Buch Magazin Oktober 2013

INTERVIEW
Informationen, wie zum Beispiel
die Tatsache, dass gleich nach
dem Gesicht, die Hand der beste
Körperteil für die Identifizierung
einer Person ist.
Ich liebe das Schwimmen
und das Meer, daher ist
das Schwimmen im Meer
eines der Dinge, die ich
am liebsten tue.
Im Laufe der Nachforschungen
über das Verschwinden des
Großvaters zeigt sich, dass es nie
eine ordentliche polizeiliche
Untersuchung gab. Ist das etwas
Normales in Brasilien? Warum
passiert so etwas?
Das war normal in Garopaba in
den 60er-Jahren, wenn dort ein
Mord geschah. Die Stadt hatte
weniger als tausend Einwohner
und die Polizei hatte in der
Region keinen effizienten Auftritt.
Heutzutage ist das anders, das
Land hat sich stark weiterentwickelt
und die Polizei ist präsenter.
Aber es gibt immer noch entlegene
Regionen in Brasilien. Dort
ist diese Art von “Gemeindejustiz”
noch normal. Die Bürger
sehen zu, dass sie ihre Probleme
ohne Polizei lösen.
Großvater und Enkel haben einige
Ähnlichkeiten miteinander.
Eine besondere ist die Affinität
zum Meer. Warum wählten Sie
gerade das Wasser als das verbindende
Element zwischen beiden?
Dieser Aspekt der Geschichte hat
direkten Bezug zu meinem Privatleben:
Ich liebe das Schwimmen
und das Meer, daher ist das
Schwimmen im Meer eines der
Dinge, die ich am liebsten tue. Ich
habe versucht, meine Leidenschaft
fürs Meerschwimmen in
den Roman zu bringen.
Abgesehen davon ist der Handlungsort
der Geschichte Garopaba,
eine Kleinstadt an der Küste
Brasiliens, in der hauptsächlich
Fischer wohnen. Im Leben der
Bewohner dieses Ortes spielt das
Meer immer eine wichtige Rolle.
Es beeinflusst die Routine, den
Alltag, den Gemütszustand, die
Arbeit, alles.
Ein besonders interessantes
Gespräch findet zwischen der
Hauptfigur und einem buddhistischem
Bekannten statt. Es geht
um die Frage, ob der Sohn seinen
Vater verraten hat, weil er
dem letzten Wunsch des Vaters,
seinen Hund einzuschläfern,
nicht nachgekommen ist. Wie
sehen Sie persönlich das?
Ich finde die Meinung der beiden
Personen gleichermaßen spannend.
Der Protagonist legt seine
Priorität auf die persönliche
Ethik, in der das Versprechen, das
man einer geliebten Person gibt,
nicht gebrochen werden darf; der
buddhistische Freund hat eine
utilitarischere Sicht, in der das,
was wirklich wichtig ist, das
Minimieren des Leidens der
lebenden Personen so weit wie
nur möglich ist. Ich möchte meine
eigene Stellung lieber nicht preisgeben.
Der Autor spielt keine
Rolle. Ich beschränke mich darauf
zu sagen, dass ich beide Standpunkte
gleichermaßen interessant
finde.
Kommen wir zu Ihrem Aufenthalt
in Deutschland. Sie sind
einer der Schriftsteller aus der
brasilianischen Delegation auf
der Frankfurter Buchmesse.
Welche Erwartungen haben Sie
diesbezüglich?
Ich hoffe, dass die Regierung, die
Verlage und die brasilianischen
Autoren es schaffen, die Möglichkeit
dieser Hommage auf der
Frankfurter Buchmesse zu nutzen,
um die Übersetzung und das
Lesen der kontemporären brasilianischen
Literatur zu fördern,
die zurzeit sehr lebendig ist und
es verdient, international besser
bekannt zu sein.
Von einem persönlichen Standpunkt
aus: Ich hoffe, dass ich die
Übersetzung meines Romans in
Deutschland verbreiten kann, was
mich sehr freut.
Wie wird deutsche Literatur in
Brasilien rezipiert?
Die deutsche Kultur ist im Allgemeinen
sehr geschätzt in Brasilien,
wenigstens von den Brasilianern,
die eine gute Schulbildung
haben. Das gilt auch für die
Sprache. Das Goethe Institut ist
hier eine sehr bekannte und
respektierte Institution. Aktuelle
Autoren wie W. G. Sebald sind
hier geschätzt von Lesern und
Die deutsche Kultur ist
im Allgemeinen sehr
geschätzt in Brasilien,
wenigstens von den
Brasilianern, die eine
gute Schulbildung
haben.
Kritikern. Ich kann nicht sagen,
wie unser Wissen über weniger
international bekannte Autoren
ist. Ich wette, es gibt ein großes
Kontingent an guten aktuellen
deutschen Schriftstellern, von
denen wir noch nie gehört haben.
Stichwort Literatur: Welches
Genre lesen Sie selbst gern?
Ich lese hauptsächlich Fiktion und
Bücher über Philosophie, Physik,
Neurowissenschaften, Gesellschaftswissenschaften
im Allgemeinen.
Ich lese weniger Gedichte,
als ich gern tun würde.
Was war das letzte gute Buch,
das sie gelesen haben?
“Geist und Kosmos” vom Philosophen
Thomas Nagel.
Was dürfen deutsche Leser in
Zukunft von Ihnen erwarten?
Gute Frage. Weiß ich noch nicht.
Aber sobald ich es herausfinde,
lasse ich es wissen, haha.
Vielen Dank.
Interview: Maik Kade
108 | BUCH-MAGAZIN