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Musik DeLuxe: 80er-Pop<br />
frisch renoviert<br />
Nahezu wöchentlich lockt Universal mit<br />
neuen Backkatalog-Editionen – der<br />
Marktführer kann schließlich aus dem<br />
Vollen schöpfen. Von Mike Oldfield etwa<br />
kommen gleich zwei Deluxe-Reissues aus<br />
der Phase, als der Brite sich langsam von<br />
Großwerken à la „Tubular Bells“ löste <strong>und</strong><br />
mit dem Popsong-Format experimentierte.<br />
„Crisis“ (1983) gibt’s als Doppel-CD oder<br />
als Box-Set, Letzteres mit 3 CDs plus 2<br />
DVDs, inklusive Live-Mitschnitten, Bonus-<br />
Tracks, 5.1-Mix <strong>und</strong> kleinem Begleitbuch.<br />
Die Hits „Moonlight Shadow“ <strong>und</strong><br />
„Shadow On The Wall“ sind immer noch<br />
toll zu hören, das Remastering ist luftig<br />
<strong>und</strong> kraftvoll, die Konzertaufnahmen aber<br />
wirken unkonzen triert. Auf „Five Miles<br />
Out“ (2 CDs + DVD, 1982), ebenfalls melodienreich<br />
<strong>und</strong> fein remastert, lohnt die<br />
Entdeckung der einstigen Single-B-Seite<br />
„Waldberg (The Peak)“.<br />
Ebenfalls zum Drilling angewachsen ist die<br />
Neuauflage des Rainbirds-Erst lings. Ein<br />
neues Werk der Band um Sängerin Katharina<br />
Franck soll bereits im Frühjahr kommen,<br />
vorher feiert aber das kultige Debüt<br />
den 25. Geburtstag: mit dem remasterten<br />
88er-Original, elf Bonustracks (Liveversionen,<br />
Demos) auf CD 2 – <strong>und</strong> eine DVD<br />
mit dem 1988 von der Künstleragentur der<br />
DDR im Rahmen der denkwürdigen „Friedenswoche“<br />
veranstalteten Auftritt vom<br />
Juni 1988 auf der Radrennbahn in (Ost-)<br />
Berlin-Weißensee: ein Konzert, das man<br />
fraglos „historisch wertvoll“ nennen kann.<br />
Wahlweise als Doppeldecker oder<br />
als 4-CD-Box feiert „The Hurting“, das<br />
1983er-Debüt von Tears For Fears, als<br />
30th Anniversary Edition sein Comeback.<br />
Vor allem die Box mit viel Bonusmaterial<br />
(Live-/Sessionstrack, Raritäten) plus dem<br />
DVD-Mitschnitt „In My Mind’s Eye“ aus<br />
dem Londoner Hammersmith Odeon zeigt<br />
den rauschhaft-intensiven Synthiepop von<br />
Roland Orzabal & Curt Smith in seiner<br />
ganzen Pracht – wäre da nicht das Remastering:<br />
Die Neuabmischung kommt im<br />
Vergleich etwa zur Japan-CD (PHCR-3157)<br />
regelrecht hörsturzgefährdend laut <strong>und</strong><br />
viel zu höhenbetont daher. min/ham<br />
Mike Oldfield Crisis / Five Miles Out<br />
Musik:<br />
Rainbirds Rainbirds<br />
Musik:<br />
Tears For Fears The Hurting<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Klang:<br />
Klang (Remaster):<br />
Piano solo<br />
Dhafer Youssef Birds Requiem<br />
Ethno-Jazz<br />
Okeh/Sony (CD)<br />
Dhafer Youssef ist viel herumgekommen. Von Tunesien aus zog er in den 90ern in die Welt,<br />
zunächst nach Österreich, gefolgt von Deutschland, Skandinavien, Frankreich, um schließlich<br />
wieder in seiner Heimat zu landen. Immer an seiner Seite: die Oud, die er über die Jahre so<br />
spielen lernte, dass er seinen Platz neben Anouar Brahem <strong>und</strong> Rabih Abou-Khalil gef<strong>und</strong>en hat.<br />
Und mehr noch als seine Kollegen hat Youssef seine Odyssee für frische So<strong>und</strong>ideen genutzt –<br />
