Download ( PDF | 4649 KB ) - Wirtschaftsrat der CDU e.V.
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A g e n d a<br />
mehr Wachstum könnte freigesetzt werden,<br />
wenn bei den europäischen Richtlinien 25 Prozent<br />
Bürokratieabbau wirklich erreicht würden.<br />
Außerdem muss Europa weltweite Abkommen<br />
unterstützen. An dieser Stelle nenne ich beispielhaft<br />
die Doha-Runde. Europa muss Vorreiter eines<br />
offenen und liberalen multilateralen Handels<br />
auf <strong>der</strong> Welt sein – einmal um seinem eigenen<br />
Wertefundament gerecht zu werden, zum<br />
zweiten weil Europa und auch Deutschland immer<br />
am meisten davon profitiert haben, wenn<br />
wir für einen offenen Welthandel eintreten.<br />
Auch haben wir uns in unserer deutschen EU-<br />
Ratspräsidentschaft intensiv für die transatlantische<br />
Wirtschaftspartnerschaft eingesetzt. Das<br />
ist eine wichtige Antwort auf den gewachsenen<br />
Wettbewerb. Nichttarifäre Hemmnisse, wie wir<br />
sie vor <strong>der</strong> Einführung des Binnenmarktes in<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union hatten, binden hier zu<br />
viele Kräfte. Wenn wir zum Beispiel bei <strong>der</strong> Zulassung<br />
von Medikamenten, bei Crashtests von<br />
Autos, bei den Bilanzierungsregeln und vielem<br />
an<strong>der</strong>en mehr eine gemeinsame Kraftanstrengung<br />
schafften, dann brächte das einen großen<br />
Gewinn, den wir in Innovation, in Forschung, in<br />
Zukunft investieren könnten, was beide Kon -<br />
tinente im Übrigen dringend gebrauchen<br />
können.<br />
Wenn wir über den Wettbewerb <strong>der</strong> Kontinente,<br />
über die Entwicklung <strong>der</strong> Globalisierung<br />
sprechen, werden wir sicherlich auch in Zukunft<br />
darüber reden müssen, welche Instrumente<br />
<strong>der</strong> Finanzmärkte uns nach vorne bringen<br />
und – im Gegenzug – welche Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Transparenz und <strong>der</strong> Kontrolle wir hier<br />
einfor<strong>der</strong>n müssen.<br />
Ohne Zweifel ist die Globalisierung für viele<br />
Menschen eine große Herausfor<strong>der</strong>ung. Deshalb<br />
beschäftigen wir uns zum Beispiel mit <strong>der</strong><br />
Frage, wie Transparenzregeln für Hedgefonds<br />
aussehen sollten. Nicht weil wir diese Instrumente<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Finanzpolitik einfach ablehnen,<br />
son<strong>der</strong>n weil wir sehen, dass zwischen<br />
den herkömmlichen und den neuen Instrumenten<br />
ein hohes Maß an Unterschiedlichkeit<br />
in <strong>der</strong> Transparenz herrscht. Ich bin dem Präsidenten<br />
<strong>der</strong> Europäischen Zentralbank sehr<br />
dankbar, dass er sich für einen Code of Conduct<br />
eingesetzt hat. Wenn dieser von <strong>der</strong> Industrie<br />
und <strong>der</strong> Finanzwirtschaft selber erarbeitet<br />
wird, dann ist das allemal das Beste.<br />
Deshalb meine Bitte an dieser Stelle auch an Sie<br />
für Ihre Diskussion im <strong>Wirtschaftsrat</strong>: Lassen<br />
Sie uns für das notwendige Maß an Regu lie -<br />
rung eintreten, bevor wir zum Schluss zu fal -<br />
schen Formen <strong>der</strong> Überregulierung kommen.<br />
Was also ist die Aufgabe <strong>der</strong> Europäischen<br />
Union? Mit Sicherheit nicht, sich dauernd mit<br />
sich selbst zu beschäftigen. Deshalb hoffe ich,<br />
dass Europa für seine zukünftigen vertrag -<br />
lichen Grundlagen in <strong>der</strong> nächsten Woche ein<br />
Stück weiter kommen wird. Denn es gibt so viele<br />
Dinge, bei denen die Welt nicht auf Europa<br />
wartet und bei denen es darum geht, dass wir<br />
uns kraftvoll mit einer einheitlichen Stimme<br />
ein mischen. Das beginnt bei <strong>der</strong> Frage des<br />
Klima schutzes und <strong>der</strong> Energiepolitik, es geht<br />
weiter über kräftiges wirtschaftliches Wachstum,<br />
Ausbildung, Rahmenbedingungen für<br />
Arbeitsstandards bis hin zu ökologischen Standards.<br />
Ich bin <strong>der</strong> festen Überzeugung, dass wir mit<br />
unseren kulturellen Erfahrungen, Traditionen<br />
und Erfolgen <strong>der</strong> vergangenen Jahre alle Chancen<br />
haben, im globalen Wettbewerb nicht nur<br />
bestehen zu können, son<strong>der</strong>n ihn auch ganz<br />
entscheidend mitbestimmen zu können.<br />
Das können wir aber nur, wenn wir uns <strong>der</strong> realen<br />
Kräfteverhältnisse in <strong>der</strong> Welt bewusst sind.<br />
In <strong>der</strong> Europäischen Union leben zusammen fast<br />
500 Millionen Einwohner. Auf <strong>der</strong> Welt leben<br />
über sechs Milliarden Menschen, in Deutschland<br />
80 Millionen. Wer also glaubt, er könne allein<br />
mit 80 Millionen Deutschen o<strong>der</strong> knapp 500<br />
Millionen Europäern für sechs Milliarden den<br />
Takt vorgeben, <strong>der</strong> überhebt sich schlicht und<br />
einfach. Deshalb muss die Europäische Union<br />
gemeinsam handeln. Wir müssen selbstbewusst<br />
auftreten, selbstbewusst mit dem, was wir können,<br />
neugierig auf das, was zu machen ist, kraftvoll<br />
und mit Elan. Dann, so glaube ich, hat<br />
Europa, ein Kontinent, <strong>der</strong> heute ohne Krieg<br />
friedlich und demokratisch seine Zukunft gestaltet,<br />
die Chance, weltweit ein anerkannter<br />
Partner zu sein.<br />
Zurzeit findet ein großer Wettbewerb um gesellschaftliche<br />
Ordnungen statt. Deshalb ist es<br />
so wichtig, dass eine dynamische Wirtschaft<br />
mit einer mit Maß gestaltenden Politik einhergeht,<br />
um ein Ziel unserer Zeit zu erreichen: die<br />
Globalisierung menschlich zu gestalten. <br />
Rede Wirtschaftstag 2007<br />
III/2007 trend<br />
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