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KLASSIK-CD DES MONATS<br />
Mozart, Rossini, Verdi u. a.<br />
Bel Canto – Szenen aus „Die Zauberflöte”, „Semiramide”,<br />
„Attila” u. a.<br />
Simone Kermes (Sopran)<br />
Concerto Köln, ChristophMathias Mueller<br />
Sony (CD, 2 LPs)<br />
Unglaublich, dieses Temperament: Kein Zweifel, Simone Kermes<br />
bringt mit Saft, Kraft <strong>und</strong> einer Extraportion Drastik neuen Schwung<br />
ins Opernfach. Die 43-jährige Leipzigerin gilt als „Crazy Queen des<br />
Barock“ <strong>und</strong> zieht nun auf ihrem neuen Album „Bel Canto“ eine<br />
direkte Linie von Monteverdi zu Verdi.<br />
Koloraturen sind bei Kermes kein liebliches Geträller, sondern irrlichternde<br />
Feuerwerke – exemplarisch nachzuhören etwa in den beiden<br />
herausragenden Arien Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“<br />
mit extrovertiertem Glanz. „Giusto ciel“ aus Rossinis „Maometto<br />
II“ hingegen wird bei ihr zum innigen Seelengebet, <strong>und</strong> in Verdis<br />
„Dall’infame“ („I Masnadieri“) entfaltet sie ein Wechselbad von<br />
tiefer Trauer <strong>und</strong> exzessivem Jubel. Nicht weniger spektakulär: die<br />
Simone Kermes, Lava (Harmonia M<strong>und</strong>i)<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
exklusive Hör-Kostprobe für <strong>AUDIO</strong>-Leser: „Santo di patria indefinito<br />
amor“ aus Giuseppe Verdis „Attila“ – Titel Nummer 12 unserer Heft-<br />
CD „<strong>AUDIO</strong>phile Pearls Vol 7“.<br />
Kurzum, Kermes’ Sopran – mal pfeilgerade, mal mit vollem Vibrato<br />
– ist ein Extrem-Ereignis. Die Barock-Queen kann auch als Belcanto-<br />
Diva überzeugen – ja begeistern! Und das übrigens auch auf Vinyl:<br />
Derzeit legt Sony die aktuellen Veröffentlichungen seiner Klassik-<br />
Top-Acts auch als LP auf; meist in Form von schweren <strong>und</strong> wertig<br />
gefertigten Doppel-Alben. Dass als „Bel Canto“ auf „Schwarzgold“<br />
erscheint, dokumentiert den Status, den die Kermes inzwischen<br />
genießt. Otto Paul Burkhardt<br />
KLANg<br />
tiPP<br />
Musik › KlassiK<br />
Klavier<br />
KLANg<br />
tiPP<br />
lied<br />
KLANg<br />
tiPP<br />
alte Musik<br />
Prokofiev/Bartók Klavierkonzert Nr. 3, Klavierkonzert<br />
Nr. 2 Lang Lang; Berliner Philhar., S. Rattle<br />
Sony (CD, 2 LPs)<br />
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Lang Lang<br />
<strong>und</strong> die Berliner Philharmoniker unter Simon<br />
Rattle eine gemeinsame CD aufnehmen<br />
würden: einfach zu verkaufsträchtig ist diese<br />
Kombination ... Immerhin ist die Repertoirezusammenstellung<br />
mit Sergei Prokofievs <strong>und</strong><br />
Bela Bartóks Klavier konzerten 3 <strong>und</strong> 2 eher<br />
ungewöhnlich. Im Vergleich zu den Referenz-<br />
Aufnahmen dieser Werke (siehe unten) liefern<br />
Lang Lang <strong>und</strong> Rattle eine weiche, mehr ins<br />
Lyrische tendierende Version – ein Eindruck,<br />
der zusätzlich durch die Aufnahmetechnik<br />
verstärkt wird. Doch eigentlich fordern die<br />
Werke von den Interpreten wesentlich mehr<br />
Ecken <strong>und</strong> Kanten. Andreas Lucewicz<br />
Prokofiev: Argerich (DG), Kissin (EMI <strong>und</strong> DG);<br />
Bartók: Anda (DG), Kocsis (Philips)<br />
Diverse Komponisten<br />
On A Cold Winter’s Day Quadriga Consort<br />
DHM/Sony (CD)<br />
Wer in der Weihnachtszeit reizvolle Alternativen<br />
zu den deutschsprachigen Weisen<br />
sucht, liegt bei dieser CD richtig: Die sieben<br />
Mitglieder des österreichischen Quadriga Consort,<br />
ausgewiesene Experten für Alte Musik,<br />
beschäftigen sich hier mit früher Weihnachtsmusik<br />
von den Britischen Inseln. Die mal<br />
ausgelassenen, dann wieder nachdenklichen<br />
Stücke sind einfühlsam arrangiert für weibliche<br />
Singstimme, Blockflöten, Viola da Gamba,<br />
Barock-Cello, Perkussion <strong>und</strong> Cembalo;<br />
gespielt wird mit viel Präzision, Ausdruck <strong>und</strong><br />
Vitalität. Musik von berückender Schönheit,<br />
produziert in w<strong>und</strong>erbar klarem <strong>und</strong> warmem<br />
Klang – wie etwa in „A Babe Is Born All Of A<br />
Maid“, Track 10 der <strong>AUDIO</strong>-Heft-CD. Andreas Fritz<br />
Sting: If On A Winter’s Night (DG)<br />
schubert, schumann u. a. Winterreise, Dichterliebe<br />
u. a.; C. Gerhaher (Bariton), G. Huber (Klavier)<br />
Sony (2 CDs)<br />
Größter Schmerz <strong>und</strong> größtes Glück: Christian<br />
Gerhaher umreißt im schlichten Lied ein<br />
ganzes Universum der Gefühle. Diese „The Art<br />
Of Song“ untertitelte Disc mit Aufnahmen von<br />
1999 bis 2012 lebt vom feinen Timbre seines<br />
sanften, hellen Baritons – <strong>und</strong> von seiner<br />
sensiblen Kunst der Gestaltung, kongenial<br />
ergänzt durch Gerold Huber am Klavier. Gerhahers<br />
Version von Schumanns „Dichterliebe“<br />
träumt sich in karger Reduktion am Rand der<br />
Stille entlang; <strong>und</strong> die eher distanzierte Lesart<br />
der Schubertschen „Winterreise“ wirkt gerade<br />
durch den Verzicht auf vordergründige Dramatik<br />
immens beklemmend. Von Haydn bis<br />
Mahler spannt der 44-jährige Top-Bariton den<br />
Bogen: stets in Referenzqualität! Otto Paul Burkhardt<br />
Winterreise, Fischer-Dieskau, Barenboim (DG)<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
www.audio.de 01 /2014<br />
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