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Tagungsband Landespsychotherapeutentag 2005 (PDF, 4749 kb)

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Müller, C., Bär , T., Zubrägel, D., Linden, M.:<br />

The therapeutic alliance and the treatment outcome<br />

in cognitive behavior therapy of generalized<br />

anxiety disorders: differences between<br />

therapist-patient-alliance, patient-therapistalliance,<br />

mutual alliance and therapist-patientconcordance.<br />

2006, in print.<br />

Linden, M., Müller, C., Milev, D.: Das Mehr-<br />

Ebenen-Modell psychotherapeutischer Kompetenz.<br />

2006, im Druck.<br />

Jürgen Hardt<br />

Methodenintegration aus Sicht der psychodynamischen<br />

Psychotherapie<br />

Ich werde nach einer kurzen, persönlichen Vorbemerkung<br />

eine entschiedene Kritik der Ansätze<br />

einer Allgemeinen Psychotherapie formulieren<br />

und deren wesentliche Schwäche herausstellen,<br />

die ich in einem Niveauverlust psychologischpsychotherapeutischen<br />

Denkens ausmache.<br />

Das wird mich zum Sinn der Schulen führen, den<br />

ich im Angebot von elaborierten psychischen<br />

Gegenstandsbildungen sehe, die eine kohärente<br />

Sprache für seelische Probleme bieten und die es<br />

erlauben, vorwissenschaftliches Reden über und<br />

Verstehen von seelischen Zusammenhängen zu<br />

übersetzen, zu überschreiten und wieder zu erreichen.<br />

Nachdem entschiedenen Plädoyer für die Schulen,<br />

die meines Erachtens Unverzichtbares leisten,<br />

werde ich ganz kurz auf die Sprachenwende<br />

in der Wissenschaftsphilosophie, dem „linguistic<br />

turn“, speziell in den Human- und Sozialwissenschaften<br />

eingehen, den die Psychologie, Psychotherapie<br />

und besonders die Psychotherapiebeforschung<br />

offensichtlich verschlafen hat, oder<br />

negiert und abwertet als post-modernes beliebiges<br />

und unwissenschaftliches Geschwätz.<br />

Die wissenschaftsphilosophische Auffassung der<br />

geordneten Sprachspiele – eine allgemeine Form<br />

der psychischen Gegenstandsbildungen – macht<br />

es möglich, die Einheit der psychotherapeutischen<br />

Dialekte im Übersetzen auszumachen und<br />

zu fordern.<br />

In der Vertiefung wittgensteinschen Denkens<br />

bilden Lebensformen den Grund der verschiedenen<br />

Sprachspiele, das ist ein von ihm selten gebrauchtes,<br />

aber entscheidendes Konzept, das die<br />

linguistische Perspektive durch eine praxeologische<br />

ersetzt. Der Bezug auf Lebensformen erlaubt<br />

eine praxeologische Integration der psychotherapeutischen<br />

Traditionen. Diese Integrationsbemühung<br />

geht von der Lebensform Psychotherapie<br />

aus und<br />

nicht von akademischen<br />

Übersichten.<br />

Psychotherapie<br />

als Lebensform<br />

begreifen – die verschiedene<br />

Ausprägungen<br />

hat – aber auf<br />

Grunderfahrungen<br />

beruht, erlaubt<br />

Übersetzungen ohne<br />

Niveauverluste anzufertigen.<br />

Damit schließe ich an den aktuellen Diskurs über<br />

Wittgensteins Denken an – das Thema Konflikt<br />

der Lebensformen – in dem mit Hilfe dieses Konzeptes<br />

kulturelle und wissenschaftliche Vielfalt<br />

und Einheit zusammen gedacht werden können.<br />

Das ist eine Aufgabe, die wir, von der Lebenspraxis<br />

Psychotherapie ausgehend, praxeologisch<br />

beginnen sollten. Damit erübrigt sich bei genauerem<br />

Hinsehen, die völlig unbegründete Kritik an<br />

der post-modernen Wende, sie würde die Beliebigkeit<br />

predigen, und sei damit die Todesglocke<br />

aller wissenschaftlichen Bemühungen. Im Gegensatz<br />

dazu erfüllt sie endlich ein Versprechen des<br />

modernen Projektes, einer Wissenschaft der Vielfalt<br />

des Lebens zu sein.<br />

Ein solches Nachdenken über die wissenschaftliche<br />

Psychotherapie würde damit wieder an die<br />

Spitze wissenschaftsphilosophischen Denkens<br />

anschließen und nicht wie bisher um Generationen<br />

nachhinken.<br />

Meine Ausführungen werden, wegen der Kürze,<br />

die geboten ist und um eine Diskussion zu befördern,<br />

polemisch sein. Damit verstoße ich zugleich<br />

gegen ein gesellschaftliches Tabu, weil ich auf die<br />

Ansätze des gerade verstorbenen Klaus Grawe<br />

sehr kritisch eingehen werde. Ich möchte Sie bitten,<br />

meine unverhohlene, zum Teil auch scharfe<br />

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