Publikation downloaden - MIK NRW
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50 Jahre Verfassungsschutz und politischer Extremismus in Nordrhein-Westfalen 54<br />
alliierten Nachrichtendienste, wie vielleich auch deutscher Dienststellen, sowohl<br />
als links- wie auch rechtsradikales Subjekt geraten bin. ...<br />
Konsolidierung nach Errichtung weiterer Verfassungsschutzbehörden<br />
... Wenn der erste Abschnitt unserer Arbeit mit dem Begriff Improvisation bedacht<br />
worden ist, so setzte zweifellos mit dem Aufbau des BfV und der benachbarten<br />
Landesämter eine Konsolidierung ein. Diesen Abschnitt möchte ich mit dem Jahre<br />
1953 beginnen; von damals an waren wir auch personell in der Lage, die Fülle der<br />
Arbeit besser zu bewältigen. Das Schwergewicht hatte sich, dem parteipolitischen<br />
Ablauf der Geschehnisse folgend, ganz eindeutig nach links verlagert, wir hatten<br />
gegen einen Parteiapparat aufzuklären, der ganz andere Maßstäbe kannte, als die<br />
kleinen Haufen hirnverbrannter Nazis. Die KPD und ihre zahllosen Massenorganisationen<br />
waren speziell im Land <strong>NRW</strong> in jeder Hinsicht personell und finanziell<br />
besser ausgerüstet als der Verfassungsschutz. Und doch konnten wir Erfolge erzielen,<br />
weil der Beschaffungsdienst bei aller Beschränkung seiner Möglichkeiten<br />
den Aufgaben angepasst wurde. Eine personelle Ausweitung war damals nur mit<br />
Mitarbeitern möglich, die grotesk sowohl als »feste« wie als »freie« bezeichnet<br />
wurden. Die damalige Einrichtung der HVM (Haupt-V-Mann) in einer Reihe von<br />
wichtigen Großstädten als Betreuer des ständig wachsenden VM-Netzes war ein<br />
Notbehelf gegenüber einer mir unverständlichen Personalpolitik. Die meisten dieser<br />
HVM konnten später nicht in den Behördendienst übernommen werden, wenige<br />
von Ihnen haben selber dieses Stadium durchlaufen. Was es damals hieß, eine<br />
derartige Funktion auszuüben, kann nur der ermessen, der die persönlichen Nöte<br />
dieser Mitarbeiter zu hören bekommen hat. Trotz aller Mängel wuchs das Netz<br />
und der Beschaffungsdienst konnte durch eigene Forschung und Werbung die<br />
vorhandenen Lücken auszufüllen versuchen. Die damalige Situation hatte ihre<br />
Problematik nicht zuletzt durch die Isolierung des Beschaffungsdienstes von Behörden,<br />
speziell von der Politischen Polizei, dem damaligen PSD. ... Die aufzuklärenden<br />
Objekte waren damals völlig legal politisch tätig, es bestand also auch keine<br />
Notwendigkeit für die Polizei, sich unserer Mitarbeit zu bedienen. Wir haben<br />
das oft bitter zu spüren bekommen, vor allem den HVM fehlte die notwendige Rückendeckung<br />
der Behörde. ...<br />
Der entscheidende Einschnitt für die Arbeit des Verfassungsschutzes waren die<br />
Verbotsurteile des Bundesverfassungsgerichtes gegen SRP und KPD. Mit dem<br />
Ende der »Legalität« begann für den Beschaffungsdienst ein tiefgreifender Wandel<br />
seiner Aufgaben. Die vorher ängstlich vermiedene Zusammenarbeit mit Exekutive<br />
und Justiz wurde zur zwingenden Notwendigkeit. Es begann die Zeit der »Aktionen«.<br />
In dieser Phase stehen wir noch heute. Ich will hier gar nicht auf Einzelheiten<br />
eingehen, sondern nur darauf hinweisen, dass in dieser neuen Phase der<br />
HVM alten Stils durch den Behördenangestellten ersetzt wurde, dass die Auswertung<br />
einen wesentlich stärkeren Einfluss auszuüben begann und für uns die<br />
Schaffung einer Observationsgruppe unumgänglich war. Technische Hilfsmittel<br />
und personelle Verstärkung haben den Geldbedarf erhöht, der Beschaffungsdienst<br />
konnte kein Stiefkind bleiben. Aber wuchs das VM-Netz im gleichen Umfang? War<br />
nicht vielmehr die Werbung in illegalen Gruppen fast hoffnungslos geworden?<br />
Drohte nicht durch die exekutiven Aktionen eine Verminderung des VM-<br />
Bestandes, wie wir es besonders radikal in Ostwestfalen-Lippe erleben mussten?<br />
...