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Abschied von Wachstum und Fortschritt - Technikgeschichte der ...

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Patrick Kupper: Umweltbewegung <strong>und</strong> Atomenergie ETH Zürich / <strong>Technikgeschichte</strong> / Preprint 2 / Seite 28<br />

turschutz“ unterrichtete die Mitglie<strong>der</strong> über die Aktivitäten des Vereins <strong>und</strong> brachte Berichte<br />

<strong>und</strong> Reportagen zu Themen des Natur-, Tier-, Landschafts- <strong>und</strong> Umweltschutzes.<br />

In den 50er Jahren geriet <strong>der</strong> SBN in eine Krise. Insbeson<strong>der</strong>e die wankelmütige Politik gegenüber<br />

den Wasserkraftwerkprojekten Rheinau <strong>und</strong> Spöl führte zu vereinsinternen Zerwürfnissen.<br />

Mitglie<strong>der</strong>schw<strong>und</strong> <strong>und</strong> Gründungen <strong>von</strong> Naturschutzorganisationen neben<br />

dem SBN waren die Folgen. 118 Der SBN überholte daraufhin in mehreren Schritten seine<br />

noch aus den Anfangszeiten stammende Organisationsform. Nach den Statutenrevisionen<br />

<strong>von</strong> 1957 <strong>und</strong> 1964 charakterisierte ein fö<strong>der</strong>alistischer <strong>und</strong> demokratischer Aufbau die Vereinsstrukturen.<br />

Der SBN wurde zum Dachverband <strong>von</strong> regionalen Sektionen, die sich in den<br />

50er <strong>und</strong> 60er Jahren in nahezu allen Kantonen etablierten <strong>und</strong> die einen Grossteil <strong>der</strong> praktischen<br />

Naturschutzarbeit verrichteten. 119 Die neuen Strukturen gewährleisteten einerseits,<br />

dass wichtige politische Entscheidungen vereinsintern breit abgestützt wurden, was dem<br />

SBN half, die Organisation nach den Querelen <strong>der</strong> 50er Jahre wie<strong>der</strong> zu konsolidieren. An<strong>der</strong>erseits<br />

behin<strong>der</strong>ten die langen Entscheidungswege aber auch seine Beweglichkeit. Oberstes<br />

Organ des SBN war die Delegiertenversammlung, eine Art Parlament, in das die Sektionen<br />

eine ihrer Grösse entsprechende Zahl <strong>von</strong> Abgeordneten entsandten. Diese nahmen die Jahresberichte<br />

ab <strong>und</strong> wählten Vorstand <strong>und</strong> Präsidenten, besassen aber auch die Entscheidungskompetenz<br />

bei wichtigen Sachfragen, zum Beispiel bei „Stellungnahmen zu gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Naturschutzfragen“. Der ehrenamtlich arbeitende Vorstand, <strong>der</strong> alle paar Wochen<br />

tagte, leitete die laufenden Geschäfte. Ungefähr viermal jährlich trat <strong>der</strong> Naturschutzrat zusammen,<br />

<strong>der</strong> mehrheitlich aus Vertretern <strong>der</strong> Sektionen bestand <strong>und</strong> die Richtlinien für die<br />

Tätigkeit des Vorstandes festlegte. Dem Präsidenten kam die Aufgabe zu, den SBN in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit zu vertreten. Von 1961 bis 1969 bekleidete <strong>der</strong> Berner Bauingenieur <strong>und</strong> LdU-<br />

Nationalrat (1959-79) Jakob Bächtold dieses Amt, <strong>von</strong> 1969 bis 1984 Willy A. Plattner. Grossen<br />

Einfluss auf die praktische Ausgestaltung <strong>der</strong> SBN-Politik hatte das Zentralsekretariat in<br />

Basel, das <strong>von</strong> 1959 bis 1987 vom Zoologen Dieter Burckhardt geleitet wurde. 120<br />

In den 60er Jahren verstärkte sich die Zusammenarbeit des SBN mit den eidgenössischen<br />

<strong>und</strong> kantonalen Behörden. Der SBN erstellte ein „Inventar <strong>der</strong> zu erhaltenden Landschaften<br />

<strong>und</strong> Naturdenkmäler <strong>von</strong> nationaler Bedeutung“ (KLN), das die Gr<strong>und</strong>lage des späteren<br />

B<strong>und</strong>esinventars (BLN) bildete. Ende <strong>der</strong> 60er Jahre betraute <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrat den SBN dann<br />

mit <strong>der</strong> Organisation des Europäischen Naturschutzjahres <strong>von</strong> 1970.<br />

Ab 1970 erlebte <strong>der</strong> SBN ein starkes <strong>Wachstum</strong>. Die Mitglie<strong>der</strong>zahlen <strong>und</strong> die finanziellen<br />

Mittel stiegen rasch an (siehe Tabelle 2). Das Zentralsekretariat entwickelte sich binnen weniger<br />

Jahre vom (abgesehen <strong>von</strong> wenigen Hilfskräften) Ein-Mann-Betrieb zum mittelgrossen<br />

Unternehmen. Dennoch verlor <strong>der</strong> SBN seine dominante Stellung innerhalb <strong>der</strong> boomenden<br />

Umweltbewegung <strong>und</strong> wurde Ende <strong>der</strong> 70er Jahre vom WWF als grösste schweizerische<br />

Umweltorganisation abgelöst.<br />

118 Die Mitglie<strong>der</strong>zahl sank <strong>von</strong> 49'000 (1951) auf 37'000 (1960). Zu den Neugründungen siehe folgen<strong>der</strong> Abschnitt.<br />

119 1970 existierten in allen Kantonen ausser dem Glarus regionale Sektionen. Viele <strong>von</strong> ihnen bestanden schon<br />

vor ihrer Zeit als SBN-Sektionen. Auf diese Traditionen verweisen bis heute ihre z.T. sehr unterschiedlichen<br />

Namen. Eine Aufstellung <strong>der</strong> Sektionen in: SBN 1993, S. 22.<br />

120 Statuten des SBN, 1964, in: SN 1/1965, Beilage. Vgl. Sken<strong>der</strong>ovic 1992, S. 27-29.

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