Ordnung und Chaos: Theorie dynamischer Systeme - Institut für ...
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wurde durch eine Arbeit von D. Ruelle <strong>und</strong> F. Takens zerstört (On the nature<br />
of turbulence, Comm. Math. Phys. 20(1971), 167-192), in der Satz bewiesen<br />
wurde, dass in jeder Umgebung eines Vektorfeldes auf dem Torus T n , n ≥ 3,<br />
Vektorfelder liegen, die robustes chaotisches Verhalten zeigen (Vektorfelder<br />
mit sog. ”<br />
Axiom A attractor“). Zwar stellte sich später heraus, dass das nicht<br />
allzu viel bedeutet, denn es kommt immer darauf an, wie groß die Menge der<br />
Felder mit chaotischer Dynamik relativ zu denen mit regulärer Dynamik ist,<br />
aber Anfang der 70er Jahre hatte diese Arbeit einen enormen Einfluss. Sie<br />
setzte das Suchen nach Szenarien des Übergangs zum <strong>Chaos</strong> in Gang, genauer:<br />
nach universellen Szenarien. Der Begriff ”<br />
universell“ in diesem Zusammenhang<br />
stammte aus der Renormierungstheorie der Phasenübergänge, die<br />
damals gerade entwickelt wurde; er meint die Tatsache, dass gewisse qualitative<br />
Szenarien, aber auch einige quantitative Aspekte (wie kritische Indizes)<br />
unabhängig sind von Details des Systems <strong>und</strong> nur von einigen wenigen Parametern<br />
abhängen.<br />
Im Zusammenhang mit dem Übergang zum <strong>Chaos</strong> war die Entdeckung der<br />
Universalität des Szenarios der Perioden-Verdopplung (Myrberg 1962, Lorenz<br />
1963, May 1967, Grossmann u. Thomae 1977, Feigenbaum 1978) von herausragender<br />
Bedeutung. Niemand hatte damit gerechnet, dass so etwas wie die<br />
Periodenverdopplung durch universelle Zahlen wie die Feigenbaum-Zahlen δ<br />
<strong>und</strong> α charakterisiert ist, die von Einzelheiten der <strong>Systeme</strong> unabhängig sind<br />
(nur etwa bei dissipativen <strong>Systeme</strong>n anders sind als bei konservativen; mehr<br />
darüber vielleicht später). Es wurde bald danach von Pomeau <strong>und</strong> Manneville<br />
(1980) ein zweites, ganz anders geartetes Szenario des Übergangs zum <strong>Chaos</strong><br />
identifiziert, das mit dem Begriff Intermittenz bezeichnet wurde. Hierbei handelt<br />
es sich um ein aus der Turbulenz bekanntes Phänomen, dass nämlich ein<br />
intermittierendes Ausbrechen“ von kürzeren oder längeren Wirbelzügen aus<br />
”<br />
der regulären laminaren Strömung passiert. In der Sprache der logistischen<br />
Abbildung ist es das Auftreten einer Bifurkation, bei der durch tangentiale<br />
Berührung des Graphen f(x) mit der Diagonalen aus dem Nichts“ zwei Fixpunkte<br />
auftreten, einer davon stabil. Kurz nach dessen Verschwinden unter<br />
”<br />
Parametervariation verhält sich das System immer noch <strong>für</strong> längere Zeiten<br />
regulär, bricht aber gelegentlich aus, ehe es wieder in die Nähe des ehemals<br />
stabilen Fixpunkts zurückkehrt. Das dritte Szenario wird vor allem in Hamiltonschen<br />
<strong>Systeme</strong>n beobachtet: der Übergang ins globale <strong>Chaos</strong> durch Zerfall<br />
eines letzten noblen KAM-Torus“. Man spricht vom Szenario des quasiperiodischen<br />
Verhaltens. Vieles Eigenschaften dieses Verhaltens finden sich in<br />
”<br />
denen der oben diskutierten Siegel-Disks wieder.<br />
Und dies bringt uns zurück zur Mandelbrot-Menge M. Wir wollen sie als<br />
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