Ordnung und Chaos: Theorie dynamischer Systeme - Institut für ...
Ordnung und Chaos: Theorie dynamischer Systeme - Institut für ...
Ordnung und Chaos: Theorie dynamischer Systeme - Institut für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
erlaubt. Denn im Vergleich zur allgemeinen Familie von Polynomen dritten<br />
Grades liegen hier nur drei Einschränkungen vor: (i) der Schwerpunkt der drei<br />
Nullstellen ist 0, (ii) eine der drei Nullstellen liegt auf der positiven reellen<br />
Achse, <strong>und</strong> (iii) die Skala ist so gewählt, dass diese Nullstelle bei z = 1 liegt.<br />
Dann ist<br />
N(z) =<br />
2z3 + λ<br />
3z 2 + λ − 1 . (29)<br />
Diese Abbildung hat den Grad 3 <strong>und</strong> 4 kritische Punkte: die drei Nullstellen<br />
von f(z), die damit zu superattraktiven Punkten werden, <strong>und</strong> z = 0.<br />
Je nachdem, wie die vierte Nullstelle 0 sich unter Iteration verhält, mag<br />
es einen vierten Attraktor geben oder nicht. Das entsprechende Experiment<br />
wurde von Curry, Garnett <strong>und</strong> Sullivan durchgeführt (Comm. Math. Phys.<br />
91(1983) 267-278) <strong>und</strong> ist weiter unten beschrieben.<br />
Dort wird ein Kapitel aus meiner ”<br />
Weihnachtsvorlesung“ zum Gr<strong>und</strong>kurs<br />
Physik Ia, WiSe 2005/06, wiederholt. Einige Hörer dieses Kurses hatten es<br />
damals gehört, lesen es aber jetzt vielleicht mit anderem Verständnis. Überschneidungen<br />
mit dem oben Stehenden bitte ich zu entschuldigen; da<strong>für</strong> werden<br />
Sie mit Bildern belohnt.<br />
Zum Abschluss dieses Kapitels sollen noch einige Gedanken zum Thema ”<br />
Was<br />
hat das alles mit <strong>Chaos</strong> zu tun?“ folgen. Die Frage hat zwei Antworten. Die<br />
erste wurde bereits gegeben: die Dynamik auf der Julia-Menge ist chaotisch<br />
in dem Sinne, dass je zwei ”<br />
typische“ Punkte dieser Menge, die anfangs nahe<br />
benachbart sein mögen, ihren Abstand exponentiell vergrößern (dynamische<br />
Charakterisierung des <strong>Chaos</strong> durch positiven Lyapunov-Exponenten). Das<br />
gilt auch <strong>für</strong> benachbarte periodische Orbits, aber natürlich nur so lange, bis<br />
der Abstand die Größenordnung 1 erreicht hat. Periodische Orbits liegen in<br />
der Julia-Menge dicht, jeder <strong>für</strong> sich zeigt natürlich regelmäßiges Verhalten,<br />
aber alle diese Orbits sind instabil.<br />
Eine andere Antwort auf die gestellte Frage geht tiefer. Sie bezieht sich auf<br />
die Tradition der Turbulenz-<strong>Theorie</strong>, in der man turbulentes Verhalten einer<br />
Flüssigkeit (z. B. unter Scherspannung in einem Rohr oder unter Erwärmung<br />
von einer Heizplatte) als dynamisches <strong>Chaos</strong> interpretiert <strong>und</strong> sich fragt,<br />
nach welchen Szenarien der Übergang von regulärem Verhalten (laminarer<br />
Strömung) zur Turbulenz passiert. Diese Frage hat eine lange Geschichte, zu<br />
der L. D. Landau einen der ersten Vorschläge machte, indem er bei Erhöhung<br />
der treibenden Kräfte das Einsetzen immer neuer Fourier-Moden postulierte,<br />
die Turbulenz also als eine Bewegung beschrieb, die man prinzipiell durch ein<br />
Fourier-Spektrum mit abzählbar vielen Peaks zu verstehen hatte. Dieses Bild<br />
21