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messen und kongresse<br />
„ Was uns <strong>de</strong>n Hals brechen<br />
könnte, ignorieren wir gerne“<br />
PERSONAL NORD & SÜD. Organisationen sollten endlich langfristiger <strong>de</strong>nken,<br />
for<strong>de</strong>rt Zukunftsforscher Dr. Pero Mićić. Er wird jeweils auf <strong>de</strong>r „Personal Süd“<br />
(25. April, 11.10 Uhr, Forum 3) und auf <strong>de</strong>r „Personal Nord“ (9. Mai, 11.10 Uhr, Forum<br />
3) eine Keynote halten zum Thema „Die Kurzfrist-Falle: Wie <strong>de</strong>r Mensch sich täglich die<br />
Zukunft versaut … und was Sie im Personalmanagement dagegen tun können“.<br />
Sie verstehen sich als Zukunftsmanager.<br />
Was be<strong>de</strong>utet das genau?<br />
Dr. Pero Mićić: Das Zukunftswissen ist<br />
heute in einem inflationären Maß vorhan<strong>de</strong>n.<br />
Doch dieses Wissen zu verstehen,<br />
zu interpretieren, darin Chancen zu<br />
erkennen und diese dann in <strong>de</strong>r Praxis zu<br />
nutzen, fällt Unternehmen und einzelnen<br />
Menschen nicht leicht. Zukunftsmanagement<br />
baut <strong>de</strong>shalb Brücken zwischen <strong>de</strong>n<br />
Zukunftsquellen und <strong>de</strong>n Nutzern in <strong>de</strong>r<br />
Praxis.<br />
Sie leisten also eine Art von<br />
Verständnishilfe?<br />
Mićić: Richtig. Dabei müssen Sie grob<br />
gesagt die Hälfte <strong>de</strong>r Zukunftsforschung<br />
als Scharlatanerie abziehen. Dennoch<br />
können auch weniger fundierte Zukunftsaussagen<br />
inspirierend sein. Wir müssen<br />
bei <strong>de</strong>r Zukunftsforschung vor allem unterschei<strong>de</strong>n,<br />
ob sie als Aussage über die<br />
wahrscheinliche Zukunft gemeint ist o<strong>de</strong>r<br />
eher als Gestaltungsi<strong>de</strong>e. Dabei scheitern<br />
Führungskräfte oft an <strong>de</strong>r weiten<br />
Verständnislücke zwischen Zukunftsforschung<br />
und Unternehmensführung.<br />
Welche Verständnislücke?<br />
Mićić: Die Verständnislücke kann zum<br />
Beispiel darin bestehen, dass wir im Alltag<br />
nicht klar unterschei<strong>de</strong>n, was eigentlich<br />
gemeint ist, wenn wir etwas über die<br />
Zukunft hören. Vieles verstehen die Leute<br />
als Prognose, obwohl es als Szenario gemeint<br />
ist. O<strong>de</strong>r Menschen halten etwas<br />
für erwünscht, obwohl Zukunftsforscher<br />
nur beschrieben haben, was alles passieren<br />
könnte, auch wenn es unwahrscheinlich<br />
ist.<br />
Wie können wir diese Vielfalt von<br />
„Zukünften“ besser unterschei<strong>de</strong>n?<br />
Mićić: Ich verwen<strong>de</strong> dafür das Bild <strong>de</strong>r<br />
fünf Zukunftsbrillen. Die blaue Zukunftsbrille<br />
ist für die Annahmen. Sie richtet<br />
sich auf die wahrscheinliche Zukunft.<br />
Wir können zwar alle ohne Prognosen<br />
leben, aber niemand lebt und führt ohne<br />
Zukunftsannahmen. Bei <strong>de</strong>r roten Zukunftsbrille<br />
geht es nicht um das, was<br />
wahrscheinlich sein könnte, son<strong>de</strong>rn um<br />
das, was je<strong>de</strong>rzeit überraschen könnte.<br />
Diesen Blick auf die Zukunft ignorieren<br />
wir gerne, weil er unangenehm ist. Aber<br />
seit wir immer häufiger Überraschungen<br />
