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Lötschberg-Basistunnel<br />
Ein stündlicher IC und ein zweistündlicher EC (Foto) lasten den Tunnel zu mehr als der Hälfte<br />
der Kapazität aus. Für Güterzüge bleiben da nicht mehr viele Optionen V. Emersleben (2, auch S. 42)<br />
In Raron zweigt die Strecke in den Tunnel<br />
von der Rhônetalbahn ab<br />
Josef Mauerer<br />
IN KÜRZE<br />
LÖTSCHBERG-BASISTUNNEL<br />
Spurweite<br />
1.435 mm<br />
Planer<br />
BLS AlpTransit AG<br />
Betreiber<br />
BLS Netz AG<br />
Beginn der Arbeiten 5. Juli 1999<br />
Freigabe 14. Juni 2007<br />
Länge des Tunnels<br />
34,6 km<br />
Anzahl der Röhren 2 (im Endausbau)<br />
Zul. Höchstgeschwindigkeit 250 km/h<br />
Plangeschwindigkeit<br />
200 km/h<br />
Gewicht d. <strong>Bahn</strong>ausrüstung ges. 170.000 t<br />
Sicherungssystem<br />
ETCS<br />
Länge des ges. Stollensystems 88,1 km<br />
Baukosten<br />
4,3 Mrd. CHFr<br />
Projektbeteiligte 2.500<br />
erhebliche betriebliche Einschränkungen gegenüber<br />
der voll ausgebauten Variante. Da die herabgesetzte<br />
Kapazität vollständig für den Fernverkehr<br />
genutzt werden soll, bleibt der Autoverlad<br />
durch den 100 Jahre alten Lötschberg-Scheiteltunnel<br />
in der heutigen Form zwischen Kandersteg<br />
und Goppenstein unverändert bestehen.<br />
Nach lediglich acht Jahren Bauzeit wurde der<br />
Lötschberg-Basistunnel im Sommer 2007 dem<br />
Verkehr übergeben. Seit dem 9. Dezember 2007<br />
ist er in den schweizerischen Taktfahrplan integriert.<br />
Neben dem stündlichen Intercity der Linie<br />
Romanshorn – Brig fährt alle zwei Stunden<br />
ein italienischer Neigezug der Serie ETR 610 als<br />
Eurocity Basel – Mailand (oder ein IC in gleicher<br />
Fahrplanlage) durch den Tunnel. Mit diesen drei<br />
Reisezügen ist der Einspurabschnitt unter Berücksichtigung<br />
der Pufferzeiten bereits zu mehr<br />
als 50 % ausgelastet; für den Güterverkehr bleibt<br />
nur noch Platz für einen Zug pro Stunde in Süd-<br />
Nord-Richtung und drei Züge in der Gegenrichtung.<br />
In den Stunden, in denen der Neigezug<br />
aus Italien kommt, reduziert sich die Anzahl<br />
der Gütertrassen gar auf eine pro Richtung. Deshalb<br />
muss man einen Teil der Güterzüge auf die<br />
alte Bergstrecke schicken. Dafür bevorzugt die<br />
BLS die Süd-Nord-Richtung, weil die Lötschberg-Südrampe<br />
gegenüber der kurvenreichen<br />
Nordrampe günstiger trassiert ist. Zudem kann<br />
auf das Ansetzen einer Vorspann- oder Schublok<br />
in Brig in der Regel verzichtet werden, da<br />
Vorbereitungen für den Tunnelbetrieb: Mon -<br />
tage der Fahrleitung in der Versuchsstrecke<br />
Mitholz<br />
BLS<br />
meist die für die 25-Promille-Rampe Domodossola<br />
– Brig ausgelegte Traktionsleistung der<br />
Züge auch für die Lötschberg-Südrampe mit bis<br />
zu 27 Promille ausreicht.<br />
Ein weiterer Grund für die Nutzung der<br />
Bergstrecke von zum Teil schweren Güterzü-<br />
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Neue Röhre unter dem Berg; die Aufnahme<br />
entstand bei der ersten Versuchsfahrt im<br />
Lötschberg-Basistunnel<br />
BLS<br />
gen liegt in dem Sicherungssystem ETCS Level<br />
2, das im Tunnel obligatorisch ist. Abgesehen<br />
von den Portalen existieren im Tunnel<br />
keine optischen Signale, so dass alle Lokomotiven<br />
mit den entsprechenden fahrzeugseitigen<br />
Einrichtungen ausgestattet sein müssen.<br />
Die knappen Trassen im Tunnel führten in<br />
den ersten Betriebsjahren insbesondere bei verspäteten<br />
Reisezügen aus Italien zu Konflikten<br />
nicht nur von Reisezügen untereinander, sondern<br />
auch mit dem Güterverkehr, da BLS Cargo<br />
natürlich auf keine der lukrativen Trassen<br />
verzichten möchte. Meist konnte das Problem<br />
mit dem Tausch von Trassen gelöst werden,<br />
wobei beispielsweise der IC nach Romanshorn<br />
eine halbe Stunde vor Plan auf die Reise geschickt<br />
wurde und der EC in dessen Plan folgte.<br />
Gelegentlich sind aber auch bereits Fernzüge<br />
über die Bergstrecke geschickt worden.<br />
Wann der endgültige Ausbau des Lötschberg-<br />
Basistunnels mit dem Ausbruch der zweiten<br />
Röhre zwischen Frutingen und Mitholz sowie<br />
einer Verlegung der Gleise in den vorhandenen<br />
Tunnelabschnitten das Nadelöhr beseitigt,<br />
ist zurzeit noch nicht abzusehen.<br />
Dr. Dietmar Beckmann<br />
<strong>BAHN</strong> <strong>EXTRA</strong> 3/2013 43