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Tagungsband Landespsychotherapeutentag 2005 (PDF, 4749 kb)

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Praktizierte evidenzbasierte Medizin realisiert<br />

sich also in dem Dreiecksverhältnis<br />

Behandler - Wissenschaft - Patient<br />

Diese drei „Bausteine der evidenzbasierte Medizin“<br />

sind nicht hierarchisch, sondern in einer<br />

gleichberechtigten Wechselwirkung zu sehen.<br />

Die externe klinische Evidenz kann die klinische<br />

Erfahrung ergänzen, aber niemals ersetzen. Die<br />

individuelle Expertise entscheidet, ob die externe<br />

Evidenz überhaupt auf den Patienten anwendbar<br />

ist.<br />

Entgegen einem weit verbreiteten und zum Teil<br />

geförderten Missverständnis ist evidenzbasierte<br />

Medizin nicht auf randomisierte, kontrollierte<br />

Studien, sog. RCT-Studien[1], populär auch als<br />

„Labor-Studien“ bezeichnet, begrenzt; andernfalls<br />

wäre evidenzbasierte Medizin eine „Kochbuch-Medizin“.<br />

Die Verabreichung eines Medikaments<br />

oder die Anwendung von Ultraschall<br />

einerseits und die komplexe Leistung Psychotherapie<br />

andererseits lassen sich eben nicht nach<br />

gleichen methodischen Prinzipien und Versuchsanordnungen<br />

untersuchen.<br />

Aus der pars-pro-toto-Setzung<br />

Evidenzstufe 1 = evidenzbasierter Psychotherapie<br />

wird für die Psychotherapie in einem nächsten<br />

Schritt gefordert, nur Interventionen und Methoden,<br />

die diesen Goldstandard-Effektivitätsnachweis<br />

führen können, in der psychotherapeutischen<br />

Versorgung anzuwenden bzw. zuzulassen<br />

Dem liegt die Vorstellung zugrunde, Psychotherapie<br />

könne gleich einem Medikament verordnet<br />

und zur Anwendung gebracht werden. Welches<br />

Verfahren, welche Methode, welche Intervention<br />

wirksam und verträglich zur Anwendung gebracht<br />

werden kann, das müssen aber Psychotherapeut<br />

und Patient gemeinsam entscheiden (s. Allgemeines<br />

Modell von Psychotherapie)<br />

Die Forderung, Psychotherapieleistungen mit der<br />

gleichen Elle zu messen wie ärztliche Teilverrichtungen<br />

kann nur als geistige Übersprungshandlung<br />

verstanden werden, dass mit der Verortung<br />

der Psychotherapie in den Organisationsstrukturen<br />

der Organmedizin diese sich den Prinzipien der<br />

Organmedizin und damit einem naturwissenschaftlichen<br />

Paradigma fügen könnte.<br />

[1] RCT (randomised controlled trials): Experimentelle<br />

Vergleichsstudien, in den Patienten mit<br />

einer mit identischen, möglichst eng isolierten<br />

Störung zufällig Vergleichgruppen (behandelt –<br />

unbehandelt; medikamentöse Behandlung – psychotherapeutische<br />

Behandlung) zugeordnet werden<br />

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