erleben, sind die Menschen <strong>de</strong>utlich sensibler<br />
für die rote Zukunftsbrille im Leben<br />
gewor<strong>de</strong>n. Dann gibt es noch die grüne<br />
Brille: Es geht dabei um Chancen und<br />
Lebensoptionen, also um die Frage, was<br />
man aus seinem Leben und seinem Unternehmen<br />
machen kann. Die grüne Zukunftsbrille<br />
erfor<strong>de</strong>rt viel Kreativität. Sie<br />
schafft das gedankliche Material für eine<br />
Vision, für Ziele und Strategien. Mit <strong>de</strong>r<br />
gelben Zukunftsbrille geht es um die Entscheidung<br />
für eine erstrebenswerte Zukunft.<br />
Wir entschei<strong>de</strong>n uns für eine Insel,<br />
auf <strong>de</strong>r die Sonne am schönsten scheinen<br />
könnte. Zuletzt kommt die violette Zukunftsbrille:<br />
Dahinter steckt die Strategie,<br />
also das geplante konkrete Han<strong>de</strong>ln, <strong>mit</strong><br />
<strong><strong>de</strong>m</strong> die Vision erreicht wer<strong>de</strong>n soll.<br />
Inwiefern können Unternehmen die<br />
Zukunft wirklich managen?<br />
Mićić: Wenn wir von „Zukunft managen“<br />
sprechen, assoziieren viele Menschen<br />
da<strong>mit</strong>, dass wir sie in gewisser Weise manipulieren.<br />
Aber das geht natürlich kaum,<br />
<strong>de</strong>nn die Zukunft gibt es nicht wirklich.<br />
Ich kann sie nicht messen, nicht zählen,<br />
nicht wiegen und greifen. Ich kann Zukunft<br />
dort fin<strong>de</strong>n, wo sie ausschließlich<br />
stattfin<strong>de</strong>t: In <strong>de</strong>n Köpfen von Menschen.<br />
Je<strong>de</strong>r Mensch, und da<strong>mit</strong> auch alle<br />
Führungskräfte, hat Annahmen, Ängste,<br />
Hoffnungen, Befürchtungen, Ziele und<br />
Visionen im Hinblick auf die Zukunft. Sie<br />
gestalten die Zukunft. Zukunft bereitet<br />
sich in <strong>de</strong>n Köpfen, Herzen und Bäuchen<br />
vor. Es gilt, diese Zukunftsgedanken anzureichern,<br />
zu ordnen und wirksamer zu<br />
machen. Das ist Zukunftsmanagement.<br />
Aber es gibt doch auch Vorhersagen für<br />
die Zukunft, die nicht von meinen Träumen,<br />
Zielen und Wünschen abhängen.<br />
Mićić: Richtig, das ist <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Aspekt.<br />
Je<strong>de</strong>r Mensch muss entschei<strong>de</strong>n, was aus<br />
<strong>de</strong>r großen Vielfalt von Zukünften für<br />
die eigene Situation relevant ist – in <strong><strong>de</strong>m</strong><br />
Sinne, dass diese Zukunft das eigene Unternehmen<br />
und seinen Markt verän<strong>de</strong>rt,<br />
ohne dass Manager etwas daran än<strong>de</strong>rn<br />
können. Und es geht darum, Trends und<br />
Technologien relevant zu machen, um<br />
darin Chancen zu erkennen und zu nutzen,<br />
die die Wettbewerber noch nicht erkannt<br />
haben.<br />
Inwiefern sind manche Trends für alle<br />
Branchen unausweichlich, wie etwa die<br />
Entwicklung hin zu einem Arbeitnehmermarkt<br />
aufgrund <strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>m</strong>ografischen<br />
Wan<strong>de</strong>ls?<br />
Mićić: Es gibt schon allgemeingültige<br />
Trends, aber die gilt es auf die eigene Situation<br />
hin zu konkretisieren. Prognosen<br />
von Zukunftsforschern sind weit weniger<br />
54 wirtschaft + weiterbildung 04_2012