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Nachdem die Bürokratie Art aus ihren Krallen<br />

gelassen hatte, nicht ohne vorher sein ganzes Leben<br />

gründlich zu durchleuchten, fand er Linda auf<br />

dem Bahnsteig, wo sie mit dem Rücken an einer<br />

Säule lehnte. Einen Fuß hatte sie gegen den Stein<br />

gestemmt, so dass das vorgewölbte Knie und ihr<br />

Rock den unsteten Winden des Bahnhofs ausgesetzt<br />

waren. Sie war in einen Strahl frühabendlichen<br />

Sonnenlichts getaucht, der ihr Haar tiefschwarz<br />

glänzen ließ. Aus Arts Perspektive wirkte<br />

sie wie eine Lichtgestalt, eine schimmernde Vision.<br />

Während sie lebhaft in ihr Komset sprach,<br />

umspielte das Sonnenlicht ihren kräftigen Kiefer.<br />

Plötzlich hatte Art das Bedürfnis, sich von hinten<br />

an sie heranzuschleichen und mit der Zunge die<br />

Linie entlangzufahren, die von der Kante des Unterkiefers<br />

bis zu dem winzigen Grübchen am Kinn<br />

verlief, und danach bis zu den weichen Lippen<br />

vorzudringen, um sie zu küssen.<br />

Er setzte den Gedanken gleich in die Tat um,<br />

pirschte sich von hinten an sie heran und konnte<br />

im leichten Wind den Duft ihres Shampoos riechen,<br />

der ihn stets an den Geruch in einem Neuwagen<br />

erinnerte. Er wollte gerade die Zunge ausstrecken,<br />

als sie keifte: »Ach, leck mich doch! Ruf<br />

mich nie wieder an!« Sie klappte das Komset zu<br />

und stapfte wütend in Richtung des Zuges davon.<br />

Arts romantische Anwandlung verflog sofort. Ernüchtert<br />

blieb er auf der anderen Seite der Säule<br />

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