Ordnung und Chaos: Theorie dynamischer Systeme - Institut für ...
Ordnung und Chaos: Theorie dynamischer Systeme - Institut für ...
Ordnung und Chaos: Theorie dynamischer Systeme - Institut für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Insofern S ein Homeomorphismus ist, nennt man die Abbildungen B <strong>und</strong> S<br />
zueinander topologisch konjugiert.<br />
Dies hat weitreichende Konsequenzen <strong>für</strong> unser Verständnis der Bäcker-Abbildung,<br />
denn topologisch konjugierte Abbildung sind im Hinblick auf ihre Dynamik<br />
vollkommen äquivalent: Fixpunkte <strong>und</strong> periodische Orbits entsprechen einander,<br />
auch die stabilen <strong>und</strong> instabilen Mannigfaltigkeiten von (periodischen)<br />
Orbits, die entweder vorwärts oder rückwärts in der Zeit auf den betrachteten<br />
Orbit zulaufen. All dies kann anhand der Shift-Abbildung sehr leicht<br />
diskutiert <strong>und</strong> dann auf die Bäcker-Abbildung übertragen werden. Das gilt<br />
auch <strong>für</strong> die wichtige Eigenschaft der topologischen Transitivität: eine Abbildung<br />
heißt topologisch transitiv, wenn sie dichte Orbits hat, also einzelne<br />
Orbits, deren Abschluss die ganze Menge ist.<br />
Diese letztere Eigenschaft ist <strong>für</strong> Σ 2 mit der shift map relativ leicht zu zeigen.<br />
Man konstruiert einen Orbit, der jedem Punkt in Σ 2 beliebig nahe kommt.<br />
Für ein explizites Beispiel sei auf Abschnitt 4.1C in Wiggins’ Buch verwiesen.<br />
Einfach zu diskutieren ist auch die Gesamtheit der periodischen Orbits: sie<br />
bestehen aus Teilsequenzen s 1 ...s n , die sich immer wiederholen. Offenbar gibt<br />
es 2 n verschiedene periodische Punkte der Periode n, entsprechend den 2 n<br />
verschiedenen Symbolfolgen aus zwei Elementen. 8 Die beiden Fixpunkte (n =<br />
1) sind 9 0.0 <strong>und</strong> 1.1, entsprechend den Punkten (x, y) = (0, 0) <strong>und</strong> (1, 1). Die<br />
beiden zusätzlichen Punkte der Periode 2 erhält man aus 01.01 <strong>und</strong> dessen<br />
Bild unter σ, 10.10; sie bilden einen Orbit der Periode 2, bestehend aus<br />
den Punkten (x, y) = ( 1, 2) <strong>und</strong> ( 2, 1 ). Die 8 Punkte der Periode 3 sind<br />
3 3 3 3<br />
die beiden Fixpunkte <strong>und</strong> zwei Orbits der Periode 3, die mit 001 <strong>und</strong> 011<br />
gebildet werden, entsprechend den Punkten ( 1, 4) → ( 2, 2) → ( 4, 1) →<br />
7 7 7 7 7 7<br />
( 1, 4) <strong>und</strong> ( 3, 6) → ( 6, 3) → ( 5, 5) → ( 3, 6 ). Schließlich macht man sich<br />
7 7 7 7 7 7 7 7 7 7<br />
leicht klar, dass die periodischen Orbits dicht in Σ 2 liegen, denn gegeben<br />
irgendein s = ...s −2 s −1 .s 0 s 1 s 2 ..., dann betrachte man die Sequenzen t n =<br />
..., s −n ...s n , s −n ...s n , ... von periodischen Orbits, die dem vorgegebenen im<br />
Sinne der Metrik d(s, t) immer näher kommen. Zusammengefasst können<br />
wir sagen, dass σ auf Σ <strong>und</strong> darum die Bäcker-Abbildung auf Q(x, y) die<br />
8 Dabei zählt ein Orbit mit der periodisch wiederholten Sequenz 0101 mit zu den Orbits<br />
der Periode 4, auch wenn er bereits als Orbit der Periode 2 auftrat. Die Frage, wie<br />
viele Orbits der Periode n existieren, die nicht schon eine kleinere Periode haben, ist ein<br />
schwieriges zahlentheoretisches Problem, dessen Lösung, soweit ich weiß, Gauß gef<strong>und</strong>en<br />
hat.<br />
9 s 1 ...s n soll bedeuten, dass die Sequenz s 1 ...s n periodisch zu wiederholen ist; rechts<br />
(links) vom Dezimalpunkt nach rechts (links).<br />
52