grundls grundgesetz Paragraf 4 Der freie Wille ist das wertvollste Geschenk. Nimm es an! Boris Grundl Gutmenschen – Menschen, die es gut meinen, aber nicht gut machen – erkennt man an ihrer aufgestauten Wut. Sie sind innerlich wie Kin<strong>de</strong>r, die ständig <strong>mit</strong> <strong><strong>de</strong>m</strong> Fuß stampfen, weil es nicht nach ihrer Nase geht. Dahinter steckt ein aufgeblähtes Ego. Ihr Verhalten entlarvt ihre maßlosen Ansprüche an das Leben. Gutmenschen sehen zuerst die Ungerechtigkeiten in <strong>de</strong>r Welt. Sie regen sich über „ Gera<strong>de</strong> Führungskräfte sollten das Geschenk <strong>de</strong>s freien Willens annehmen, um das Beste aus sich und ihren Mitarbeitern zu machen. alles und je<strong>de</strong>n auf. Sie träumen und erzählen von I<strong>de</strong>alen. I<strong>de</strong>ale, die sie von an<strong>de</strong>ren erwarten, aber selbst nicht leben. Ja, es gibt viel Ungerechtigkeit und viel Unglück in <strong>de</strong>r Welt. Es gibt Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche. Es gibt Korruption, Profitgier und Ausbeutung. Genauso gibt es das Gegenteil. So ist unsere Welt nun einmal. Wir haben nur diese eine, und es gibt nur diese Menschen. Das, was für die permanenten Nörgler und Weltverbesserer gilt, beobachte ich auch in <strong>de</strong>r Führung. Da wird zuallererst nach Grün<strong>de</strong>n im Außen gesucht, nur um nicht bei sich selbst anzufangen. Der harte Wettbewerb, die ständige Erreichbarkeit, <strong>de</strong>r böse Mutterkonzern, die unengagierten Mitarbeiter, die hohen Zielvorgaben, <strong>de</strong>r ständige Leistungsdruck – all das sind bekannte Ausre<strong>de</strong>n, die helfen, die eigene Verantwortung zu minimieren. Führungskräfte, die ihre schwache Wirkung und ihren Mangel an Führungsqualität hauptsächlich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r äußeren Misere begrün<strong>de</strong>n, haben eines noch nicht verstan<strong>de</strong>n: Entschei<strong>de</strong>nd ist nicht, was dir im Leben passiert o<strong>de</strong>r zustößt. Entschei<strong>de</strong>nd ist, was du daraus machst. Je<strong>de</strong>r hat in seinem Rahmen die Möglichkeit, sein Leben selbst zu interpretieren. Es gibt ein Geschenk <strong>de</strong>s freien Willens – jenseits <strong>de</strong>ssen, was uns an Ungerechtigkeiten und Druck von außen wi<strong>de</strong>rfährt. Gera<strong>de</strong> Führungskräfte sollten dieses Geschenk annehmen, ihre innere Freiheit entwickeln und dazu nutzen, das Beste aus sich und <strong>de</strong>n Menschen um sie herum zu machen. Um an<strong>de</strong>re zu för<strong>de</strong>rn, muss ich zuerst meinen freien Willen erkennen und anwen<strong>de</strong>n. Erst die Tatsache, dass ich mich selbst verän<strong>de</strong>re, bringt Entwicklung. Manchmal sagen Zuhörer meiner Vorträge: „Herr Grundl, Sie haben doch ein Leben genau so, wie Sie es wollen.“ Ich weiß dann nicht, ob ich lachen o<strong>de</strong>r weinen soll. Ich soll ein Leben ganz nach meinen Wünschen haben? Ich sitze im Rollstuhl und bin zu 90 Prozent gelähmt. Das ist die Realität, die ich akzeptieren muss. Tatsache ist, dass ich mir im Rahmen <strong>de</strong>ssen einen Raum geschaffen habe, in <strong><strong>de</strong>m</strong> ich sein kann. Und ich behaupte: Das kann je<strong>de</strong>r Mensch, egal, wie hart die Wirklichkeit, <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r er sich abfin<strong>de</strong>n muss, im Moment aussieht. Die größte innere Freiheit, die wir erlangen können, ist die Freiheit, <strong>de</strong>n Dingen, die uns geschehen, unsere eigene Be<strong>de</strong>utung zu geben. Eine Be<strong>de</strong>utung, die uns selbst inspiriert und da<strong>mit</strong> auch an<strong>de</strong>re. Das ist mentale Höchstleistung: Selbst durch<strong>de</strong>nken und interpretieren, nicht nachplappern. Menschen sind dann zu echter innerer Freiheit in <strong>de</strong>r Lage. Aber dafür müssen sie aufhören, eine bessere und gerechtere Welt zu for<strong>de</strong>rn und sich <strong>mit</strong> <strong>de</strong>r Welt und <strong>de</strong>n Menschen versöhnen. Konrad A<strong>de</strong>nauer brachte es auf <strong>de</strong>n Punkt: „Nimm die Menschen, wie sie sind. An<strong>de</strong>re gibt es nicht.” „ Boris Grundl ist Managementtrainer, Unternehmer, Autor sowie Inhaber <strong>de</strong>r Grundl Lea<strong>de</strong>rship Aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie, die Unternehmen befähigt, ihrer Führungsverantwortung gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Grundl gilt bei Managern und Medien als „<strong>de</strong>r Menschenentwickler“ (Süd<strong>de</strong>utsche Zeitung). Sein Führungsklassiker heißt: „Leading Simple. Führen kann so einfach sein.“ (Gabal Verlag, Offenbach 2007, 192 Seiten, 19,90 Euro). www.grundl-aka<strong><strong>de</strong>m</strong>ie.<strong>de</strong> und www.diktatur-<strong>de</strong>r-gutmenschen.<strong>de</strong> 64 wirtschaft + weiterbildung 04_2012
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