Juni 2013 - IHK Berlin

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Abris Lelbach stieg 1996 bei der Elpro ein, sanierte das Unternehmen und wurde zum geschäftsführenden Gesellschafter. Aufgewachsen war Lelbach in Frankfurt/ Main. Dort studierte er Betriebswirtschaft und begann in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. In Berlin beriet er die Treuhandanstalt und wurde 1994 Vorstandsmitglied des Anlagenbauers KAB.
INTERVIEW DES MONATS „Bürokratische Hürden sind viel zu hoch“ Abris Lelbach, Inhaber der Lelbach-Holding, gehört unter den Arbeitgebern zu den Top 100 der Stadt. Dabei haben beide Standbeine, Elpro und GIP, dasselbe Problem: Sie brauchen die Fachkräfte, die zu den Mangelberufen zählen FOTOS: KIELMANN Berliner Wirtschaft: Die Lelbach- Gruppe ist mit 935 Mitarbeitern in Berlin einer der größten Arbeitgeber der Stadt. Aber viel ist über Ihr Unternehmen nicht bekannt – abgesehen von der Elpro, die ja ein Ostberliner Traditionsunternehmen ist. Welche Firmen haben Sie in der Holding zusammengeführt? Abris Lelbach: Wir haben zwei wesentliche Standbeine: Die Elpro GmbH; die sich mit der Errichtung von Elektro- und Automatisierungsanlagen in den Bereichen Energie, Gas, Verkehr und Bergbau beschäftigt und die GIP Gesellschaft für medizinische Intensivpflege mbH. Die GIP ist ein hochspezialisiertes, medizinisches Dienstleistungsunternehmen im Bereich der häuslichen Intensivpflege mit Schwerpunkt der Versorgung beatmungspflichtiger Kinder und Erwachsener. Das sind ja zwei ganz unterschiedliche Welten. Warum führen Sie so verschiedene Geschäftsbereiche in einer Holding zusammen? Wir haben nun einmal diese beiden Firmen und die Zusammenführung unter ein Dach hat Vorteile. So unterschiedlich die beiden Themen auch klingen mögen, beides hat viel mit Logistik sowie Projektund Prozessmanagement zu tun. Die Grundprinzipien sind in beiden Branchen die gleichen: Prozesse müssen verstanden und organisiert werden. Wir verkaufen Qualität, ob in der Intensivkrankenpflege oder im Elektroanlagenbau. Auf beiden Gebieten sind wir hochgradig spezialisiert. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit: In beiden Firmen sind wir auf Mangelberufe angewiesen. Für die Elpro suchen wir Ingenieure und Facharbeiter, für die GIP suchen wir staatlich examiniertes Pflegepersonal. Letzteres ist noch schwieriger zu finden. Wie schaffen Sie es, den Fachkraftbedarf zu decken? Wer sagt denn, dass wir es schaffen? Nein, im Ernst: Ingenieure für die Elpro zu finden, ist noch möglich. Dabei kommt uns zugute, dass in Berlin von den Hochschulen auch viele gute Ingenieure hier am Standort ausgebildet werden. Aber wir haben bei der GIP leider bei Weitem nicht so viele Krankenschwestern, wie wir gern hätten. Insgesamt haben wir in der gesamten Firmengruppe bundesweit 300 offene Stellen, im Wesentlichen im Gesundheitsbereich. Warum bilden Sie denn nicht selbst aus, oder finden Sie auch keine Azubis? Das würden wir gern im Pflegebereich machen. Aber das geht nicht. Wir brauchen examinierte Pflegekräfte, und die können nur in Krankenhäusern ausgebildet werden. In der medizinischen Intensivpflege ermöglichen wir zum Beispiel maschinell beatmeten Menschen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. Wir verlagern also die Intensivstation der Krankenhäuser in ein häusliches Umfeld und sorgen für professionelle Betreuung rund um die Uhr. Wir brauchen also wirklich sehr gut ausgebildetes Fachpersonal. Es geht nicht um die allgemeine Krankenpflege, sondern Pflegedienstleistungen in einer spezialisierten Nische für ausgewählte schwierige Krankheitsbilder. Das kann nicht jeder. Dann ist Ihre Gruppe also Spezialist für Recruiting in Mangelberufen? Wir sind auf jeden Fall darauf angewiesen. Weniger als 0,5 Prozent unserer Angestellten sind nicht qualifiziert. Beunruhigend ist vor allem: Es wird ja noch schlimmer, wenn wir uns die demografische Entwicklung ansehen. Im Gesundheitsbereich brennt es schon jetzt richtig. Was kann man tun? Die Politik müsste mehr tun. Es wäre schön, wenn wir ausbilden könnten. Wir haben auch begonnen, qualifizierte Pflegekräfte aus dem Ausland zu holen – aus Spanien, Portugal und Griechenland. Wir haben bereits 100 Fachkräfte aus den genannten Ländern erfolgreich in unsere Gruppe integriert, Tendenz steigend. Das war nicht leicht, aber immerhin eine Möglichkeit, durch Eigeninitiative vor Ort erfolgreich tätig zu sein. Die bürokratischen Hürden sind dennoch viel zu hoch. Was ist so schwierig? Um in Deutschland arbeiten zu können, müssen gerade die qualifizierten Pflegekräfte neben Fachkenntnissen auch Deutschkenntnisse auf einem Niveau nachweisen, das meiner Meinung ▶ „ Wir haben begonnen, qualifizierte Pflegekräfte aus dem Ausland zu holen – aus Spanien, Portugal und Griechenland. “ Berliner Wirtschaft 06-13 I 55
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