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<strong>AUDIO</strong>PHILE CDS DES MONATS<br />
Allan Taylor<br />
All Is One<br />
klang<br />
tipp<br />
Elvira Nikolaisen & Mathias Eick<br />
I Concentrate On You<br />
klang<br />
tipp<br />
Musik › POP & rOCK<br />
Stockfisch/in-akustik (Stereo-SACD)<br />
Mit silbrig schimmernden Höhen <strong>und</strong> straffen Bässen purzeln die Gitarrenakkorde<br />
des Openers „Endless Highway“, aus den Speakern<br />
<strong>und</strong> signalisieren: Hier waren vor <strong>und</strong> hinter den Studiofenstern Könner<br />
am Werk. Auf der einen Seite: Allan Taylor, der auf „All Is One“ einmal<br />
mehr mit literarischem Anspruch die Lebenswelten der „unbesungenen<br />
Alltagsmenschen“ festhält. Mit offenen Saitenso<strong>und</strong>s <strong>und</strong> einem hörbaren<br />
Faible für die Folk-Tunes von Davey Graham <strong>und</strong> John Renbourn<br />
erreicht der Troubadour aus Brighton einen erstaunlichen Tonumfang auf<br />
seinen Martin-Gitarren, die<br />
von Klavier, Flöte, Violoncello Bert Jansch, Richard Thompson, Nick Drake<br />
<strong>und</strong> dezenter Perkussion<br />
umspielt werden. Ergebnis:<br />
leise Lieder voll Poesie <strong>und</strong><br />
Realitätssinn <strong>und</strong> der samtigen<br />
Sinnlichkeit von Taylors<br />
unaufgeregten Vocals. Dass<br />
dies schlicht famos klingt,<br />
dafür sorgte diesseits des<br />
Studioglases die Stockfisch-<br />
Crew um Günter Pauler, die<br />
dem Instrumentarium eine<br />
fast greifbare Stofflichkeit<br />
einhauchte. Stefan Woldach Musik:<br />
Klang:<br />
Grappa/Galileo (CD)<br />
Ein Album mit Werken aus dem „Great American Songbook“? Wer<br />
dem geneigten Publikum angesichts dutzender Konkurrenzaufnahmen<br />
hierbei mehr als ein wohltemperiertes „ooch ja ...“ entlocken will,<br />
muss schon einiges zu bieten haben. Und Elvira Nikolaisen & Mathias<br />
Eick haben bei ihrer Kollektion von mitternachtsblauen Jazz chansons<br />
tatsächlich ein paar prächtige Argumente an Bord: einen vollen, feingliedrigen,<br />
famos ausgeleuchteten Klang etwa, der fast Referenz status<br />
beanspruchen darf. Dazu kommen Arrangements mit dem gewissen<br />
Etwas: Nikolaisen macht<br />
Diana Krall, Holly Cole<br />
die seelischen Untiefen von<br />
Evergreens wie Irving Berlins<br />
„You Can Have Him“ oder „I<br />
Concentrate On You“ (Cole<br />
Porter) mit herbschöner<br />
Stimme hörbar, <strong>und</strong> Eick, von<br />
diversen Aufnahmen für das<br />
Label ECM bekannt, zeigt<br />
sich an Kontrabass, Vibraphon<br />
<strong>und</strong> Trompete als stilsicherer<br />
Ästhet, der auch Kollegen an<br />
Piano <strong>und</strong> Violine viel Raum<br />
für zarte bis lässig swingende<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Soli lässt. Christof Hammer<br />
SCHÄTZE DES MONATS<br />
Midlake Antiphon<br />
Bella Union / PIAS / Rough Trade (CD, LP+CD+Poster)<br />
Glück im Unglück? Der Ausstieg<br />
eines langjährigen Sängers<br />
(hier vonTim Smith) ist gemeinhin<br />
kein Anlass zur Freude – sorgte im<br />
Fall der texanischen Band Midlake<br />
aber für eine stimmige Neuausrichtung<br />
ihres ohnehin schon atmosphärischen,<br />
warmen <strong>und</strong> intimen Stils.<br />
Zwar ist die melodieverliebte <strong>und</strong><br />
dem Folk verb<strong>und</strong>ene Melancholie<br />
als F<strong>und</strong>ament geblieben, jedoch<br />
wird sie durch viel progrockige Psychedelik<br />
reflektiert, beschleunigt <strong>und</strong><br />
Musik:<br />
Klang:<br />
aufgebrochen. Dieser So<strong>und</strong> reibt<br />
sich dann an der klaren Stimme von Eric Pulido, während eine quirlige<br />
Rhythmussektion, kaleidoskopische Westcoastgitarren, Harmonyvocals,<br />
Softrock-/AOR-Balsam <strong>und</strong> das Spiel mit kammermusikalischer Instrumentierung<br />
den Hang zum Opulent-Filmischen offenbaren. Das Subtile<br />
ist auf dem vierten Album mehr dem Lebhaften gewichen, doch noch<br />
immer huscht ein Hauch von spätsommerlicher Tristesse durch die Midlake-Melodien<br />
(wie in „Provider“ oder dem schönen Singalong „The Old<br />
And The Young“). Bis auf einen kleinen Schlenker ins Unentschlossene<br />
in der Mitte des Albums („Vale“, ,Aurora Gone“): top! Daniel Vujanic<br />
The Trials Of Van Occupanther (2006); America, Beta Band<br />
Bartmes Flow Motion<br />
Blisstone/Oxmox/Finetunes (CD)<br />
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, aus Noten ein Musikstück zu<br />
komponieren – theoretisch. Der uniforme Gleichklang allenthalben<br />
lässt daran allerdings immer stärker zweifeln ... Hier ist eine der raren<br />
Ausnahmen: Keyboarder Jo Bartmes, mit Hammondorgel <strong>und</strong> Fender<br />
Rhodes im Old School-Style unterwegs, rührt mit Vokalistin Fola Dada –<br />
jazzy, soulful, mal sexy, fast verhuscht – einen wirklich ungewöhnlichen<br />
So<strong>und</strong> an. Weiter mit dabei: Frank Spaniol (u. a. DePhazz) an der sonoren,<br />
aufreizend-animierenden Bassklarinette, ein Drummer/Programmierer,<br />
zwei weitere stets stückdienliche, nie auftrumpfende Schlagzeuger<br />
sowie ziemlich singulär gestimmte Streicher. Das ergibt auf „Flow<br />
Motion“ einen prägnanten <strong>und</strong> nuancierten, sehr organischen <strong>und</strong> weniger<br />
digitalen Klangkosmos als auf Bartmes’ letzten Werken. Zudem<br />
hat der Heidelberger, sonst primär Instrumentalist, diesmal vor allem<br />
Songs komponiert – <strong>und</strong> die klingen mit der ungemein facettenreich<br />
changierenden Fola Dada nie banal,<br />
sondern melodiös, groovy <strong>und</strong><br />
griffig; Abstecher in HipHop-Gefilde<br />
inklusive („Loving You“). Heimlicher<br />
Hit: „Wake Me Up“ mit elegantem<br />
Disco-Flair (Track 3 der Titel-CD).<br />
Alles im Fluss, stets überraschend:<br />
große Klasse! Claus Böhm<br />
Bartmes: Modular Soul; Hattler, Two Tab<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Fotos: Warner Music, Petra Stadler / Universal / Harmonia M<strong>und</strong>i / Sony