<strong>und</strong> mit der Stimme ein zweites Instrument gelernt: „Wenn ich in der Früh‘ aufstehe, spiele ich<br />
erst einmal Oud. Sie ist meine Türe zur Musik. Andererseits habe ich das Gefühl, dass ich von<br />
meinem Gesang erst wenig benützt habe ... ich bin auf dem Weg zu meiner eigenen Stimme.“<br />
Wichtig sind auch die Mitstreiter, die ihn auf seinem Weg begleiten <strong>und</strong> die Musik von Alben<br />
wie „Bird‘s Requiem“ wachsen lassen: Gitarrrist Eivind Aarset, Pianist Kristjan Randalu, Phil<br />
Donkin (Bass) <strong>und</strong> Drummer Chander Sardjoe. Weitere Gäste: Trompeter Nils Petter Molvaer,<br />
Aytac Dogan (Kanun) <strong>und</strong> Hüsnü Senlendirici (Klarinette). Gemeinsam entwickelte man eine<br />
orientalische Texturenwelt, behutsam in der Gr<strong>und</strong>anmutung, eruptiv in einzelnen Momenten,<br />
die wie ein Kaleidoskop unterschiedliche So<strong>und</strong>welten von Nordafrika bis Norwegen vereinen.<br />
Youssefs ätherischer Gesang, die reduzierte Oud, das Gemenge der Impulse ergeben so ein<br />
kammerjazziges Juwel, dessen pankulturelle Offenheit die Gegensätze versöhnt. Ralf Dombrowski<br />
Ibrahim Maalouf, Anouar Brahem, Driss El Maloumi<br />
Musik:<br />
Emarcy/Universal (3 CDs)<br />
Klang:<br />
Keith Jarrett<br />
Concerts Bregenz/München<br />
klang<br />
tipp<br />
In seinen Solokonzerten vermittelt Keith<br />
Jarrett zwischen dem Klang des Flügels, des<br />
Raums <strong>und</strong> dem Publikum. Er arbeitet ab,<br />
womit er sich zuletzt beschäftigt hat. Nach der<br />
Auflösung seines amerikanischen <strong>und</strong> seines<br />
europäischen Quartetts hatte er sich mit dem<br />
Mystiker G.I. Gurdjieff befasst <strong>und</strong> mit „The<br />
Celestial Hawk“ ein kammermusikalisches Orchesterwerk<br />
veröffentlicht. Dies spiegelt sich<br />
1981 bei Auftritten in Bregenz <strong>und</strong> München<br />
im Kampf zwischen Innerlichkeit, Freiheit <strong>und</strong><br />
Form in magischen Momenten voller Entspannung<br />
<strong>und</strong> dunkler Ostinati. Als CD wurde erst<br />
nur das Bregenzer Konzert wiederveröffentlicht.<br />
Jetzt sind, wie einst in der LP-Version,<br />
beide Konzerte wieder vereint. Werner Stiefele<br />
Martin Tingvall: En Ny Dag<br />
JAZZ-CD DES<br />
MONATS<br />
Piano-Jazz<br />
Kaori Nomura<br />
Midori – Piano Solo<br />
JazzHausMusik / NRW (CD)<br />
Kaori Nomura stammt aus Kyoto, lebt in<br />
Saarbrücken <strong>und</strong> liebt die Tradition. Sie weiß<br />
aber auch, dass die Zeiten vorbei sind, als die<br />
Wiedergänger der Meister noch vorbehaltlos<br />
gefragt waren. Deshalb lässt sie Vorbilder<br />
von Monk über Debussy bis Aki Takase<br />
bestenfalls durch ihre Musik hindurchscheinen<br />
– als Ahnungen der Personal- <strong>und</strong><br />
Musikstile, die sie inspiriert haben. „Midori“<br />
ist daher ein stellenweise kantiges, dann<br />
wieder klang offenes <strong>und</strong> gestalterisch<br />
eigenwilliges Solo-Album, bei dem sich die<br />
Musik sehr virtuos, manchmal verstockt <strong>und</strong><br />
doch zärtlich aus dem Flügel förmlich herauskämpft.<br />
Ralf Dombrowski<br />
Aki Takase, Simon Nabatov<br />
Musik › JAZZ<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
www.audio.de 01 /2014<br />
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