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Tagungsband Landespsychotherapeutentag 2005 (PDF, 4749 kb)

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Doris Müller<br />

Supervision, Coaching und Organisationsberatung<br />

Mit meinen kurzen Ausführungen möchte ich Sie<br />

als Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten<br />

ermutigen, sich den Tätigkeitsfeldern Supervision,<br />

Coaching und, Organisationsberatung zuzuwenden.<br />

Gerade dort sind, wie ich noch erläutern<br />

werde, psychotherapeutische Kompetenzen besonders<br />

wichtig. Zugleich möchte ich vermitteln,<br />

dass diese Beratungsdienstleistungen eine ganz<br />

andere Komplexität beinhalten als Psychotherapie.<br />

Ganz generell haben alle drei Beratungsformen<br />

Supervision, Coaching und Organisationsberatung<br />

mit der Begleitung von Lern-, Veränderungs-<br />

und Entwicklungsprozessen zu tun. Ich<br />

stimme hier mit Gerhard Fatzer (dabei beziehe<br />

ich mich auf das Buch, das er <strong>2005</strong> herausgegeben<br />

hat: „Gute Beratung von Organisationen, auf<br />

dem Weg zu einer Beratungswissenschaft“) ü-<br />

berein, dass die Unterschiede der Beratungsformen<br />

weniger inhaltlicher Art sind, sondern eher<br />

durch das Setting entstehen und die Namensgebung<br />

durch die traditionelle Herkunft. So wird<br />

der Begriff Supervision traditionell im sozialen<br />

Bereich benutzt, Coaching und Organisationsberatung<br />

eher in der Wirtschaft.<br />

Bei Supervision unterscheidet man zwischen<br />

Einzel-, Gruppen-, Fall- und Teamsupervision.<br />

Beim Coaching handelt es sich um die Beratung<br />

einer Führungskraft – oder auch um die Beratung<br />

eines Führungsgremiums und bei der Organisationsberatung<br />

wird mit ganzen Teilen oder Subsystemen<br />

von Organisationen gearbeitet.<br />

Coachs und Organisationsberater/innen stammen<br />

aus allen möglichen Berufsgruppen: Betriebswirte,<br />

Soziologen, Pädagogen, Kaufleute, Bankkaufleute,<br />

Philosophen und andere tummeln sich auf<br />

dem Markt. Supervisoren kommen eher aus sozialwissenschaftlichen<br />

Berufen. Supervision und<br />

Organisationsberatung haben bereits eine längere<br />

Tradition, Coaching als Beratungsform hat sich<br />

erst seit ca. 15 Jahren etabliert.<br />

1. Besondere Eignung von Psychotherapeuten<br />

Mit Astrid Schreyögg (BDP Zeitschrift Wirtschaftspsychologie<br />

2001) möchte ich behaupten,<br />

dass Psychologen sehr gute Voraussetzungen für<br />

diese Arbeitsbereiche mitbringen – in Bezug auf<br />

ein fundiertes Wissen über menschliches Erleben<br />

und Verhalten – ich möchte noch betonen, dass<br />

ich eine Psychotherapieausbildung für eine besonders<br />

gute Voraussetzung halte. An dieser Stelle<br />

möchte ich mich als Gesprächspsychotherapeutin<br />

„outen“ und nicht verhehlen, dass ich das personzentrierte<br />

Konzept für ein sehr wirksames<br />

Konzept in den genannten Arbeitsbereichen halte,<br />

aber natürlich stellen andere psychotherapeutische<br />

Konzepte ebenfalls eine wichtige Grundlage für<br />

diese Beratungsdienstleistungen dar.<br />

Dazu ein Beispiel: ich bekam einen Auftrag von<br />

einem Non-profit Unternehmen, die Umstrukturierung<br />

der Organisation zu begleiten. Bei meinem<br />

ersten Kontakt stellte sich heraus, dass bereits<br />

ein Unternehmensberater in der Institution<br />

tätig war und die Dokumentation der Beratung<br />

zeigte, dass methodisch aufwändig, ziel – und<br />

lösungsorientiert gearbeitet wurde – und die Ergebnisse<br />

durchaus sinnvoll und vernünftig erschienen.<br />

Dennoch fühlten sich die Führungskräfte<br />

irgendwie im Stich gelassen, und ich sollten<br />

ihnen nun bei der Umsetzung helfen. Im Laufe<br />

meiner Arbeit stellte ich dann bald fest, dass es<br />

Riesenängste vor der Umsetzung gab - Umstrukturierungsvorhaben<br />

bedeuten oft, dass Machtpositionen<br />

sich oder gewohnte Aufgabenbereiche sich<br />

verändern usw. Diese Ängste waren den Beteiligten<br />

zunächst nicht bewusst, konnten aber im Laufe<br />

der Arbeit gespürt, - und besonders wichtig: akzeptiert<br />

und verstanden werden. Interessant fand<br />

ich dann, dass die Beteiligten nach abgeschlossenem<br />

Verstehensprozess zunächst einmal ihre<br />

Ängste ernst nehmen und alles beim alten belassen<br />

wollten – und auch auf meine weiteren Dienste<br />

verzichteten. D.h. natürlich auch, dass der Leidensdruck<br />

in der bestehenden Organisationsstruktur<br />

nicht so groß war wie die Angst vor der Veränderung.<br />

Ein Jahr später hörte ich dann, dass die<br />

Umstrukturierung erfolgreich in Angriff genommen<br />

wurde.<br />

Auf dem letzten Coaching-Kongress des BDP im<br />

Juni dieses Jahres fühlte ich mich durch Professor<br />

Harald Geißler (Bundeswehr-Universität Hamburg)<br />

in Bezug auf Coaching bestätigt. H. Geissler<br />

erstellt zur Markttransparenz und Qualitätssicherung<br />

Gutachten über Coachs, die dann im Internet<br />

als gute Coachs präsentiert werden (zu finden<br />

unter: www.coaching-gutachten.de). Für diese<br />

Gutachten verschafft sich H. Geißler sowohl einen<br />

persönlichen Eindruck, lässt sich Dokumentatio-<br />

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