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50 Jahre Verfassungsschutz und politischer Extremismus in Nordrhein-Westfalen 21<br />

Lagebericht des <strong>NRW</strong>-Verfassungsschutzes von 1965<br />

Im Zusammenhang mit politischen Veränderungen im Ostblock wurde im Juli 1965<br />

in einem Lagebericht der Verfassungsschutzabteilung an den Landtag ausgeführt:<br />

»Die SED aber - und das darf nicht vergessen werden - zählt zu denjenigen kommunistischen<br />

Parteien, deren politische Konzeption auch heute noch überwiegend<br />

stalinistisch ist. Die KPD muss sich als Werkzeug der SED diesem Kurs zwangsläufig<br />

anpassen; ihre faktische Abhängigkeit von der SED lässt eine eigene Politik<br />

nicht zu. Diese Tatsache zwingt den Verfassungsschutz in unserem Lande auch<br />

dann zu erhöhter Wachsamkeit, wenn sich in größerem Maßstab begrüßenswerte<br />

Entspannungstendenzen zeigen.«<br />

Durch die starke Bindung der Mitglieder an ihre Partei sowie aufgrund der finanziellen<br />

und organisatorischen Unterstützung der Sozialistischen Einheitspartei<br />

Deutschlands (SED) gelang es der KPD, eine - kleine - Parteiorganisation auch in<br />

der Zeit der Illegalität aufrechtzuerhalten. Die Abhängigkeit machte die KPD - und<br />

später die DKP - zu einem Anhängsel der SED ohne wirkliche Eigenständigkeit.<br />

Sie wurde aber dadurch auch zu einer politischen Größe mit einer Bedeutung, die<br />

nicht allein aus Mitgliederzahlen oder Wahlergebnissen abgeleitet werden konnte.<br />

DKP führt politisch-ideologische KPD-Linie fort<br />

Auch nach der durch außenpolitische Interessen und eine liberalere Innenpolitik<br />

möglich gewordenen »Neugründung« einer kommunistischen Partei in Westdeutschland<br />

(DKP - 12./13. April 1969 in Essen) änderte sich an dieser Situation<br />

grundsätzlich nichts. Die DKP führte die skizzierte politisch-ideologische KPD-<br />

Linie in entscheidenden Punkten fort.<br />

In der Folgezeit gelang es ihr, bis Ende 1978 etwa 42.000 Mitglieder bundesweit<br />

zu gewinnen. Bundes- und landespolitisch blieb - und ist - die DKP unbedeutend.<br />

Lediglich auf kommunaler Ebene gelang ihr auch in Nordrhein-Westfalen (z.B. in<br />

Ahlen, Bottrop, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Gevelsberg,<br />

Gladbeck, Hattingen, Solingen und Wülfrath) zeitweilig der Einzug in kommunale<br />

Räte bzw. Bezirksvertretungen. Diese lokalen Erfolge dürften auch darauf<br />

zurückzuführen sein, dass die DKP in ihrer stärksten Phase ca. 180 Betriebszeitungen<br />

sowie ca. 150 Kreis- und Stadtteilzeitungen herausgab. Alleine in <strong>NRW</strong><br />

konnte es sich die Partei leisten, mehrere Dutzend hauptamtliche Kräfte zu beschäftigen.<br />

Diese festgefügte und auf politische Wahlerfolge oder Eigenmittelbeschaffung<br />

nicht angewiesene Partei machte ein vergleichsweise dichtes Beobachtungsnetz<br />

des <strong>NRW</strong>-Verfassungsschutzes über alle Parteiebenen notwendig.<br />

Fremdbestimmung der DKP durch die SED<br />

Die bestehende »Fremdbestimmung« durch die SED wurde auch deutlich durch<br />

die bis 1989 andauernde finanzielle Unterstützung mit jährlichen Zuwendungen<br />

von etwa 80 Mio. DM. Über die SED profitierte die DKP bis 1989 indirekt von den<br />

auch in <strong>NRW</strong> tätigen SED-Wirtschaftsunternehmen. Das ganze Ausmaß dieses<br />

SED-»Wirtschaftsimperiums« wurde der Öffentlichkeit erst nach dem Zusammenbruch<br />

der DDR im Zusammenhang mit dem »KoKo-Untersuchungsausschuss«<br />

des Deutschen Bundestages deutlich. Durch die SED wurden politisch zuverlässige<br />

Personen mit entsprechenden Finanzmitteln ausgestattet, um in der Bundesrepublik<br />

Firmen zu gründen, die insbesondere im Ost-West-Handel Devisen für die<br />

DDR zu erwirtschaften hatten. Gleichzeitig wurden diese Personen über - geheime

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