Juni 2013 - IHK Berlin
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TITEL<br />
18 I <strong>Berlin</strong>er Wirtschaft 06-13<br />
Internetinformationen verknüpft. Gründer<br />
Felix Daub ist einerseits glücklich<br />
über die Möglichkeit der universitären<br />
Ausgründung. Andererseits sieht er,<br />
was die praktische Umsetzung der Förderprogramme<br />
angeht, noch Verbesserungspotenzial:<br />
„Start-ups funktionieren<br />
nach einer eigenen Logik, die leider<br />
von vielen Behörden noch nicht verstanden<br />
wird.“ So könne es nach wie vor passieren,<br />
dass Gründungszuschüsse abgelehnt<br />
werden, nur weil man kein klassisches<br />
Büro vorzuweisen hat. Oder dass<br />
sogenannte Anschubfinanzierungen<br />
erst nach Monaten bewilligt werden.<br />
„Gerade für IT-Start-ups in der Frühphase<br />
ist es oft entscheidend, sehr schnell zu<br />
wissen, ob man mit Geld rechnen kann“,<br />
so Daub.<br />
Start-ups haben keine Lobby<br />
Doch anders als große Unternehmen,<br />
die über ihre in der Lobbyarbeit gut aufgestellten<br />
Verbände schnell Gehör an<br />
den wichtigsten Schaltstellen finden, ist<br />
es für Start-ups viel schwieriger, auf ihre<br />
Missstände aufmerksam zu machen.<br />
„Start-ups haben noch keine große Lobby“,<br />
erklärt Daniel-Jan Girl, der im Präsidium<br />
der <strong>IHK</strong> <strong>Berlin</strong> als Beauftragter<br />
für Start-ups zuständig ist. Eine Problematik,<br />
die in der Natur der Sache liegt.<br />
Gründer müssen sich um ihr Produkt,<br />
die Kunden und die Mitarbeiter kümmern,<br />
für den Aufbau einer Lobby bleibt<br />
keine Zeit. „Zudem ist die Start-up-Szene<br />
sehr heterogen, die Herausforderungen<br />
sind so unterschiedlich wie die<br />
Branchen“, so Girl. Der Unternehmer<br />
sieht daher die Industrie- und Handelskammern<br />
als natürliche Gesamtinteressenvertretung<br />
der Existenzgründer und<br />
Jungunternehmen. Für den überwiegenden<br />
Teil der Start-ups sei die Kammer<br />
der erste Kontakt mit einer Interessenvertretung.<br />
Zudem sind die <strong>IHK</strong>s einflussreich<br />
und erfahren im Umgang mit<br />
heterogenen Strukturen.<br />
Über die Kammern könnten Start-ups<br />
auch schnell in den Kontakt zur etablierten<br />
Wirtschaft treten. „Leider gibt es so<br />
gut wie keinen Austausch zwischen dem<br />
traditionellen Mittelstand und Start-ups.<br />
Das sind zwei verschiedene Welten, die<br />
sich aber gegenseitig gut tun würden.<br />
Schließlich verfolgen beide – mit unterschiedlichen<br />
Stärken und Schwächen –<br />
das gleiche Ziel: Wachstum“, meint der<br />
<strong>IHK</strong>-Beauftragte Girl.<br />
Der verbesserte Zugang zu Risikokapital,<br />
finanzierbare Mieten, die Möglichkeit,<br />
schnell ausländische Fachkräfte anwerben<br />
und anmelden zu können, und<br />
der Kampf gegen die Bürokratie sind aus<br />
Sicht von Girl die wichtigsten Felder für<br />
eine Lobbyarbeit zugunsten der Startups.<br />
Geld fließt zwar immer mehr in die<br />
<strong>Berlin</strong>er Szene, aber es reicht noch nicht,<br />
um das wachsende Potenzial an Jungunternehmertum<br />
ausreichend zu finanzieren<br />
– auch wenn Investoren sich zur<br />
Hauptstadt bekennen.<br />
Die Zukunft hat begonnen<br />
So hat als einer der ersten Risikokapitalgeber<br />
überhaupt die Earlybird Venture<br />
Capital GmbH & Co. KG im letzten<br />
Jahr ihren Hauptsitz von Hamburg<br />
an die Spree verlegt. „Wir haben schon<br />
jetzt, nach dem Silicon Valley, die zweitgrößte<br />
Gründungsrate der Welt“, sagt<br />
Ciaran O’Leary, Partner bei Earlybird.<br />
Er ist überzeut: „<strong>Berlin</strong> steht eine große<br />
Zukunft bevor.“<br />
Eine Zukunft, die für viele der Startups<br />
längst begonnen hat. „Wir sind vermutlich<br />
die erste Generation überhaupt,<br />
die einen Technologiewandel erlebt und<br />
ihn gleichzeitig aktiv mitgestalten kann“,<br />
sagt Benedikt Lehnert von 6Wunderkinder.<br />
„Das sollten wir nutzen.“<br />
Unternehmensgründer Felix Daub sieht Verbesserungspotenzial<br />
bei der Umsetzung der Förderprogramme<br />
„<strong>Berlin</strong>s IT-Gründerszene hat viel Potenzial“: Simon Schaefer, Partner bei JMES-Investment, einem Risikokapitalgeber,<br />
der Firmen mit sogenannten Seed-Investments durch die schwierige Phase nach der Gründung hilft<br />
FOTOS: ANDREAS MEICHSNER, PA/DPA