die Form des Kreisels durch den Parameter α, I 2 = I 3 = αI 1 ; der Schwerpunkt habe die Koordinaten s = (−1, 0, 0). Es zeigt sich, dass das Bifurkationsverhalten unterschiedlich ist in den drei Bereichen I: 1/2 < α < 3/4 (oblate, d. h. diskusförmige Kreisel), II: 3/4 < α < 1 <strong>und</strong> III: α > 1 (prolate, d. h. zigarrenförmige Kreisel). In allen Fällen ist aber das effektive Potential nur von γ 1 abhängig, U l (γ) = l 2 2I 1 (α + (1 − α)γ 2 1) − γ 1, (168) so dass also die Rotation um die 1-Achse eine weitere Symmetrie des Kreisels beschreibt <strong>und</strong> l 1 eine zusätzliche Erhaltungsgröße ist, die das System integrabel macht. In Abb. 26 sind die möglichen Potentialverläufe dargestellt; zu ihrer Interpretation benötigt man wieder die entsprechenden Reeb-Graphen in Abb. 27. Auf der Gr<strong>und</strong>lage dieser Potentialverläufe bzw. mit Hilfe der Gleichung (167), die sie beschreibt, identifiziert man die kritischen Werte (h, l) (das heißt: man sucht bei gegebenem l diejenigen h, bei denen das Potential U l (γ) einen kritischen Wert hat). Daraus ergeben sich dann die Bifurkationsdiagramme der Abb. 28 links <strong>für</strong> Euler <strong>und</strong> rechts sowie Abb. 29 <strong>für</strong> Lagrange. Die Farben der von den kritischen Werten eingeschlossenen Bereiche kodieren den toplogischen Typ der Energiefläche. Wenn h in einem roten Potentialbereich liegt, ist der energetisch zugängliche Bereich Uh,l 2 = {γ : U l(γ) ≤ h} auf der Poissonkugel eine Scheibe D 2 , <strong>und</strong> dann ist nach den Konstruktionsregeln von Smale Eh,l 3 eine 3-Sphäre S3 . Liegt h in einem gelben Bereich, dann gibt es jeweils zwei Äquipotentiallinien zum selben h, <strong>und</strong> beide begrenzen eine Scheibe D 2 ; deshalb besteht Eh,l 3 aus zwei disjunkten S3 . Für h im grünen Bereich schneiden die beiden zugehörigen Äquipotentiallinien zwei Scheiben weg, so dass ein Ring übrig bleibt; Eh,l 3 ist dann vom Typ S1 ×S 2 . Im magentafarbenen Bereich gibt es drei koexistierende Äquipotentiallinien, wobei eine eine D 2 begrenzt, die beiden anderen einen Ring; Eh,l 3 ist also die Vereinigung einer S 3 <strong>und</strong> einer S 1 ×S 2 . Wenn h größer ist als das absolute Maximum des Potentials, ist die ganze Poisson-Sphäre zugänglich, mit endlicher kinetischer Energie in jedem Punkt; Eh,l 3 ist dann eine Poincaré-Sphäre, die topologisch äquivalent zu SO(3) oder auch R 3 ist. So weit, so einfach. Man könnte in diesen beiden integrablen Fällen wie auch im Kovalevskaya-Fall der Frage nachgehen, wie die jeweiligen E 3 h,l durch 104
Abbildung 28: Bifurkations-Diagramme <strong>für</strong> den Euler-Fall (A 1 , A 2 , A 3 ) = (2, 1.5, 1) (links) <strong>und</strong> den Lagrange-Fall I: α = 0.505 mit I 1 = 2 (Mitte). Das rechte Bild ist ein Zoom in das kleine weiße Quadrat des mittleren Bildes. Abbildung 29: Bifurkation-Diagramme <strong>für</strong> die Lagrange-Kreisel der Typen II, A 1 = 1.4, α = 0.757 (links), <strong>und</strong> III, A 1 = 1, α = 1.5 (rechts). 105