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Tagungsband Landespsychotherapeutentag 2005 (PDF, 4749 kb)

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Leidensdruck erheblich. Das Problembewusstsein<br />

ist gut entwickelt und die Patientin scheint<br />

von großer Verlässlichkeit zu sein, bei durchaus<br />

guter partieller Lebensbewältigung, sowie einer<br />

hinreichenden Fähigkeit zur Regression. Sie<br />

scheint genügend Flexibilität mitzubringen und<br />

lässt positive Entwicklungsmöglichkeiten in der<br />

Therapie aufgrund früherer Entwicklungsschritte<br />

vermuten, etwa, dadurch, dass sie als einzige<br />

Akademikerin aus ihrer Herkunftsfamilie hervorgegangen<br />

ist, so dass die Behandlung als<br />

notwendig, wirtschaftlich und sinnvoll zu beurteilen<br />

ist.<br />

Ihre Selbstwahrnehmung wird sich vermutlich<br />

weiterentwickeln und sie wird sich mehr zuzutrauen,<br />

was vor allem im Kontakt zu anderen<br />

Menschen deutlich werden wird. Das betrifft u.<br />

a. ihre Konfliktscheu. Zunehmend ist bei günstigem<br />

Analyseverlauf zu erwarten, dass die Patientin<br />

in der Lage sein wird, ihre Probleme reflektierter<br />

zu betrachten und zu hinterfragen.<br />

In dieser Propädeutikphase kam es bei Frau X.<br />

wiederholt zu Gefühlen von Wertlosigkeit, Angst<br />

vor dem Alleinsein und Isolationsgefühlen. Dennoch<br />

ist es Frau X. in dieser Zeit gelungen, therapeutische<br />

Hilfe in Anspruch zu nehmen und<br />

sich insgesamt gesehen darüber zunächst partiell<br />

wieder zu stabilisieren.<br />

Durch die massiven Veränderungen in recht<br />

kurzer Zeit fühlt sich Frau X. besonders in belastenden<br />

Lebenssituationen sehr schnell verunsichert.<br />

Konflikte mit anderen Menschen auszutragen,<br />

macht ihr immer viel Angst. In dieser akuten<br />

Zeit sind die typisch negativ–depressiven<br />

Haltungen sehr dominant. In diesem Zusammenhang<br />

ist Frau X. auf Anerkennung und Bestätigung<br />

von außen angewiesen.<br />

Ihre ambivalente Haltung gegenüber dem<br />

Wunsch nach Nähe und der gleichzeitig damit<br />

auftretenden Angst vor dieser, stellt sich im<br />

Übertragungsgeschehen höchstwahrscheinlich<br />

dar und wird nach der Durcharbeitung von Frau<br />

X. entspannter besprochen und weniger rigide<br />

zensiert erlebt werden. Dies ist als günstig für<br />

die analytische Behandlung zu prognostizieren.<br />

Auch hat die Patientin. vermutlich sehr große<br />

Ängste vor den Ferienzeiten, dem Getrenntsein<br />

von ihrer Analytikerin, bzw. wird es darum gehen,<br />

das sehr sorgfältig zu bearbeiten und diese<br />

unerträglichen Gefühle auf ein erträglicheres<br />

Maß zu schrumpfen. Ebenso kann sich dann vermutlich<br />

die Patientin Frau X. hin und wieder eine<br />

Fehlleistung „leisten“, die Tendenz zu zwanghafter<br />

Pedanterie wird abnehmen. Z. B. zur plastischen<br />

Erläuterung: Früher durften die Balkonpflanzen<br />

nur eine Farbe haben, heute dürfen diese<br />

bunt durcheinander wachsen und sie kann sich<br />

daran erfreuen.<br />

Dennoch gibt es vermutlich weiterhin ein erhebliches<br />

Kontrollbedürfnis, das sie jedoch bei ihrer<br />

Arbeit als Lehrerin besser kompensieren kann.<br />

Minderwertigkeitsgefühle und Unsicherheiten<br />

sind zentrale Aspekte des Unbehagens von Frau<br />

X., welche die Patientin selbst als veränderungsbedürftig<br />

und –fähig empfindet.<br />

Ihre Motivation ist als sehr hoch zu bewerten: Sie<br />

hat ihre krankhaften Anteile erkannt und das feste<br />

Vorhaben, sich diesbezüglich zu verändern, um<br />

ihren großen Leidensdruck zu verringern und ein<br />

gesünderes und damit „schöneres“ Leben zu führen.<br />

Vermutlich wird die Patientin sehr „froh“<br />

sein, wenn ihre Analytikerin sie entlastet, bzw. sie<br />

sich selbst, von Perfektionsansprüchen an sich<br />

selbst. Sie könnte an der Stelle gut bearbeitbar<br />

werden lassen, dass es auch sehr menschlich ist,<br />

nicht immer perfekt zu sein. Insgesamt könnte sie<br />

dadurch z.B. den Umgang mit Kollegen verständnisvoller<br />

und etwas gelassener gestalten. Dadurch<br />

wird sie vermutlich weniger besorgt und auch<br />

ausgeglichener.<br />

Im psychoanalytischen Prozess gelingt es vermutlich<br />

auch zunehmend ihre Defizit- und Insuffizienzgefühle<br />

in den Kontext ihrer wirklich auch<br />

kargen Kindheit zu stellen und affektiv begreifbarer<br />

zu machen. Es geht auch um gesündere Beziehungsgestaltung,<br />

womit sie sich schwer tut. Erfreulicherweise<br />

manifestieren sich in der Regel<br />

die pathogene Persönlichkeitsanteile in der Übertragungsbeziehung.<br />

Die Patientin benötigt in diesem<br />

Zusammenhang sicherlich sehr viel emphatische<br />

und respektvolle Unterstützung, Bestätigung<br />

und Anerkennung, auch wird die Eröffnung des<br />

Phantasieraumes als Möglichkeitsraum ebenso<br />

wichtig sein wie die emotionale Nachnährung<br />

durch die Psychoanalytikerin.<br />

Höchstwahrscheinlich klingt dann auch schnell<br />

die blühende somatische Symptomatik, Migräne,<br />

Ekzem, etc., ab, da sie intrapsychisch nicht mehr<br />

von Nöten sein wird.<br />

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