />

Was habt ihr bey euch, womit ihr ihm aufwarten wollet?<br />

Mahler.<br />

Nichts für dißmal als meinen Besuch; allein ich will ihm ein vortrefliches Stük<br />

versprechen.<br />

Poet.<br />

Ich will ihn auf die nemliche Art bedienen.<br />

Mahler.<br />

So ist's am besten. Versprechen öffnet das Auge der Erwartung, und macht sich oft für<br />

etwas, das niemals gehalten wird, zum voraus bezahlt. Halten ist allemal der Narr in<br />

seinem eignen Spiel; sobald ein Versprechen gehalten ist, so nüzt es, ausser bey der<br />

einfältigern Art von Leuten, dem Geber nichts mehr. Versprechen ist hofmännisch, und<br />

ein Stük von der feinen Lebensart; Halten ist eine Art von leztem Willen oder Testament,<br />

welches bey dem, der es macht, eine grosse Krankheit - - am Verstand anzeigt.<br />

Timon kommt, ohne daß ihn die vorigen Personen gewahr werden, aus der Höle hervor.<br />

Timon (vor sich.)<br />

Vortreflicher Künstler! du kanst keinen so schlechten Kerl mahlen als du selbst bist.<br />

Poet.<br />

Ich besann' mich, was ich sagen will, das ich für ihn in der Arbeit habe - - Es muß eine<br />

Vorstellung von ihm selbst seyn; eine Satyre über die Weichlichkeit, die eine Folge des<br />

Wohlstands zu seyn pflegt; mit einer Entdekung der unendlichen Schmeicheleyen, die<br />

das Gefolge von Jugend und Reichthum sind.<br />

Timon.<br />

Must du dich dann in deinem eignen Werk als einen Nichtswürdigen abschildern? Willt du<br />

deine eigne Laster auf andrer Leute Rüken peitschen? Thue es, ich habe Gold für dich.<br />

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