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Trucker.pdf - E Book Library

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Normalerweise bot der Müllbehälter ein gutes Jagdrevier,<br />

selbst im Winter. Oft enthielten die Tüten noch<br />

das eine oder andere Kartoffelstäbchen, manchmal sogar<br />

Knochen von einem Hähnchen. Gelegentlich stieß<br />

Masklin auf eine Ratte. Über die letzte Ratte hatte er<br />

sich sehr gefreut — sie reichte für fast eine Woche. Es<br />

gab nur ein Problem: Am dritten Tag konnte man kein<br />

Rattenfleisch mehr sehen. Eigentlich blieb einem schon<br />

der dritte Bissen im Hals stecken.<br />

Masklin starrte zum Parkplatz.<br />

Und dort kam er, pünktlich wie immer, spritzte Regenwasser<br />

beiseite und hielt mit zischenden Bremsen.<br />

Seit vier Wochen traf der Laster an jedem Dienstagund<br />

Donnerstagmorgen ein. Masklin wußte auch, wieviel<br />

Zeit sich der Fahrer ließ.<br />

Sie hatten genau drei Minuten. Für jemanden, der so<br />

klein ist wie ein Nom, entspricht das einer halben<br />

Stunde.<br />

Masklin kroch an schmierigem Papier vorbei, sprang<br />

unten aus dem Abfallkorb und lief zu den Sträuchern<br />

am Rand des Parkplatzes. Dort warteten Grimma und<br />

die anderen.<br />

»Er ist da«, sagte er. »Kommt!«<br />

Sie standen auf, ächzten und murrten. Mindestens<br />

ein dutzendmal hatte Masklin mit ihnen geübt. Es war<br />

sinnlos, sie anzuschreien: Damit verwirrte er sie nur,<br />

und dann regten sie sich auf und murrten noch mehr.<br />

Sie meckerten immer. Über kalte Pommes frites, selbst<br />

wenn Grimma sie aufwärmte. Über Rattenfleisch. Ab<br />

und zu dachte Masklin daran, einfach fortzugehen,<br />

doch die mahnende Stimme des Gewissens hinderte<br />

ihn daran. Die anderen brauchten ihn. Sie benötigten<br />

jemanden, über den sie nörgeln konnten.<br />

Aber sie waren zu langsam. Masklin hätte am liebsten<br />

geweint.<br />

Statt dessen wandte er sich an Grimma.<br />

»Wir müssen uns beeilen«, drängte er. »Treib sie irgendwie<br />

an. Es dauert zu lange!«<br />

Grimma klopfte ihm auf die Hand.<br />

»Sie fürchten sich. Geh du voraus. Wir folgen dir<br />

gleich.«<br />

Masklin widersprach nicht — dazu war die Zeit zu<br />

knapp. Er eilte durch den Schlamm zum Parkplatz zurück,<br />

holte unterwegs Seil und Greifer hervor. Eine Woehe<br />

hatte es gedauert, um den Haken aus einem Stück<br />

Zaundraht anzufertigen, und anschließend übte er ta-

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