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Chronik<br />
Die Gotthard-Bergstrecke ist nach<br />
wie vor eine wichtige Transitroute.<br />
Im Bild zwei Pärchen aus Re 4/4<br />
und Re 6/6 (Re 10/10 genannt)<br />
mit einem Zug des Kombinierten<br />
Ladungsverkehrs Florian Martinoff<br />
Das <strong>Schweiz</strong>er Eisenbahnnetz<br />
Der Sonderweg<br />
Im Vergleich zu ihren Nachbarn machte die <strong>Schweiz</strong> in der Eisenbahn-Entwicklung manches anders.<br />
Viele <strong>Bahn</strong>gesellschaften schufen ein dichtes Netz, selbst der Aufstieg des Individualverkehrs sorgte<br />
bestenfalls für eine gebremste Reduzierung des Schienennetzes. Wie war das möglich?<br />
Mit einer Streckenlänge von 4.876 Kilometern<br />
(Stand: 2010) hat die<br />
<strong>Schweiz</strong> bezogen auf ihre Fläche von<br />
41.285 Quadratkilometern neben der Tschechischen<br />
Republik das dichteste Eisenbahnnetz<br />
der Welt. Es ist zu fast 79 Prozent normalspurig<br />
und fast vollständig elektrifiziert.<br />
Die Züge verkehren bis auf wenige Ausnahmen<br />
nach einem festen Taktfahrplan, wobei<br />
die Knotenbahnhöfe in der Regel weniger als<br />
60 Minuten voneinander entfernt sind. Nach<br />
dem <strong>Schweiz</strong>er Eisenbahngesetz gehören auch<br />
Straßen- und schienengebundene Bergbahnen<br />
(z. B. Standseilbahnen) zu den Eisenbahnen<br />
– was die „Verkehrsdichte“ rechnerisch erhöht.<br />
Der Anteil der <strong>Bahn</strong> am gesamten Verkehrsaufkommen<br />
liegt beim Personenverkehr bei<br />
17 Prozent und beim Güterverkehr bei<br />
39 Prozent, einem Spitzenwert.<br />
Mit diesen Zahlen steht die <strong>Schweiz</strong> bestens<br />
da. Den Ruf als <strong>Bahn</strong>land Nummer eins<br />
in Europa verteidigt sie wacker – nicht zuletzt<br />
durch hohe Fahrgastzahlen. Dass die Verhältnisse<br />
so sind, verdankt sie einer kontinuierlichen<br />
Entwicklung und besonderen landesbezogenen<br />
Gegebenheiten.<br />
Schrittweiser Aufbau<br />
Die <strong>Bahn</strong>-Historie begann in dem Alpenland<br />
am 7. August 1847. Damals verkehrte der erste<br />
Zug in der <strong>Schweiz</strong>, die „Spanisch-Brötli-<br />
<strong>Bahn</strong>“ von Zürich nach Baden. Danach ging<br />
Kontinuierlicher Aufbau und landesbezogene Eigenheiten<br />
machten die <strong>Schweiz</strong> zum <strong>Bahn</strong>land Nr. 1<br />
es – mit einigen Irrungen und Wirrungen –<br />
steil bergauf. Das Eisenbahngesetz von 1852<br />
eröffnete Privatbahnen die Möglichkeit zum<br />
Streckenbau. Der Bedarf, viele, auch unwegsame<br />
Regionen zu erschließen, sorgte für reges<br />
Bauinteresse. Bis 1865 wuchs das Schienennetz<br />
auf 1.263 Kilometer an. Alle wichtigen<br />
Städte zwischen Bodensee und Genfersee waren<br />
angebunden, auch wenn die <strong>Bahn</strong>en unter<br />
finanziellen Problemen litten. Ein neues<br />
Eisenbahngesetz hielt am Privatbahnbau fest,<br />
gab dem Bund aber mehr Einfluss durch das<br />
Erteilen und Erneuern von Konzessionen. Politische<br />
Umwälzungen machten die <strong>Bahn</strong> zum<br />
Objekt der Machtpolitik, führten zu Parallelplanungen<br />
und zum Bankrott einer <strong>Bahn</strong>gesellschaft.<br />
Trotzdem war 1880 das normalspurige<br />
Schienennetz 2.448,5 Kilometer lang.<br />
Der Gotthard als Transitstrecke und die Zufahrtslinien<br />
Luzern – Immensee und Zug –<br />
Arth-Goldau wurden gebaut. Damit war das<br />
Hauptstreckennetz vollständig, als es die<br />
<strong>Schweiz</strong>erischen Bundesbahnen (SBB) am<br />
1. Januar 1902 übernahmen. Einziger „Sonderling“<br />
im SBB-Netz blieb die meterspuri-<br />
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