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Tagungsband Landespsychotherapeutentag 2005 (PDF, 4749 kb)

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Therapiekonzeptualisierung und Qualitätssicherung<br />

Psychotherapien ist das, was der Psychotherapeut<br />

tut (und wofür er bezahlt wird). Wie bereits<br />

ausgeführt muss ein Therapeut sagen können,<br />

was er macht und es muss auch möglich sein zu<br />

beurteilen, ob er das, was er vorgeblich angibt zu<br />

tun auch tatsächlich tut und obendrein qualitativ<br />

gut tut. Wenn ein Therapeut angibt z.B. Verhaltenstherapie<br />

zu machen, dann muss das nicht<br />

stimmen. Selbst wenn er vorhat Verhaltenstherapie<br />

zu machen, dann heißt das noch nicht, dass er<br />

es auch kann.<br />

Wenn man Therapeutenverhalten beschreiben<br />

will, dann müssen sechs Eben voneinander unterschieden<br />

und getrennt beschrieben werden:<br />

die Beziehungsebene, die Ebene der Basistechniken,<br />

die Ebene der störungsspezifischen Techniken,<br />

die Sitzungsstrategie, die Prozessstrategie<br />

und die Heuristikebene. Die Kompetenz eines<br />

Psychotherapeuten kann und muss auf jeder dieser<br />

Ebenen gesichert, nachgewiesen und beurteilt<br />

werden.<br />

Die Beziehungsebene umfasst Variablen wie<br />

Zugewandtheit, Interesse, Echtheit usw. Dies<br />

kann gelernt und auch quantifizierend gemessen<br />

werden.<br />

Die Ebene der Basistechniken umfasst die psychotherapeutischen<br />

Interventionen, die für eine bestimmte<br />

therapeutische Schule als charakteristisch<br />

angesehen werden können. Es sind die Interventionen,<br />

die zum allgemeinen Methodenrepertoire<br />

eines jeweiligen Psychotherapeuten gehören. So<br />

muss jeder Verhaltenstherapeut z.B. in der Lage<br />

sein, ein Arbeitsbündnis und eine Therapiezielvereinbarung<br />

mit dem Patienten herzustellen,<br />

Hausaufgaben zu stellen, eine Verhaltensanalyse<br />

durchzuführen, mit dem Patienten ein Störungsmodell<br />

zu entwickeln, Problemlösungen zu strukturieren,<br />

Kognitionen zu modifizieren, Selbstkontrolle<br />

und Selbstmanagement einzuüben oder E-<br />

motionen zu bearbeiten. Für jeden dieser Bereiche<br />

lassen sich detaillierte Verfahrensvorschriften<br />

benennen. Tab. 3 zeigt als Beispiel, was zu einem<br />

Problemlösetraining im Einzelnen gehört. Wenn<br />

ein Band einer Therapiesitzung abgehört wird,<br />

dann kann ein Beurteiler objektiv feststellen ob in<br />

dieser Sitzung ein Problemlösetraining durchgeführt<br />

wurde und ob alle technischen Erfordernisse<br />

auch korrekt umgesetzt wurden. Hiefür kann bei<br />

Bedarf auch auf Manuale oder Kompetenz-<br />

Checklisten zurückgegriffen werden. Gleiches ist<br />

auch für andere Therapierichtungen möglich.<br />

Tab. 3:<br />

Verhaltenstherapeutisches Vorgehen beim Problemlösetraining (in Anlehnung an die Verhaltenstherapie-Kompetenz-Checkliste)<br />

‣ Bestehende Probleme bzw. schwierige Situationen werden auf der Verhaltensebene beschrieben.<br />

‣ Der bisherige Umgang mit dem Problemverhalten bzw. mit schwierigen Situationen wird hinterfragt<br />

und analysiert.<br />

‣ Bestehende Probleme werden in Einzel- bzw. Teilprobleme unterteilt und erst dann bearbeitet.<br />

‣ Es werden nach Schwierigkeit gestufte Hierarchien von Problemen, Themen, Aufgaben oder Anforderungssituationen<br />

erstellt.<br />

‣ Es wird an Übungsproblemen gearbeitet, d. h. an Problemen, die für den Patienten relevant sind, in<br />

denen er jedoch Fehler machen kann, üben kann, ohne etwas zu riskieren (z.B. Arbeitsplatz, Ehe)<br />

‣ Es werden mit dem Patienten detailliert mehrere alternative Verhaltensoptionen für konkrete Situationen<br />

herausgearbeitet. Strategien zur Bewältigung der relevanten Probleme werden im Detail auf der<br />

Verhaltensebene besprochen.<br />

‣ In einzelnen Übungen (Dialog, Rollenspiel, Exposition) werden Probleme oder Verhaltensproben<br />

dargestellt, modifiziert und geübt.<br />

‣ Über die Qualität der Übungen (Dialog, Rollenspiel, Exposition) wird dem Patienten eine Rückmeldung<br />

gegeben.<br />

Die Ebene der störungsspezifischen Techniken<br />

umfasst solche Methoden, die nicht zum allgemeinen<br />

Repertoire gehören sondern speziell bei<br />

bestimmten Erkrankungen anzuwenden sind.<br />

Beispiele wären „Worry Exposure“ bei Generalisierten<br />

Angststörungen oder „Reaktionsverhinderung“<br />

bei Zwangserkrankungen.<br />

Auf den Ebenen der Sitzungsstrategie und der<br />

Prozess-Strategie ist zu beurteilen, ob ein Therapeut<br />

seine Interventionen im Zeitverlauf und<br />

unter Berücksichtigung der Therapieentwicklung<br />

zum richtigen Zeitpunkt einsetzt. So ist beispielsweise<br />

eine vorzeitige Deutung ist einer der<br />

klassischen Kunstfehler in der Psychoanalyse.<br />

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