Ordnung und Chaos: Theorie dynamischer Systeme - Institut für ...
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Wir haben schon erfahren, dass W (f) rational ist, wenn f einen periodischen<br />
Punkt hat. Es gilt nun der Satz, dass W (f) genau dann irrational ist, wenn<br />
f keinen periodischen Punkt hat.<br />
Ein einsichtiges Beispiel da<strong>für</strong> ist die Abbildung f ω (θ) = θ + ω mit irrationalem<br />
ω. Aber gibt es überhaupt echt andere Beispiele, die nicht topologisch<br />
konjugiert sind zu einer solchen Rotation? Da diese Rotationen Orbits produzieren,<br />
die in dem Kreis dicht liegen, sollte man nach Orbits suchen, die<br />
irrational, aber nicht dicht sind. Abbildungen, die solche Orbits liefern, hat<br />
Denjoy konstruiert (Denjoy-Abbildungen). Dabei geht man wie folgt vor, beginnend<br />
mit der Abbildung f ω <strong>und</strong> irrationalem ω. Wähle ein beliebiges θ 0<br />
<strong>und</strong> folge dem Orbit θ 1 , θ 2 , .... An jedem dieser Punkte schneide man den<br />
Kreis auf <strong>und</strong> ersetze den Punkt durch ein kleines Intervall. Wir nennen das<br />
Intervall, das am Punkt θ n = fω n (θ 0 ) eingesetzt wird, I n . Die Längen der<br />
Intervalle l(I n ) wählen wir so, dass<br />
∞∑<br />
n=−∞<br />
l(I n ) < ∞. (111)<br />
Dann ist das Resultat dieser Operation“ wieder ein Kreis. Konkret könnten<br />
”<br />
wir wählen l n = 1/ ( (|n| + 1)(|n| + 2) ) . Die Abbildung f kann nun auf die<br />
Vereinigung der I n fortgesetzt werden, indem man orientierungstreue Diffeomorphismen<br />
h n : I n → I n+1 wählt. Wenn wir die Bezeichnung I n = [a n , b n ]<br />
<strong>und</strong> I n+1 = [a n+1 , b n+1 ] wählen, kann <strong>für</strong> h n auf I n etwa<br />
h(x) = a n+1 +<br />
∫ x<br />
a n<br />
(<br />
1 + 6(l n+1 − l n )<br />
l 3 n<br />
)<br />
(b n − t)(t − a n ) dt (112)<br />
gewählt werden. Diese Abbildung hat die Ableitungen h ′ (a n ) = h ′ (b n ) =<br />
1, hat also an den Rändern des Intervalls eine stetige Ableitung, <strong>und</strong> bei<br />
(a n + b n )/2 einen Wendepunkt, f ′′ = 0. Die zweite Ableitung h ′′ (x) ist an<br />
den Rändern endlich, während die von f ω Null ist; also ist die zusammengesetzte<br />
Abbildung einmal, wenn auch nicht zweimal stetig differenzierbar. Wir<br />
haben die ursprüngliche Abbildung zu einem C 1 -Diffeomorphismus auf dem<br />
neuen Kreis erweitert. Sie hat keine periodischen Punkte (auf dem alten Teil<br />
von vornherein nicht, auf dem neuen deswegen nicht, weil ein Punkt aus I n<br />
nie wieder nach I n zurückkehrt), also muss die Windungszahl irrational sein,<br />
<strong>und</strong> weil Punkte aus I n nicht dorthin zurückkehren, sind ihre Orbits nicht<br />
dicht.<br />
Die Tatsache, dass die obige Konstruktion keinen C 2 -Diffeomorphismus liefert,<br />
ist kein Zufall, denn es gilt ein Satz von Denjoy, wonach C 2 -Diffeomorphismen<br />
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