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Jürgen Hogrefe<br />
Generalbevollmächtigter <strong>der</strong> EnBW<br />
Nichtsdestotrotz gebe es einen globalen Kampf<br />
um Ressourcen. „Doch nicht die Verknappung<br />
<strong>der</strong> Rohstoffe ist das Problem, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
die schwieriger gewordenen Möglichkeiten,<br />
den gegenwärtigen und künftigen Bedarf<br />
in unseren westlichen Wirtschaften überhaupt<br />
zu decken.“ Man habe es darum nicht mit einer<br />
absoluten, son<strong>der</strong>n relativen Verknappung <strong>der</strong><br />
Rohstoffe zu tun, unterstrich <strong>der</strong> EnBW-Generalbevollmächtigte.<br />
„Das große Problem ist <strong>der</strong><br />
Zugang zu den Rohstoffen. Bei <strong>der</strong> Sicherung<br />
<strong>der</strong> Rohstoffe tritt immer sichtbarer die Konkurrenz<br />
aus Ostasien und an<strong>der</strong>en Boom-Regionen<br />
<strong>der</strong> Welt auf. Das bedeutet, dass die<br />
Konkurrenz um die Ausbeutung und den Erwerb<br />
von Rohstoffen sich erheblich verschärft<br />
hat“, erklärte Hogrefe weiter. Dies resultierte<br />
auch aus <strong>der</strong> großen Nachfrage aus Län<strong>der</strong>n<br />
wie China und Indien, die sich binnen kürzester<br />
Zeit wirtschaftlich und demographisch dramatisch<br />
entwickelt hätten.<br />
Jürgen Hogrefe bemerkte, das Thema Rohstoffsicherheit<br />
sei in jüngerer Zeit zu einem<br />
viel diskutierten Thema geworden. „Dazu<br />
trägt ganz sicher auch das zunehmende Bewusstsein<br />
darüber bei, dass manche <strong>der</strong> für<br />
unsere Volkswirtschaften unverzichtbaren<br />
Rohstoffe wie Öl und Gas in absehbarer Zeit<br />
erschöpft sein werden.“ Hogrefe betonte, dass<br />
niemand den genauen Zeithorizont kenne.<br />
Die meisten mineralischen Rohstoffe und Metalle<br />
indes seien in ausreichen<strong>der</strong> Menge vorhanden.<br />
„Die Frage nach <strong>der</strong> Reichweite von<br />
diesen Rohstoffen wird oft überdramatisiert.<br />
Platin, Diamanten, Kupfer, Zink und Zinn beispielsweise<br />
sind ausreichend da – zumal <strong>der</strong><br />
technische Fortschritt den Abbau, die Nutzung<br />
und den Einsatz von solchen Stoffen erheblich<br />
erleichtert“, sagte Hogrefe. „Die dynamische<br />
Bevölkerungsentwicklung und damit<br />
verbundene Industrieentwicklung muss nicht<br />
schrecken, weil wir erst am Beginn neuer Gewinnungstechniken<br />
stehen.“<br />
„China wird demnächst 70 Prozent seines Rohstoff-Bedarfs<br />
durch Importe decken müssen.<br />
Indien sogar 90 Prozent. Beide Län<strong>der</strong> sind<br />
zwar bevölkerungsreich, aber rohstoffarm. Beide<br />
Län<strong>der</strong> haben die Rohstoffpolitik längst<br />
zum Bestandteil ihrer Geopolitik gemacht.<br />
Dieser Umstand erhöht nicht nur tendenziell<br />
die Preise, son<strong>der</strong>n wird uns in Zukunft auch<br />
womöglich den Zugang zu einigen Ressourcen<br />
erheblich erschweren“, erläuterte Hogrefe.<br />
„Schon heute gilt: Wo immer Öl ist, sind Chinesen.<br />
Womöglich gilt in Zukunft: Hier gibt es<br />
kein Öl für uns, hier sind schon die Chinesen.“<br />
Län<strong>der</strong> wie China, Russland und Saudi Arabien<br />
hielten sich zudem nicht immer an die traditionellen<br />
Spielregeln im internationalen Marktgeschehen.<br />
So schlössen sie etwa Lieferverträge<br />
ab mit demokratisch nicht legitimierten Regierungen<br />
und unterliefen so internationale Bestrebungen<br />
<strong>der</strong> Herausbildung von Zivilgesellschaften,<br />
kritisierte Hogrefe. „Die Art, wie China<br />
im Sudan, in Nigeria und Angola sich den<br />
Zugang zu Ressourcen verschafft, wird von uns<br />
als Bedrohung wahrgenommen – nicht zuletzt<br />
wegen <strong>der</strong> daraus resultierenden sicherheitspolitischen<br />
Bedrohung.“ Eine Folge <strong>der</strong> relativen<br />
Rohstoffverknappung sei ferner, dass sich<br />
ressourcenreiche Län<strong>der</strong> eine stärkere Verhandlungsmacht<br />
verschaffen könnten. Dies<br />
helfe ihnen, Preise zu setzen o<strong>der</strong> sich ihre Kunden<br />
beliebig aussuchen zu können. „Beispielhaft<br />
ist Venezuela, das lange als Hinterhof <strong>der</strong><br />
USA galt und nun sein Öl bewusst nicht mehr<br />
in die USA liefern will“, sagte Hogrefe.<br />
Energie spiele beim Kampf um Rohstoffe hingegen<br />
„in einer völlig an<strong>der</strong>en Liga“. „Zum einen<br />
wegen <strong>der</strong> herausragenden Bedeutung<br />
88 trend III/2007